Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
VON JÜRGEN GROSCHE
Die Initiatoren und Teilnehmer des RP Forums „Zeiten Ergebnissen ihrer interdisziplinären Projektarbeit in de Gelegenheit dazu bot die Polis Co
Die Auswirkungen des Klimawandels kommen – ganz sicher. „Abwarten ist keine Lösung, deshalb muss jetzt vieles gleichzeitig geschehen“, sagt Cornelia Zuschke. Die Beigeordnete für Planen, Bauen und Liegenschaften der Stadt Düsseldorf fordert daher alle Düsseldorfer – insbesondere die Wohnungs- und Hauseigentümer – auf: „Nicht warten, bis eine öffentliche Maßnahme für eine Straße oder ein Quartier angelaufen ist, sondern sofort auch für sich selbst aktiv werden!“Es gebe viele Förderprogramme, deren man sich bedienen könne.
Mit jeder Veranstaltung des RP Forums „Zeitenwende Innenstadt“wurden die Pläne und Empfehlungen der Experten konkreter – und erstmals waren diesmal auch Teilnehmer aus der Friedrichstadt dabei. Die in der Stadtverwaltung für die Stadtplanung und Wohnungswirtschaft Verantwortliche sieht natürlich auch sich selbst und die Verwaltung am Zug: „Ich gehe mit vielen Impulsen aus diesem Forum, trage sie in mein Ressort ebenso wie zu den Kolleginnen und Kollegen, Gremien und Ämtern der Stadt“, sagt Zuschke.
„Vielleicht machen wir es uns manchmal zu einfach, indem wir auf öffentliche Vorgaben und Programme – eben – auf andere warten“, denkt Zuschke laut. „Wir sind am Zug, beginnend bei Staat und Verwaltung über Eigentümerschaften bis zu den Mieterinnen und Mietern“, betont sie. „Jeder muss sich fragen: Was kann ich selbst oder als Teil der Gemeinschaft konkret tun, um meine Nachbarschaft lebenswert zu gestalten?“
Dazu regt Zuschke zum Beispiel einen „niederschwelligen Bürgerdialog und Austausch“an, der auf der einen Seite das städtische oder gesellschaftliche Engagement sichtbar macht und auf
Die Stadtplanungs- und Baudezernentin Cornelia Zuschke stellte die Ergebnisse des RP Forums zusammen mit anderen Teilnehmern auf der Messe Polis vor. der anderen Seite konkrete Maßnahmen der Gemeinschaft vor Ort und den Menschen im Quartier anstößt. „Vielleicht kommt man mit einem Bauwagen mitten ins Quartier oder macht Infostände. Das werden wir gemeinsam in der Zukunftswerkstatt und im Quartier entscheiden – jeder soll sich direkt angesprochen fühlen und mit seinen Fragen willkommen sein.“
Vor Ort sollen dann Experten sein, die Tipps zu energetischer Sanierung, Solar- und Heizungsanlagen oder an Trockenheit angepasster Bepflanzung, konkreten technischen Lösungen oder baulichen Anregungen ebenso geben wie zu Fördermitteln. Wichtig sei auch, Haus- und Wohnungseigentümergemeinschaften zusammen zu moderieren. Dort sehe sie in Innenstadtquartieren das meiste Potenzial, aber gleichzeitig auch das größte Zögern. „Ich engagiere mich in der Zukunftswerkstatt als Herzensangelegenheit, vergleichbar mit einem Ehrenamt“, betont Zuschke. Denn: „Ich will lieber Mut machen, die Veränderung anzugehen, als mich gemeinsam vor ihr zu fürchten.“
Einer von mehreren Bewohnern des Modellquartiers in der Friedrichstadt ist Michael Lorth. Der Professor der Technischen Hochschule Köln mit Spezialgebiet Logistik fühlt sich vom Forum „Zeitenwende Innenstadt“zum Mitmachen aufgefordert: „Nachhaltigkeit kann nicht der Staat organisieren, denn der kann höchstens gute Rahmenbedingungen setzen. Jeder Eigentümer ist nun selbst gefragt – das ist eine Mitmach-veranstaltung.“Er selbst wartet beispielsweise derzeit auf die Genehmigung zur Installation einer Photovoltaik-anlage ohne Abstand zum Nachbardach. „Diese Investition wird sich wohl nicht in monetärer Rendite rechnen, sondern in Lebensqualität“, vermutet
Lorth. „Meine Frau und ich sehen es aber als unsere Verantwortung, jetzt aktiv zu werden, damit Düsseldorf auch für unsere beiden
Töchter selbst in
Hitzesommern eine lebenswerte Stadt sein wird.“
Prof. Dr. Michael Lorth
Experten aus vielen Zweigen der Immobilienwirtschaft besuchten die Messe für Stadt- und Projektentwicklung. Die Teilnehmer und Akteure des RP Forums nutzten die Chance, ihre Vorschläge für eine nachhaltige Gestaltung der Innenstadt zu präsentieren. Zahlreiche Messebesucher verfolgten am Stand der Stadt Düsseldorf mit großem Interesse die Präsentation, die Christopher P. Peterka (gannaca) moderierte.
Damit gingen die Forumsteilnehmer ebenso neue Wege wie mit der Konzeption des Forums. Dieses habe eine Dynamik entwickelt, die sie „so noch nie erlebt“habe, sagte Cornelia Zuschke. Beim Forum arbeiten, so die Beigeordnete der Landeshauptstadt Düsseldorf, Akteure zusammen, „die es anders machen wollen“: interdisziplinär, Begeisterung weckend und lösungsorientiert. „Wir haben eine Allianz gebildet, die sich nicht an Hierarchien orientiert“, fügte Pia Kemper, Leiterin RP Forum, hinzu, und Dieter Castenow, Chef der gleichnamigen Kommunikationsagentur, betonte die Chance, dass hier „Neues und Richtungsweisendes entsteht, das die Stadt spürbar verändern wird“.
Bei der Präsentation auf der Polis kamen nicht nur die Forumsakteure zu Wort, sondern auch Bewohner des Düsseldorfer Stadtteils Friedrichstadt, für den das Forum an Nachhaltigkeit orientierte Gestaltungsvorschläge erarbeitet hat, zum
Beispiel Prof. Dr. Michael Lorth. Er wohne dort mit seiner Familie „mitten in der Stadt. Wir brauchen für vieles kein Auto mehr.“Die Vorschläge des Forums begrüßte er: „Ich bin Logistiker und weiß daher: Wir müssen systemisch denken. Und wir sind alle aufgefordert mitzumachen.“
Zum Beispiel müsse man darüber nachdenken, wo auf den Bestandsgebäuden Photovoltaikanlagen und Wallboxen in Tiefgaragen installiert werden können – und wie Umsetzungshürden weiter abgesenkt werden können. Man müsse hier zügig vorangehen. Auch Wolfgang Oberhössel und Torsten Vetter, die bereits beim jüngsten RP Forum ihre Sicht als Bewohner der Friedrichstadt geschildert hatten, betonten die Bedeutung einer nachhaltigen Stadtentwicklung. „Nachhaltigkeit hat insbesondere bei jungen Menschen einen hohen Stellenwert“, sagte Vetter.
„Wir befinden uns in einem Wettlauf mit der Zeit“, sagte Barbara Possinke (RKW Architektur +) und erinnerte auch die Messebesucher an die Fakten, die sie beim RP Forum vermittelt hatte. „Wir müssen sofort handeln“, appellierte Possinke an die Gesellschaft, „und Handeln fängt mit Denken an“.
Diese Herausforderung sei ein Thema, das alle Städte angehe, meinte Andreas Kipar (LAND). Düsseldorf nehme hier eine Vorreiterrolle ein, „diese große Thematik nach vorn zu bringen“.