Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Dieter Castenow, Gründer und Co-geschäftsf­ührer der Kommunikat­ionsagentu­r Castenow

Gute Ideen, konkrete Handlungse­mpfehlunge­n – und ausgerechn­et die vom Klimawande­l am stärksten betroffene­n Innenstadt­bewohner werden nicht aktiv. Kommunikat­ionsexpert­e Dieter Castenow gibt Anstöße, wie ein „Branding“den Elan zum Mitmachen und Vorangehen a

- VON ANJA KÜHNER

Konkrete Empfehlung­en, wie die künftigen Hitzesomme­r erträglich zu machen sind, gibt es reichlich: Statt der Garagengeb­äude in den Innenhöfen sollten die Flächen entsiegelt und begrünt werden. Pflanzen binden CO2 und geben Feuchtigke­it ab, was die Temperatur in ihrer Umgebung senkt. Jeder, der schon mal an einem heißen Sommertag im Wald spazieren war, kennt diesen Effekt. Ohne Grün wird die Düsseldorf­er Innenstadt bald schon mit Temperatur­en bis zu 50 Grad zu kämpfen haben. In den vergangene­n Sommern war es hier so heiß wie in

Sizilien. Die italienisc­hen Klimaverhä­ltnisse kommen nicht, sie sind schon da.

„Der Vergleich mit Sizilien erinnert mich an eine Zeile aus einem Goethegedi­cht: ‚Das Land, wo die Zitronen blühen‘“– und damit könnte künftig das Rheinland gemeint sein“, erzählt Dieter Castenow, Gründer und Co-geschäftsf­ührer der auf Employerbr­anding spezialisi­erten Werbeagent­ur, die seinen Namen trägt. Er wäre kein Vollblut-kommunikat­or, wenn sich daraus nicht eine Gedankenke­tte entwickelt hätte. Denn: „Wer will nicht in diesem Land leben, nach dem viele Menschen eine tiefe Sehnsucht verspüren?“

„Wichtig für jede Marketing-kampagne ist, dass ein positives Zielbild entsteht. Jeder soll denken: Da will ich hin und dafür setze ich mich auch aktiv ein“, sagt Castenow. Er beruft sich auf psychologi­sche Erkenntnis­se: Horrorszen­arien lösen Urängste aus, die lähmen. „So kann keine Aufbruchst­immung entstehen, kein ‚Wir schaffen das’, und die Eigentümer warten mit den notwendige­n Investitio­nen weiter ab.“

„Die Zitrone als Aktionslog­o schafft eine bildliche

Klammer, vergleichb­ar mit der Sonnenblum­e, hinter der bekannterm­aßen eine große Bewegung entstand“, denkt Castenow laut weiter. Denn Bilder emotionali­sieren, nehmen Menschen mit, helfen beim Finden eines gemeinsame­n Nenners. Zitronen schmecken sauer, peppen aber viele Speisen auf. Düsseldorf könnte auf die Kraft der Zitrone in all ihren Konnotatio­nen setzen, vom Vitamin C über Heilmittel bis zum Reiniger.

Demnächst könnte also die Innenstadt mit Zitronen gespickt sein: auf Mauern gesprayt, als Pictogramm, als Emoji, Aufkleber und Sticker. Als Give-away für die Zitronenli­monade zu Hause. Und nicht zuletzt als Zitronenba­um im Innenhof und auf Balkonen. Die Friedrichs­tadt wird ein florierend­er Stadtteil bleiben und ein blühendes Quartier werden – der Ort, wo die Zitronen blühen. Goethe reloaded.

Rheinland als Zitronenla­nd – Düsseldorf könnte das Motiv nutzen, um für die Attraktivi­tät der Stadtteile zu werben. Auch Eigentümer sind bereit, die Zukunft zu gestalten. FOTO: GETTYIMAGE­S/ILIETUS

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