Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Die größte Tagespflege in NRW
Die Einrichtung „Fortuna“hat an der Kissinger Straße in einer ehemaligen Tiefgarage einen Erweiterungsbau eröffnet. Aus 300 Quadratmetern wurden so 800, statt 16 können nun 48 Senioren betreut werden.
ELLER Die Tagespflege ist in der Krise. Laut Umfrage des Landesverbands freie ambulante Krankenpflege NRW (LFK) beschreibt mehr als die Hälfte der Einrichtungen ihre finanzielle Situation als schlecht, ein Drittel denkt sogar darüber nach, für immer zu schließen. Das hängt natürlich nach wie vor noch mit Corona zusammen, gerade ältere Menschen haben Sorge, sich anzustecken. „Hinzu kommt jedoch, dass die Preise für die Tagespflege aufgrund deutlich gestiegener Gehälter der Pflegekräfte in den letzten Monaten stark angestiegen sind. Gleichzeitig wurde das Budget der Pflegeversicherung jedoch seit 2017 nicht angepasst“, sagt Heike Nordmann, Tagespflege-referentin des LFK. Die Folge: Die Gäste können sich immer weniger Besuchstage in der Tagespflege leisten, ohne aus eigener Tasche zuzahlen zu müssen. Private Zuzahlungen sind jedoch gerade in Zeiten der Inflation für viele Pflegebedürftige kaum umsetzbar.
Da verwundert es, dass die Senioren-tagespflege „Fortuna“an der Kissinger Straße jetzt einen Erweiterungsbau eröffnet und sich damit erheblich vergrößert hat. „Mit der zusätzlichen Fläche von 500 Quadratmetern haben wir nun insgesamt 800 Quadratmeter zur Verfügung“, sagt Geschäftsführerin Daniela Häußler. So konnte die Anzahl an Betreuungsplätzen für pflegebedürftige Menschen von 16 auf 48 erhöht werden. Das Team an Pflegekräften umfasst 30 Mitarbeiter. „Der Personalschlüssel ist bei uns höher als von der Kasse vorgegeben, daher können wir auch viel Einzelbetreuung anbieten“, so Häußler.
Möglich gemacht hat das der Vermieter in Frankfurt, der eine ehemalige Tiefgarage für mehr als eine Million Euro umgebaut hat. Die Seniorenwohnen plus Gmbh als Betreiber der Tagespflege (gehört zur
Visitus-gruppe) habe dann selbst noch einmal mindestens 120.000 Euro in die Inneneinrichtung gesteckt, berichtet Häußler, die sich die Geschäftsführung mit Hansdieter Gehrmann teilt. Nach deren Recherchen sei „Fortuna“nun die größte Tageseinrichtung in NRW sowie die drittgrößte Einrichtung in Deutschland.
Der Bedarf sei jedenfalls vorhanden, bestätigt Häußler, „wir müssen schon jetzt mit Wartelisten arbeiten“. Tagesgäste erhalten an der Kissinger Straße von montags bis freitags zwischen 8 und 16 Uhr eine pflegerische Rundum-versorgung, gemeinsame Mahlzeiten und sozialen Austausch. Abwechslungsreiche Angebote im kreativen, sportlichen und spielerischen Bereich sollen zudem für einen strukturierten Tagesablauf sorgen.
Ausflüge und kleine Feierlichkeiten zu Geburtstagen oder Weihnachten gehören ebenso zum Programm wie das Angebot von medizinischer Fußpflege und Friseurdienst, auch Therapiehunde kommen zu Besuch. Es gibt Kooperationen mit einem Imker, einer Grundschule und auch mit einem Zahnarzt. Wer sich zwischendurch etwas zurückziehen möchte, kann dies in einem der Ruheräume tun, die zum Teil eher an ein Hotel erinnern. Auch individuelle Angebote für demenziell erkrankte Senioren sind im Programm enthalten. Ein hauseigener Fahrdienst holt die Gäste bei Bedarf morgens ab und fährt sie am Nachmittag wieder heim.
Kurze Wege ergeben sich allein schon durch die Tatsache, dass viele der älteren Besucher in den betreuten Senioren-wohnungen des Unternehmens mit hauseigenem
ambulanten Pflegedienst leben – direkt an der Kissinger Straße oder am Straußenkreuz in Eller, betreute Wohngemeinschaften unterhält das Unternehmen zudem noch in Mülheim.
„Alles aus einer Hand und teilweise eben auch unter einem Dach anbieten zu können, bringt nur Vorteile und es lassen sich Synergien nutzen“, erklärt Häußler, warum Größe in diesem Fall im Vergleich zu kleineren Tagespflegen womöglich eher dazu führt, dass sich eine Wirtschaftlichkeit einstellt. Das sogenannte Angebot „Servicewohnen“in Eller sei zwar keine Rundum-die-uhr-versorgung wie es ein Altenheim vorhält, komme dem mit einer Betreuungszeit von 6 bis 22 Uhr aber ziemlich nahe.