Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Die größte Tagespfleg­e in NRW

Die Einrichtun­g „Fortuna“hat an der Kissinger Straße in einer ehemaligen Tiefgarage einen Erweiterun­gsbau eröffnet. Aus 300 Quadratmet­ern wurden so 800, statt 16 können nun 48 Senioren betreut werden.

- VON MARC INGEL

ELLER Die Tagespfleg­e ist in der Krise. Laut Umfrage des Landesverb­ands freie ambulante Krankenpfl­ege NRW (LFK) beschreibt mehr als die Hälfte der Einrichtun­gen ihre finanziell­e Situation als schlecht, ein Drittel denkt sogar darüber nach, für immer zu schließen. Das hängt natürlich nach wie vor noch mit Corona zusammen, gerade ältere Menschen haben Sorge, sich anzustecke­n. „Hinzu kommt jedoch, dass die Preise für die Tagespfleg­e aufgrund deutlich gestiegene­r Gehälter der Pflegekräf­te in den letzten Monaten stark angestiege­n sind. Gleichzeit­ig wurde das Budget der Pflegevers­icherung jedoch seit 2017 nicht angepasst“, sagt Heike Nordmann, Tagespfleg­e-referentin des LFK. Die Folge: Die Gäste können sich immer weniger Besuchstag­e in der Tagespfleg­e leisten, ohne aus eigener Tasche zuzahlen zu müssen. Private Zuzahlunge­n sind jedoch gerade in Zeiten der Inflation für viele Pflegebedü­rftige kaum umsetzbar.

Da verwundert es, dass die Senioren-tagespfleg­e „Fortuna“an der Kissinger Straße jetzt einen Erweiterun­gsbau eröffnet und sich damit erheblich vergrößert hat. „Mit der zusätzlich­en Fläche von 500 Quadratmet­ern haben wir nun insgesamt 800 Quadratmet­er zur Verfügung“, sagt Geschäftsf­ührerin Daniela Häußler. So konnte die Anzahl an Betreuungs­plätzen für pflegebedü­rftige Menschen von 16 auf 48 erhöht werden. Das Team an Pflegekräf­ten umfasst 30 Mitarbeite­r. „Der Personalsc­hlüssel ist bei uns höher als von der Kasse vorgegeben, daher können wir auch viel Einzelbetr­euung anbieten“, so Häußler.

Möglich gemacht hat das der Vermieter in Frankfurt, der eine ehemalige Tiefgarage für mehr als eine Million Euro umgebaut hat. Die Seniorenwo­hnen plus Gmbh als Betreiber der Tagespfleg­e (gehört zur

Visitus-gruppe) habe dann selbst noch einmal mindestens 120.000 Euro in die Inneneinri­chtung gesteckt, berichtet Häußler, die sich die Geschäftsf­ührung mit Hansdieter Gehrmann teilt. Nach deren Recherchen sei „Fortuna“nun die größte Tageseinri­chtung in NRW sowie die drittgrößt­e Einrichtun­g in Deutschlan­d.

Der Bedarf sei jedenfalls vorhanden, bestätigt Häußler, „wir müssen schon jetzt mit Warteliste­n arbeiten“. Tagesgäste erhalten an der Kissinger Straße von montags bis freitags zwischen 8 und 16 Uhr eine pflegerisc­he Rundum-versorgung, gemeinsame Mahlzeiten und sozialen Austausch. Abwechslun­gsreiche Angebote im kreativen, sportliche­n und spielerisc­hen Bereich sollen zudem für einen strukturie­rten Tagesablau­f sorgen.

Ausflüge und kleine Feierlichk­eiten zu Geburtstag­en oder Weihnachte­n gehören ebenso zum Programm wie das Angebot von medizinisc­her Fußpflege und Friseurdie­nst, auch Therapiehu­nde kommen zu Besuch. Es gibt Kooperatio­nen mit einem Imker, einer Grundschul­e und auch mit einem Zahnarzt. Wer sich zwischendu­rch etwas zurückzieh­en möchte, kann dies in einem der Ruheräume tun, die zum Teil eher an ein Hotel erinnern. Auch individuel­le Angebote für demenziell erkrankte Senioren sind im Programm enthalten. Ein hauseigene­r Fahrdienst holt die Gäste bei Bedarf morgens ab und fährt sie am Nachmittag wieder heim.

Kurze Wege ergeben sich allein schon durch die Tatsache, dass viele der älteren Besucher in den betreuten Senioren-wohnungen des Unternehme­ns mit hauseigene­m

ambulanten Pflegedien­st leben – direkt an der Kissinger Straße oder am Straußenkr­euz in Eller, betreute Wohngemein­schaften unterhält das Unternehme­n zudem noch in Mülheim.

„Alles aus einer Hand und teilweise eben auch unter einem Dach anbieten zu können, bringt nur Vorteile und es lassen sich Synergien nutzen“, erklärt Häußler, warum Größe in diesem Fall im Vergleich zu kleineren Tagespfleg­en womöglich eher dazu führt, dass sich eine Wirtschaft­lichkeit einstellt. Das sogenannte Angebot „Servicewoh­nen“in Eller sei zwar keine Rundum-die-uhr-versorgung wie es ein Altenheim vorhält, komme dem mit einer Betreuungs­zeit von 6 bis 22 Uhr aber ziemlich nahe.

 ?? FOTO: MARC INGEL ?? Shirley Starink (Leiterin), Hans-dieter Gehrmann und Daniela Häußler (v.l.) freuen sich über die neuen Räumlichke­iten an der Kissinger Straße.
FOTO: MARC INGEL Shirley Starink (Leiterin), Hans-dieter Gehrmann und Daniela Häußler (v.l.) freuen sich über die neuen Räumlichke­iten an der Kissinger Straße.
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