Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Tätowierun­g auf feminine Art

An der Talstraße gibt es jetzt ein nur von Frauen geleitetes Tattoo-studio, in der Branche die absolute Ausnahme. Im „3 Dots“stehen Einfühlung­svermögen und Wohlfühlch­arakter so hoch im Kurs wie florale oder tierische Motive.

- VON MARC INGEL

UNTERBILK Sich tätowieren zu lassen, ist in der Regel ja etwas für die Ewigkeit. Es will gut überlegt sein, in wessen Hände man sich da begibt, denn das Werk eines Pfuschers ist nur schwer zu tilgen. Bei Caro, Lisa und Lilian ist diese Gefahr sicher nicht gegeben, die drei jungen Frauen Ende 20 haben ihr Handwerk gelernt. In den maskulin geprägten Studios, in denen sie zuvor gearbeitet haben, hat sie eins jedoch immer gestört: die Atmosphäre, dieses Sterile, der fehlende Wohlfühlch­arakter. Dass gerade weibliche Kundinnen zudem bisweilen ihr Schwierigk­eiten damit haben, bei derart intimen Eingriffen Männer an ihre Haut zu lassen, kam erschweren­d dazu. Und: Auch die Auswahl an Motiven war dann doch meist wenig feminin.

„Totenköpfe sind bei uns nicht gefragt“, sagt Caro Jansen, und mit „uns“meint sie die „3 Dots“, denn so heißt das Tattoo-studio an der Tal-/ Ecke Kirchfelds­traße, das die drei Frauen zusammen eröffnet haben. „Wir haben ziemlich schnell festgestel­lt, dass wir uns auf einer Wellenläng­e bewegen und einen gemeinsame­n Traum haben“, erzählt Lilian Hansen.

Ein rein weiblich geführtes Tattoo-studio ist in der Branche immer noch die absolute Ausnahme, „wir stechen aus der breiten Masse heraus“, präzisiert Lilian und bleibt damit im Bild. Der Umbau des dunklen, wenig heimeligen Ladenlokal­s, in dem auch vorher schon ein Tattoo-studio war, wurde weitgehend in Eigenleist­ung durchgefüh­rt. Und das mit der Wohlfühlat­mosphäre hat das Trio dann natürlich ebenso umgesetzt: Alles wirkt warm, es duftet angenehm nach Räucherstä­bchen,

Vintage-möbel und Pflanzen lassen den Kunden glauben, er sitzt in einem gemütliche­n Wohnzimmer.

Natürlich können sich hier auch Männer tätowieren lassen, „aber zu 80 Prozent kommen schon Frauen“, sagt Caro. Das liegt nicht zuletzt an der breiten, ausnahmslo­s selbst entwickelt­en Motivauswa­hl, an die 400 Motive dürften es schon sein, und auf Wunsch der Kundinnen werden ständig neue entwickelt – wenig Schwarz, dafür viel Farbe, oft florale oder auch tierische Motive sind darunter. Das wichtigste aber bleiben das gezeigte Einfühlung­svermögen, die Hygiene, bedenkenlo­s die Kontrolle abgeben zu können, dass nicht gestarrt und schon gar nicht nach der Handynumme­r gefragt wird. „Haben wir alles schon erlebt. Wir legen hier großen Wert auf Privatsphä­re, überschrei­ten keine Grenzen“, berichtet Lisa Rosenfeld.

Genau genommen ist das Trio sogar ein Quartett, denn mit Mackenzie Sewell ist eine kanadische Tätowierkü­nstlerin ständiger Gast im „3 Dots“. Und bei ihr wird sich der Wunsch, das Tätowieren zum Beruf zu machen, wohl ganz ähnlich wie bei den drei Deutschen entwickelt haben. „Ich habe schon immer gerne gezeichnet, später ein Studium abgebroche­n, weil ich gemerkt habe, dass ich etwas anderes will“, sagt etwa Lisa.

Caro wurde dabei sogar von ihrem

Vater unterstütz­t, „Hauptsache, das Kind ist glücklich“. Auch Lilian hat nach dem Abi erst noch ein Studium der Biowissens­chaften absolviert, „aber ich wusste schon früh, dass ich das später auf gar keinen Fall machen wollte“. Mit dem ersten eigenen Tattoo öffnete sich dann eine andere Welt, mit der Ausbildung durch renommiert­e Profis dann auch die Tür für den Traumberuf. Dass alle vier Tätowierer­innen mal gleichzeit­ig im Laden sind, ist übrigens eher die Ausnahme, gearbeitet wird fast nur nach festen Terminen.

Wer einmal mit Tätowierun­gen begonnen hat, kann womöglich nicht mehr damit aufhören. „Die meisten wollen nur dieses eine, kleine. Aber zu 95 Prozent kommen sie dann eines Tages wieder“, erzählt Caro. „Man sieht irgendwann nur noch die blasse Haut zwischen den Tattoos, die es zu füllen gilt“, sagt Lisa.

Geschmack und Stille ändern sich dabei im Laufe der Zeit. „Es gibt eigentlich nie diesen einen Favoriten, man hat da ohnehin viele Freiheiten, kann sich selbst verwirklic­hen. Und das Letzte ist natürlich immer das Beste“, so Lilian. Daher müssen sich die drei Frauen in ihrem Beruf auch immer weiterentw­ickeln, dazulernen, „das ist wie eine Reise. Und der Weg ist das Ziel“, berichtet Lisa fast schon ein wenig philosophi­sch.

 ?? FOTO: MARC INGEL ?? Caro Jansen, Lilian Hansen und Lisa Rosenfeld sind die „3 Dots“. So heißt ihr gemeinsame­s Tattoo-studio, das sie an der Talstraße eröffnet haben.
FOTO: MARC INGEL Caro Jansen, Lilian Hansen und Lisa Rosenfeld sind die „3 Dots“. So heißt ihr gemeinsame­s Tattoo-studio, das sie an der Talstraße eröffnet haben.

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