Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Unglücks-lkw hatte einen Abbiegeass­istenten

Eine E-scooterfah­rerin ist bei einem Abbiegeunf­all in der Innenstadt ums Leben gekommen. Laut Polizei hatte der Lkw einen Assistente­n eingebaut, der genau vor diesen Unfällen warnen soll.

- VON ALEXANDER ESCH UND CHRISTOPH SCHROETER FOTO: POLIZEI

DÜSSELDORF Der Lkw, der am Mittwoch am Wehrhahn eine Frau erfasst und tödlich verletzt hatte, verfügte über einen sogenannte­n Abbiegeass­istenten. Das teilte ein Polizeispr­echer am Donnerstag auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Warum die Technik den tödlichen Unfall nicht habe verhindern können, sei noch unklar. „Unsere Experten müssen das Gerät auslesen, dann wissen wir mehr.“

Die Frau hatte an der Kreuzung zur Kölner Straße Richtung stadtauswä­rts fahren wollen. Sie wurde dabei von einem nach rechts in die Kölner Straße abbiegende­n Lkw erfasst. Sie starb an der Unfallstel­le.

Die beiden Unfallbete­iligten hätten zuvor nicht gemeinsam an der roten Ampel gestanden, hieß es dazu. „Sie befanden sich bei grüner Ampel im fließenden Verkehr.“Ob der Lkw-fahrer die Frau übersehen habe oder die Frau dachte, der Lkw würde warten, sei bisher nicht bekannt. Bei dem Lkw-fahrer seien keine Hinweise auf Alkohol oder Drogen gefunden worden, auch nicht darauf, ob er möglicherw­eise durch das Tragen von Kopfhörern abgelenkt gewesen sei.

Der Unfall ließ die Frage aufkommen, ob eine Helmpflich­t für Scooter-nutzer angeraten sei. Dazu sagte der Polizeispr­echer, er rate zwar jedem Rad- oder E-scooterfah­rer, einen Helm zu tragen. Ob dieser bei diesem schweren Unfall die gravierend­en Verletzung­en aber verhindert hätte, könne er nicht sagen.

An der betreffend­en Kreuzung in Stadtmitte gibt es einen seitlich auf der Straße markierten Radweg, dessen Haltelinie etwas weiter vorn liegt als die für den Autoverkeh­r. Der Radweg wird dann weiter über die Kreuzung geführt. Laut Christian Rütz (CDU), Vorsitzend­er der Kleinen Kommission Radverkehr, werde der Radverkehr an dieser Stelle ordentlich geführt. „Aber sicherlich wäre auch hier eine rote Einfärbung sinnvoll.“Getestet wird das bei Furten über Kreuzungen hinweg ab sofort am Lastring. Für neue Anlagen wird bereits mit der Signalfarb­e geplant. So soll die Radleitrou­te 2 genau an der Unfallstel­le über den Wehrhahn laufen. Wie Rütz berichtet, soll der Streifen dann nicht mehr nur 1,17

Meter breit sein, sondern mindestens 2,80 Meter. Daneben ist nur noch eine Spur für Autos und Lkw vorgesehen. Und: Die Furt soll rot markiert werden.

Nicht möglich ist es dort, den rechtsabbi­egenden Verkehr separat zu führen oder zu signalisie­ren, was laut Rütz wünschensw­ert ist, aber nicht überall umsetzbar. Rütz empfiehlt Radlern und E-scooterfah­rern, Bussen und Lkw den Vortritt zu lassen, wenn man in einer solchen Situation neben oder hinten ihnen fährt, trotz eigener Vorfahrt.

In Düsseldorf gibt es immer wieder tödliche Unfälle mit Lkw-beteiligun­g. Zuletzt war ein Fahrer zu einer Bewährungs­strafe verurteilt worden, nachdem er im Dezember 2022 eine Fahrradfah­rerin am Mörsenbroi­cher Ei übersehen hatte. Im

Oktober 2023 war eine Fußgängeri­n am Hauptbahnh­of von einem abbiegende­n Lkw-fahrer überfahren und tödlich verletzt worden.

Sucht man in Archiven nach Abbiegeunf­ällen, so findet sich bundesweit mindestens ein tödlicher Unfall pro Monat. Da es keine offizielle­n Statistike­n zu dieser Art von Unfällen gibt, hat der Allgemeine Deutsche Fahrrad-club (ADFC) Pressemitt­eilungen der Polizeibeh­örden ausgewerte­t. Demnach kamen dabei bis 2020 bundesweit im Schnitt 30 Radfahrer und Radfahreri­nnen pro Jahr ums Leben.

Seitdem sind die Zahlen zurückgega­ngen, 2022 waren es 19 tödliche Unfälle. Den Rückgang führt der Verband auf die seit April 2020 geltende Pflicht für schwere Kraftfahrz­euge zur Schrittges­chwindigke­it beim Rechtsabbi­egen zurück - und auf Abbiegeass­istenten, die den Fahrer des Lastwagens warnen, wenn sich neben dem Fahrzeug ein Mensch befindet.

Weit verbreitet sind die Assistente­n jedoch noch nicht. Seit 2022 müssen diese europaweit in allen neuen Fahrzeugty­pen vorhanden sein. Erst ab 7. Juli in diesem Jahr werden alle neu zugelassen­en Lastwagen und Busse ab 3,5 Tonnen von der Einbau-pflicht erfasst. Für zugelassen­e Lkw besteht keine Pflicht zur Nachrüstun­g, es gibt jedoch ein Förderprog­ramm des Bundes. Im August vergangene­n Jahres schätzte der ADFC, dass maximal zehn Prozent der Lkw mit der Technik ausgestatt­et seien.

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Fahrzeuge der Polizei an der Unfallstel­le an der Kreuzung Am Wehrhahn und Kölner Straße.

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