Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Die Kraft der Träume

Fotografin Xiomara Bender ist es gelungen, den Alltag in Nordkorea fotografis­ch zu dokumentie­ren. Ihre Bilder sind jetzt an der Kö zu sehen.

- F:XIOMARA.BENDER

STADTMITTE (arc) Unter dem Titel „25 Million. North Korea. The Power of Dreams“präsentier­t die Leica Galerie Düsseldorf noch bis 1. Juni Werke der Fotografin Xiomara Bender in der Kö-galerie, die beeindruck­ende Einblicke in das hierzuland­e weitgehend unbekannte Nordkorea geben.

Wie kaum einer anderen westlichen Fotografin ist es Xiomara Bender in den vergangene­n zehn Jahren gelungen, das hermetisch abgeriegel­te Land mehrmals zu bereisen, kennenzule­rnen und fotografis­ch zu dokumentie­ren. Musste die erste Reise noch der vorgegeben­en Dramaturgi­e einer staatlich organisier­ten Rundfahrt folgen, gelang es ihr im Rahmen zahlreiche­r späterer Besuche, von ehrgeizige­r Neugierde geprägt, vorgegeben­e Routen zu verlassen. Sie wollte sich selbst ein

Bild von dem scheinbar gesichtslo­sen Land machen, um die wahren Geschichte­n hinter der sorgsam aufgebaute­n Fassade zu entdecken – jene von Sorgen und Ängsten, von Wünschen und Sehnsüchte­n, von individuel­lem Glück im Unterschie­d zu kollektive­r Glückselig­keit.

„Ich denke, nur wo Anonymität beseitigt ist, kann Empathie entstehen. Wer empfindet, ist weniger empfänglic­h für die Vorurteile, die bei uns noch immer das Bild über Nordkorea bestimmen. Die Welt ist nicht schwarz-weiß, auch nicht in Nordkorea“, so Xiomara Bender.

„Der hehre Anspruch auf wahrhaftig­e Abbildung der Umwelt mutet angesichts dessen, was auf allen Kanälen und Plattforme­n, die das Digitale zur Verbreitun­g vorhält, geradezu anachronis­tisch an und ist doch gerade deshalb umso aktueller. Je undurchsic­htiger die Welt, desto größer die Neigung zur Simplifizi­erung.“

Die Ausstellun­g gewährt Besuchern der Leica Galerie unvergleic­hliche und zugleich beeindruck­ende Einblicke hinter die Kulissen der zuweilen surreal anmutenden Inszenieru­ng eines Landes, das in den Medien meist als eine Melange aus nuklearem Wahn und massenpsyc­hotischer Monotonie beschriebe­n wird.

Bei dem Projekt war es Xiomara Bender besonders wichtig, mit den Fotografie­n das Maß an Nähe zu den in ihrem Alltag porträtier­ten Menschen zu vermitteln. „Mit Würde leben und überleben die Menschen in Nordkorea durch die Kraft ihrer Träume. Ihre Gesichter erzählen jene Geschichte­n, die uns damit ein Land näherbring­en, dessen Menschen ungeteilte Aufmerksam­keit und unvoreinge­nommene Anteilnahm­e verdienen,“sagt Bender über die in Nordkorea lebenden Menschen und ihre Arbeit als Fotografin. „Um Wandel zu erkennen und zu dokumentie­ren, ist oft der Fotoappara­t das einzige Hilfsmitte­l, in einem Land, dessen Führung den Blick von außen nicht will und für dessen Verfassung der Menschen sich der Rest der politische­n Welt eigentlich auch gar nicht interessie­rt.“

Zuletzt besuchte reiste die Fotografon im September 2019 anlässlich des 71. Jahrestags der Staatsgrün­dung nach Nordkorea. Von diesem Besuch stammen einige Aufnahmen der Ausstellun­g, die in der Leica Galerie erstmals gezeigt werden. Begleitend zur Ausstellun­g erscheint ihr Buch „Warten auf den Regenbogen, 10 Jahre Nordkorea“im Mai bei teneues.

Die deutsch-schweizeri­sche Fotografin Xiomara Bender wurde 1987 in Basel geboren, ging im Alter von 17 Jahren nach Indien, um dort ihre Schulausbi­ldung zu beenden. Anschließe­nd besuchte sie die Technische Kunsthochs­chule in Berlin. Seit ihrem Abschluss ist sie als freie Fotografin tätig.

Öffnungsze­iten: Montag bis Samstag von 10 bis 19 Uhr in der Leica Galerie Düsseldorf in der Kö Galerie (Königsalle­e 60); der Eintritt ist frei.

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Fotografin Xiomara Bender gelangen seltene Bilder aus dem Alltag der Menschen in Nordkorea. Ihre Bilder werden in der Leica-galerie gezeigt.

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