Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Benratherin entwirft nachhaltige Handtaschen mit System
Heidi Lüring hat für ihr Label „Tascali“ein Gründerstipendium des Landes bekommen. Wie die Unternehmensberaterin zur Designerin wurde.
BENRATH Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung sind für die Benrather Gründerin Heidi Lüring (41) wichtig. Die Mutter von drei Kindern war Unternehmensberaterin, bevor sie begann, Handtaschen zu kreierte und in die Selbständigkeit startete.
Die Idee zum eigenen Label entstand aus dem persönlichen Bedarf. „Mir fehlte immer eine funktionale Tasche“, sagt Lüring. Also entwarf sie schließlich ihr eigenes Modell – und gründete „Tascali“. Neben klassischen Handtaschen bietet sie beispielsweise auch eine große Einkaufstasche an – aus Meeresplastik. Das wird von der Initiative „Seaqual“mit Freiwilligen eingesammelt. „Dann wird es gereinigt, eingeschmolzen und zu einem Garn verarbeitet, das ich in einer deutschen Weberei weiterverarbeiten lasse“, sagt die Gründerin. „Die Enkaufstasche besteht zu über 90 Prozent aus diesem Material und aus recycelter Baumwolle und bleibt knitterfrei“, sagt sie. Genäht und bestickt werden ihre Produkte in der Düsseldorfer Werkstatt für angepasste Arbeit.
Den Blick für schöne Designs und ein Herz für die Umwelt kennzeichnen die Marke von Heidi Lüring. „Auf der Suche nach neuen, schönen Handtaschen habe ich oft festgestellt, dass die meisten unter fragwürdigen Bedingungen gefertigt werden“, sagt sie. Auch praktisch und chic zugleich waren längst nich alle Exemplare. Mit ihrem eigenen Label will sie das ändern und moderne Frauen ansprechen.
Und flexibel sind ihre Produkte auch, lassen sich kombinieren und erweitern. „Früher habe ich immer hin und her geräumt, eine Tasche für die Arbeit, etwas für Kinder und dann habe ich so gekramt“, sagt sie. Je nach Bedarf können ihre Schultertaschen jetzt kurzerhand von einer Singlebag zur Duo- (zwei Taschen), oder Triobag (drei Taschen) erweitert werden. „Sie können mit oder ohne Schultergurt getragen werden“, sagt Heidi Lüring, die ihre Taschen in zehn verschiedene Farben zur Auswahl anbietet. Dank verschiedener Fächer bleibt auch das Innenleben übersichtlich.
Entwickelt hat sie ihr Konzept in der Coronazeit Mitte 2020, als sie sich mit den Wertschöpfungsketten befasste. Neben dem Meeresplastik, aus dem etwa auch das Innenfutter besteht, kommt bei ihr Leder für Kanten oder Schultergurt zum Einsatz, das sie aus Restbeständen bezieht und das mit pflanzlichen Gerbstoffen bearbeitet wurde. „Für die farbigen Akzente nutzen wir Ananasfaser, ein Nebenprodukt der
Lebensmittelindustrie, und deutsches Holztextil“, erklärt sie.
2022 kam ihre erste Tasche auf den Markt. Schon ein Jahr später wurde „Tascali“auf der Neonyt in Düsseldorf,
der Messe für nachhaltige Mode, präsentiert, und im Oktober 2023 überzeugte Heidi Lüring die Jury für das Gründerstipendium vom Land NRW. Der Vertrieb läuft online, nach Terminabsprache können Lürings Taschen aber auch bei ihr in Benrath begutachtet werden. Eine Business-tasche fehlt noch im „Tascali“-sortiment, aber das Design dafür hat Heidi Lüring schon in Arbeit.
Der Name „Tascali“setzt sich übrigens aus dem italienischen Wort für Tasche „Tasca“und den Buchstaben „L“und „I“zusammen, die für Langlebigkeit (L) sowie Innovation (I) stehen. Mit einem Auge für schöne Designs und dem Wunsch, die Umwelr zu schützen investiert die Unternehmerin viel Zeit in die Suche nach Kooperationspartnern. Aktuell sucht sie gerade einen neuen Feintäschner. Denn bislang werden ihre Taschen von einem deutschen Feintäschner in Serbien in Handarbeit hergestellt. Doch der will sein Handwerk bald aufgeben.