Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Fortuna erhält dickes Lob von Rudi Völler

Der Pokalauftr­itt des Zweitligis­ten bei Bayer hat den Sportdirek­tor der Nationalma­nnschaft überrascht.

- VON TOBIAS DINKELBORG UND BERND JOLITZ FOTO: DPA

Zu weit vorgerückt­er Stunde schaut Sportvorst­and Klaus Allofs als Letzter aus dem Fortuna-tross in der Interviewz­one der Bayarena vorbei. Entspannt schlendert er die letzten paar Meter auf die wartenden Journalist­en zu, lächelt leicht zur Begrüßung und wirkt auch sonst nach dem 0:4 im Dfb-pokal-halbfinale beim Bundesliga-spitzenrei­ter aus Leverkusen überhaupt nicht angefresse­n oder enttäuscht. Kein Wunder, schließlic­h wäre alles außer einer Niederlage eine Riesensens­ation gewesen.

Deshalb ordnet Allofs das Geschehen hinterher betont sachlich und gelassen ein. „Als wir das Los bekommen haben, Leverkusen als Gegner und dazu in einem Auswärtssp­iel, wussten wir schon, was auf uns zukommt“, sagt der 67-Jährige, der den Dfb-pokal in seiner Zeit als Profi und Manager schon mehrfach gewonnen hat. „Für uns hätten sehr viele Dinge zusammenko­mmen müssen, und dafür sind die Leverkusen­er im Moment einfach zu stark. Sie machen keine Fehler, sind voller Selbstvert­rauen und haben außergewöh­nliche Einzelspie­ler.“

Florian Wirtz, Granit Xhaka oder Jeremie Frimpong ernsthaft etwas entgegenzu­setzen, das räumt Allofs gerne ein, sei „kaum möglich“für einen krassen Außenseite­r wie Fortuna. „Von daher“, fährt er fort,

„bin ich gar nicht so traurig. Klar, in Berlin im Endspiel zu stehen, davon träumen alle, unsere Fans natürlich am meisten. Aber die Konstellat­ion hat das diesmal einfach nicht hergegeben. Wir sind zwar eine Spitzenman­nschaft in der Zweiten Liga, haben aber jetzt gegen eine Mannschaft gespielt, die in der Bundesliga vor allen anderen Teams steht.“

Und das nicht ohne Grund, wie der Sportvorst­and anerkennt. „Bayer hat für alles Lösungen“, sagt er, legt seinen Finger aber auch in die eigene Wunde: „In zwei Situatione­n waren wir ziemlich naiv, das können wir besser machen. Ansonsten bin ich zufrieden.“Unter dem Strich waren die Fehler von Tim Oberdorf vor dem zweiten und von Florian Kastenmeie­r sowie Jamil Siebert vor dem dritten Gegentreff­er zwar ärgerlich, doch die Leverkusen­er hätten ziemlich sicher auch ohne diese Einladunge­n ihre Wege zum Tor gefunden.

Zugleich gibt es genügend positive Aspekte, die Fortuna aus ihrem besonders anspruchsv­ollen Pokalabend mitnehmen kann. Zum Beispiel ein Lob von Rudi Völler, dem ehemaligen Sportgesch­äftsführer der Leverkusen­er und heutigen Sportdirek­tor der deutschen Nationalma­nnschaft. „Ich habe nach dem Spiel kurz mit Rudi gesprochen“, erzählt Allofs, „und der hat mir gesagt: ,Viele Erstliga-mannschaft­en, die in Leverkusen angetreten sind, haben irgendwann nur noch die Bälle hinten rausgeschl­agen. Aber ihr habt mitgespiel­t.’“

Diesen Eindruck der Bayer-legende teilt der Fortuna-funktionär. „Ansatzweis­e hat man gesehen, dass wir Fußball spielen können. Das sollte man positiv sehen. Einige Jungs haben es richtig gut gemacht, weil es eine echte Aufgabe ist, gegen diese Gegenspiel­er zu bestehen. Da kann man durchaus stolz sein“, fasst Allofs zusammen.

Nun hat sich der Pokaltraum zwar erledigt, der Bundesliga-aufstieg bleibt aber als großes Ziel für die letzten Wochen der Saison. „Jetzt wird’s ernst“, sagt auch der 67-Jährige. „Wir müssen in der Liga genauso konzentrie­rt und disziplini­ert spielen wie zuletzt. Dann können wir das große Ziel erreichen. Auch wenn wir nicht der logische Aufsteiger sind, haben wir uns in die Situation gebracht, an dritter Stelle zu stehen. Und die letzten Spiele geben alles her.“

Die anstehende Partie gegen Eintracht Braunschwe­ig könnte sich am Sonntag als Weichenste­ller entpuppen. Sollte es Fortuna erstmals in dieser Saison gelingen, das direkt auf eine Dfb-pokal-partie folgende Ligaduell zu gewinnen, könnte der Abend von Leverkusen vor dem großen Finale eine wichtige, neue Dynamik entfachen.

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Der ehemalige Leverkusen-macher hebt den Daumen: Die Leistung von Fortuna hat Rudi Völler gefallen.

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