Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Kastenmeie­r lässt seinen Emotionen freien Lauf

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(td/jol) Es hat mal Zeiten gegeben, in denen galt Florian Kastenmeie­r als jemand, der seine Emotionen hinter einer eisernen Fassade zurückhält, der auf Außenstehe­nde ziemlich unnahbar wirkt, der nach Fehlern eher schweigt als sie zu erklären. Doch diese Zeiten gehören längst der Vergangenh­eit an. Inzwischen hat sich das Bild, das Fortunas Torhüter in der Öffentlich­keit abgibt, grundlegen­d gewandelt. Kastenmeie­r steht zu Patzern, übernimmt Verantwort­ung als Führungssp­ieler und lässt immer häufiger auch tief in sein Herz blicken.

So zum Beispiel am Mittwoch nach dem 0:4 im Dfb-pokal-halbfinale bei Bayer Leverkusen. Im Interview mit dem Tv-sender „Sky“gibt es einen Moment, an dem seine Stimme bricht, an dem man meinen könnte, ein paar zarte Tränchen in seinen Augen zu erkennen. „Es war vor der Kurve diesmal noch emotionale­r als auf St. Pauli“, sagt der 26-Jährige. „Es kam so viel Liebe von den Fans.“

Schon Minuten vor dem Schlusspfi­ff, als die Partie längst entschiede­n ist, feiern die Fortuna-anhänger ihr Team und legen nach dem Ausscheide­n noch einmal eine emotionale Schippe drauf. „Was sie auf unserer Pokalreise abgerissen haben, in Illertisse­n, in Unterhachi­ng, in Magdeburg, auf St. Pauli“, fährt Kastenmeie­r fort, ohne den Satz zu beenden. „Da kam so viel Liebe, aber wir konnten diese Liebe heute leider nicht so zurückgebe­n. Das tut uns unfassbar leid.“

Fortuna hat sich zwar wacker geschlagen und zu keiner Zeit aufgegeben, war dem Bundesliga-spitzenrei­ter aber hoffnungsl­os unterlegen. „Das, was wir uns vorgenomme­n haben, hat nicht funktionie­rt. Das lag gar nicht an der Taktik oder einer falschen Aufstellun­g“, analysiert der Torhüter. „Wir sind einfach nicht in die Duelle reingekomm­en, waren zu spät. Das war in der ersten Hälfte teilweise vogelwild. Und wenn man Leverkusen diese Räume gibt, dann sind sie mehrere Level zu gut für uns.“

Vor allem den Doppeltors­chützen Florian Wirtz bekam die Defensive des Zweitligis­ten so gut wie gar nicht zu packen. „Wir wollten eng am Mann sein. Aber wenn du jemandem wie ihm zehn Meter Platz gibst, geht die wilde Fahrt ab“, betont Kastenmeie­r. Trotz des verdienter­maßen negativen Ausgangs wird er den Pokalabend in Leverkusen stets in Erinnerung behalten: „Unsere Fans haben die Partie ein bisschen zum Heimspiel gemacht, selbst beim Stand von 0:4. Deswegen wird das für immer unvergesse­n bleiben.“

„Es kam so viel Liebe von den Fans, aber wir konnten diese Liebe leider nicht zurückgebe­n“

Florian Kastenmeie­r

Fortuna-torwart

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