Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Hier lebt das kreative Handwerk
Bei der dritten Auflage der Manufak-tour zeigen vom 26. bis 28. April rund 100 Schmuck- und Modedesigner, Restauratoren und Buchbinder an mehr als 50 Standorten ihr Können. Besucher sollen dabei nicht nur zuschauen.
DÜSSELDORF Die Idee entstand wie so vieles in der Corona-zeit, als gerade Menschen, die vom Verkauf, vom Kundenkontakt leben, in ihrer Arbeit stark eingeschränkt waren. Dazu zählte auch das Atelier Drei an der Schlossstraße, wo die Schmuckdesigner Regina Maresch, Beru Inou und Yiqing Cai quasi zum Nichtstun verdammt waren. „Also haben wir uns an einen Tisch gesetzt und überlegt, wie wir auf uns und unsere Arbeit aufmerksam machen können“, erzählt Marsch. „Früher gab es ja nach dem Vorbild der Kunstpunkte auch die Schmuckpunkte, das hat sich inzwischen leider erledigt“, fügt sie hinzu. Ein neues Format musste her, so wurde die Manufak-tour geboren: Kreative „Handwerker“öffnen an einem langen Wochenende ihr Atelier oder ihre Werkstatt, lassen sich bei der Arbeit über die Schulter schauen und bieten zudem die Möglichkeit, selbst anzupacken, etwas praktisch auszuprobieren und so hautnah in die Arbeitswelten einzutauchen.
Es sollte ganz Düsseldorf umfassen und so viele Gewerke wie möglich zeigen. Neben Schmuck auch Keramik, Lederaccessoires, Holzobjekte und Mode, Buchdruckkunst und Möbelrestauration, um nur einige zu nennen. Rund 30 Teilnehmer waren es beim ersten Mal, die Zahl wuchs bei der zweiten Auflage an, bei der dritten, die jetzt vom 26. bis 28. April ansteht, sind es schon mehr als 100 an über 50 Standorten, die zwischen Stockum und Reisholz, Lörick und Unterbach ihre Türen öffnen, Seminare und Workshops, Ausstellungen und Vorträge anbieten. „Das Konzept ging jedenfalls schon beim ersten Mal voll auf. Dass wir nun weiter wachsen, zeigt das große Interesse, sowohl bei den Anbietern als auch bei den Besuchern“, sagt Marsch. Und: „Wir wollen denen, die zu uns kommen, auf keinen Fall das Gefühl vermitteln, sie müssten unbedingt etwas kaufen, es soll eine ganz und gar ungezwungene Atmosphäre sein“, betont Christiane Nick von der Vergolder-werkstatt Oro Fino.
Wunsch der Initiatoren ist es natürlich, dass möglichst viele der Manufakturen aufgesucht werden, daher gibt es auf der Webseite auch einen Stadtplan mit allen Standorten. „Den kann man sich dann auch wunderbar auf dem Handy aufrufen und sich so seine eigene kleine Tour zusammenstellen“, rät Yiqing Cai. Ein weiterer Grund, die Manufak-tour als feste Institution zu etablieren, war für die Organisatoren nicht zuletzt die Tatsache, dass viele in Hinterhöfen arbeiten und so von normalen Passanten gar nicht wahrgenommen werden – auch wenn diese, gesetzt dem Fall, dass man sie denn tatsächlich gefunden hat, nicht selten sehr idyllisch und einladend wirken. „Aber man muss uns schon gezielt suchen. In unserem Fall müssen die Besucher sogar noch eine Treppe hochsteigen, da gibt es dann im Alltag schon eine Hemmschwelle, einfach mal reinzuschauen“, erzählt Regina Maresch.
Nachdem die ersten beiden Male so gut über die Bühne gegangen sind, haben die kreativen Dienstanbieter sich inzwischen auch zu einem Verein zusammengeschlossen. „Wir treffen uns ab und an, helfen und empfehlen uns vor allem gegenseitig, da gibt es viele Synergieeffekte. Wir haben relativ schnell verstanden, dass bei uns keine Konkurrenz besteht, sondern wir uns in unserem Handwerk ergänzen“, sagt Maresch.
Den praktischen Part können Besucher an dem langen Wochenende der Manufak-tour auch bei diversen Aktionen erleben. So berät Regina Maresch, wie alter Familienschmuck in neue Schätze verwandelt werden kann. In eine ähnliche Richtung geht das Angebot von Katja Korsawe, die erklärt, wie sich in 15 Minuten eine neue Brosche hämmern lässt. Vor der Galerie Cebra wird demonstriert, wie richtig Tango getanzt wird, die Initiative Futuro Si schenkt dazu passende südamerikanische Weine aus. Wer seine Brille aufpimpen lassen will, ist bei Funk Optik richtig. Die Raumtapeterie lädt zu einem Vortrag „Veganes Wohnen“ein. In der Pialana Manufaktur erfahren Interessierte in einem Workshop, wie sich aus der Mode gekommene Kleidung upcyceln lässt. Bei Hesa Design können Brillenträger ihr ganz persönliches Etui kreieren. Und im Atelier hinter Indien können schicke Ringe aus einem Wachsrohling gefertigt werden. Insgesamt werden fast 50 Workshops und Specials angeboten.