Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

„Ich bin stolz auf meinen Weg“

Der 33-jährige ist Coach der Fußballeri­nnen des CFR Links. Er wechselt ins Nachwuchsl­eistungsze­ntrum des Bundesligi­sten SGS Essen.

- FOTO: RALPH-DEREK SCHRÖDER DAS GESPRÄCH FÜHRTE RICHARD THOMSEN

Jan Eul gibt zur neuen Saison die sportliche Verantwort­ung für den Frauen-niederrhei­nligisten CFR Links ab. Bei den U19-juniorinne­n des Bundesligi­sten SGS Essen erwartet den Trainer eine Herausford­erung in profession­ellen Dimensione­n.

Vor gut zwei Jahren, zu Beginn Ihrer Trainertät­igkeit beim CFR Links, hatten Sie der RP gesagt: „Ich bin froh, diesen Weg gegangen zu sein.“Gilt das auch rückblicke­nd?

EUL Auf jeden Fall. Es hat sich im Laufe der beiden Jahre bestätigt, dass Frauen im Fußball wissbegier­iger sind als Männer. In der Jugend ist das noch ausgeprägt­er. Das ist ein Grund, weshalb ich auf diesem Weg weiter gehe.

Rückblicke­nd auf die Zeit in Heerdt: Überwiegen die negativen oder die positiven Erfahrunge­n?

EUL Eindeutig die positiven. Als ich kam, gab es eine starke Gruppenbil­dung. Einige Spielerinn­en fanden nicht die Berücksich­tigung und die Förderung, die sie verdient gehabt hätten. Ich glaube, es ist mir ganz gut gelungen, allen Spielerinn­en, von Nummer 1 bis Nummer 25, das Gefühl zu geben, wichtige Glieder dieser Mannschaft zu sein. Die positiven Entwicklun­gen der Spielerinn­en verbuche ich als Erfolg. Es geht ja nicht immer nur um Titel. Am Ende des Tages kann ich sagen: Es hat mir super viel Spaß gemacht mit den Mädels. Und den Mädels hoffentlic­h auch.

Die Frauen des CFR Links spielen in der Niederrhei­nliga und damit in der höchsten Spielklass­e, der Düsseldorf­er Klubs angehören. Das ist für den kleinen Verein eine tolle Leistung. Aber stoßen der CFR und sein Trainer damit nicht bereits an die Decke des Machbaren?

EUL Der CFR Links ist ein Breitenspo­rtverein, der zwangsläuf­ig andere Ziele verfolgt als ein Bundesliga­verein. Unter den gegebenen Bedingunge­n ist es schwierig, ambitionie­rtere Ziele anzupeilen. Die spielerisc­he Qualität des Cfr-teams reicht allemal für einen Platz unter den ersten fünf, aber die geringe Breite des Kaders und die Ressourcen setzen eben Grenzen. Beim CFR durfte ich die Basis für weitere Schritte im Frauenfußb­all

legen. Das rechne ich dem Klub hoch an. Ich möchte mit meinem Wechsel zur SGS Essen meinen Wunsch verwirklic­hen, unter profession­ellen und stärker leistungso­rientierte­n Bedingunge­n zu arbeiten.

Sind Sie als Trainer in den zwei Jahren gereift?

EUL Ja, auf jeden Fall. Da es sich um meine erste Trainerste­lle im Frauenfußb­all handelt, habe ich vor allem im Umgang mit den Spielerinn­en viel gelernt. Es war immer ein sachlich-respektvol­les Miteinande­r. Das ist die wesentlich­e Grundlage, um offen und ehrlich miteinande­r umzugehen.

EUL ... worauf ich ein wenig stolz bin.

Nach der Saison werden Sie als Co-trainer in Diensten der U19 des Frauen-bundesligi­sten SGS Essen stehen...

Warum haben sich die Essener für Sie entschiede­n?

EUL (lacht): Das müssen andere beurteilen. Vermutlich sind es die Erfahrunge­n, die ich in den vergangene­n zwei Jahren gesammelt hatte, und meine zweiwöchig­e Hospitanz beim Schweizer Erstligist­en Young Boys Bern, die gezeigt hat, welch hohen Stellenwer­t der Fußball bei mir hat. Vielleicht hat sich auch herumgespr­ochen, dass ich mich immer bemüht habe, fair mit unseren Spielerinn­en und Gegnerinne­n umzugehen. Und dass ich akribisch arbeite und versuche, die Kreativitä­t im Team zu fördern.

Die SGS Essen ist als leistungso­rientierte­r Bundesligi­st völlig anders aufgestell­t als der CFR Links. Wie wird Ihr Aufgabenbe­reich aussehen?

EUL Ich werde als zweiter Trainer eng mit der Trainerin Kyra Densing zusammenar­beiten. Von Zuarbeiten möchte ich nicht reden. Bei der SGS Essen herrschen flache Hierarchie­n, sodass jeder der vier Trainer eine Stimme mit Gewicht hat. Ein wesentlich­er Teil meiner Arbeit wird voraussich­tlich die Videoanaly­se zur Vorbereitu­ng auf die Spiele und zur Nachbearbe­itung sein. Das Sgs-nachwuchsl­eistungsze­ntrum bietet einen profession­ellen Rahmen. Der Ehrgeiz der jungen Spielerinn­en ist groß, weil sie alle das große Ziel Bundesliga vor Augen haben.

Die SGS Essen ist in der Bundesliga der einzige Verein, der keine Profi-männerabte­ilung und dementspre­chend geringere wirtschaft­liche Ressourcen hat als etwa Bayern

Noch stehen Sie aber in Diensten des CFR Links. Der Klassenerh­alt ist noch nicht gesichert.

EUL Ich bin überzeugt, dass wir die Niederrhei­nliga halten. Es würde mich freuen, die zwei Jahre mit einem Titel beenden zu können. Dazu bietet sich im Kreispokal gegen Tusa die Gelegenhei­t. Wichtig ist mir auch, meinem Nachfolger oder meiner Nachfolger­in eine funktionie­rende Mannschaft zu hinterlass­en.

 ?? ?? Jan Eul an der Seitenlini­e während einer Partie des CFR Links.
Jan Eul an der Seitenlini­e während einer Partie des CFR Links.

Newspapers in German

Newspapers from Germany