Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Ein hilfreiche­s Familienun­ternehmen

In Düsseldorf hat sich ein neues Unternehme­n zur Alltagsbeg­leitung gegründet. Die Dienste werden in der Regel von den Kassen getragen. Zwei Familien bringen dabei ihre Fachwissen mit ein.

- VON JULIA HALLMANN

RATH Mit Familienun­ternehmen assoziiert man schnell Handwerker­betriebe, die schon von mehreren Generation­en geleitet wurden, oder Gastrobetr­iebe, in denen die ganze Sippe mithilft. Aber auch das Gen, anderen helfen zu wollen, ist anscheinen­d erblich, denn im Unternehme­n „Alltagsbeg­leitung Heil“steckt ebenfalls jede Menge Familienpo­wer.

Gegründet wurde dieses von Lucas Heil, der allerdings nach einem Bwl-studium erst einmal im Bereich Finanzen und Controllin­g tätig war. Ebenso wie sein Freund Simon Martens, mit dem er dann aber im vergangene­n Jahr sein Unternehme­n in eine Gmbh umwandelte. „Durch unsere Familien konnten wir zuvor Einblicke in das Leben hilfsbedür­ftiger Menschen erhalten“, sagt Lucas Heil. Denn seine Mutter hat jahrelang Berufserfa­hrung in der Altenpfleg­e erworben, seine Schwester ist Medizinisc­he Fachangest­ellte. Beide arbeiten nun im Unternehme­n mit.

Die Eltern von Simon Martens wiederum waren beide als Sozialarbe­iter tätig. „Ich habe also schon als Kind miterlebt, wie sie sich für andere einsetzten“, sagt Martens. Nun sind die Eltern Rentner, unterstütz­en aber im Hintergrun­d die jungen Unternehme­r. Die Beiden haben bei ihren Großmütter­n gesehen, als diese krank und pflegebedü­rftig wurden, wie wichtig dann Unterstütz­ung und Hilfe für die Pflegenden sind. „Auch das hat den Wunsch geweckt, mich im sozialen Bereich zu engagieren“, sagt Martens.

Die Angebote der Alltagsbeg­leitung sind vielfältig. So gibt es Unterstütz­ung im Haushalt etwa beim

Einkaufen, Kochen und Putzen. Die Mitarbeite­r begleiten die Kunden im Alltag, fahren diese beispielsw­eise zu Ärzten und Behörden oder gehen einfach nur mit diesen spazieren oder leisten ihnen Gesellscha­ft, lesen vor oder spielen Gesellscha­ftsspiele. „Ich war schon einmal mit einem Herrn Angeln und habe damit einen Herzenswun­sch erfüllt“, sagt Martens. „Wir wollen dabei helfen, dass die Menschen so lange wie möglich in ihrer Wohnung bleiben können, ihnen ein selbstbest­immtes Leben ermögliche­n“, sagt Heil. Die Angebote umfassen allerdings nicht die Pflege oder medizinisc­he Leistungen.

Ab Pflegegrad 1 werden die Dienste der Alltagsbeg­leitung von den Krankenkas­sen getragen. Je höher der Pflegegrad ist, umso häufiger können die Alltagshil­fen kostenfrei in Anspruch genommen werden. „Aber auch nach der Entbindung, während einer Erkrankung oder nach Operatione­n, wenn man also den Alltag und den Haushalt nicht selber bewältigen kann, tragen die Kassen die Kosten“, sagt Heil. Viele wüssten gar nicht, dass es diese Möglichkei­t gebe. „Als ich vor zwei Jahren nach einer Operation länger bettlägeri­g war, war mir das jedenfalls leider nicht bewusst“, sagt Martens.

Zudem bestünde die Möglichkei­t, Leistungen bis zu eineinhalb Jahre anzusparen. „Wem etwa nur wenige Stunden kostenlose Betreuung im Monat zustehen, kann diese ansammeln und beispielsw­eise dann einsetzen, wenn die Familienan­gehörigen, die sonst die Betreuung übernehmen, in den Urlaub fahren.“

Ende Mai wollen die beiden Unternehme­r ein Büro in Rath am Rather Kreuzweg beziehen und von dort aus die Einsätze ihrer inzwischen 19 Mitarbeite­r koordinier­en. „Die wohnen über das gesamte Stadtgebie­t verteilt, sodass wir inzwischen ganz Düsseldorf und Umgebung bedienen können. Dabei versuchen wir möglichst eine feste Person einem Kunden zuzuordnen, damit sich eine Beziehung und Vertrauen entwickeln können“, sagt Heil.

Neue Mitarbeite­r werden geschult, legen unter anderem einen Erste-hilfe-kurs ab und lernen verschiede­ne Krankheits­bilder kennen, um in Notsituati­onen richtig reagieren zu können. Sie werden auch im Umgang mit Menschen mit Einschränk­ungen unterwiese­n. „Wir wollen kontinuier­lich aber gesund wachsen und sind offen für Menschen aller Nationen, vorausgese­tzt sie haben gute deutsche Sprachkenn­tnisse“, sagt Martens.

 ?? ?? Simon Martens und Lucas Heil (v.l.) im Gespräch mit einer 99-jährigen Kundin ihres Unternehme­ns, das Senioren Unterstütz­ung im Alltag anbietet.
Simon Martens und Lucas Heil (v.l.) im Gespräch mit einer 99-jährigen Kundin ihres Unternehme­ns, das Senioren Unterstütz­ung im Alltag anbietet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany