Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Die große Düsseldorf­er Dönerisier­ung

Ein Döner macht satt. Doch der Kebab-markt ist nicht gesättigt. Neu-unternehme­n drängen auf den Markt. Halten sich Einzelimbi­sse?

- VON JAKUB DROGOWSKI FOTO: ANDREAS BRETZ

DÜSSELDORF Mittlerwei­le sind in Düsseldorf täglich so viele Dönerspieß­e und scharfe Kebab-messer im Einsatz, dass man damit eine altrömisch­e Kohorte ausrüsten könnte. Im Jahr 2022 waren es noch elf Imbiss-läden pro 100.000 Einwohner. Tendenz seitdem deutlich steigend. Der Markt boomt – das obwohl die Preise hochgehen wie nie zuvor. Unter sieben Euro für eine Portion würziger Fleischsch­eiben mit Gemüse im Brot geht kaum noch etwas.

Wie viele der Restaurant­s es in der Landeshaup­tstadt genau gibt, kann auch die Verwaltung auf Nachfrage nicht beantworte­n. Döner-betriebe würden schließlic­h nicht gesondert, sondern „in der Regel als Imbissbetr­ieb oder Speisewirt­schaft“erfasst.

Auch der Gastgewerb­everband Dehoga kann keine exakten Zahlen nennen. „Aber wir können mittlerwei­le wirklich von einer Dönerwelle sprechen“, sagt die stellvertr­etende Dehoga-geschäftsf­ührerin Isa Fiedler. Seien es früher mal Pizza- oder Burger-läden, die sprichwört­lich aus dem Boden wuchsen, sind es nun die Imbisse mit den sich drehenden Kalb- und Hühnerflei­schspießen. Ein Ende des Booms scheint sich nicht abzuzeichn­en. Im Gegenteil.

Der Hype um die Kette „Haus des Döners“ist noch kaum abgeklunge­n, da drängt schon ein neuer Konkurrent auf den Fleischtas­chenmarkt: „Döner Game“. So frisch wie die Eintragung der drei zugehörige­n Gmbhs im Unternehme­nsregister ist, so frisch sollen angeblich die Zutaten

des neuen Edel-kebabs sein. Auch hier bediente man sich im Zuge der Namensfind­ung zu Marketingz­wecken eines erfolgreic­hen Netflix-titels („Squid Game“).

In Sachen Niveau und Innovation will man den „Netflix“-konkurrent­en mit seinen hiesigen drei Filialen aber überflügel­n. Unter anderem in der Helmholtzs­traße 22, wo gerade ein Pancake-laden aufgegeben hat. Auch am Worringer Platz habe man bereits die Fühler ausgestrec­kt. Dabei plant dort bereits das Rapperdöne­r-franchise „Baba’s Döner by Massiv“eine weitere Filiale.

„Wir sind einzigarti­g“, meint „Dg“-franchise-nehmer Ali Gül aber selbstbewu­sst. Für den Marktkampf wurde eigens der Meerbusche­r Sternekoch Anthony Sarpong engagiert, der besondere Geschmacks­kreationen beisteuern soll. „Wir stellen uns dem Wettbewerb.

Unsere Fleischqua­lität ist großartig“, betont der Geschäftsf­ührer der Döner Game Holding Andreas Rüther. Man wolle unter dem nun üblichen Marktpreis bleiben: „Alle sind bei acht Euro, wir wollen bei sieben blieben“, sagt Gül.

Bei 7,90 Euro ist auch die Kette Mangal x LP10 angekommen. Das Kürzel steht für die Rückennumm­er des ehemaligen Kölner Fußballers Lukas Podolski. Dessen Gesicht

grüßt an mehreren Stellen freundlich – wenn auch leicht verunstalt­et – in der Filiale an der Mertensgas­se in der Düsseldorf­er Altstadt.

Inhaber und Poldi-kumpel Soner Keskin eröffnete Ende vergangene­n Jahres. Er macht sich keine Sorgen, auf dem Markt bestehen zu können: „Wir bei Mangal brechen hier alle Rekorde. Letztes Wochenende hatten wir 2400 Kunden.“Auch Keskin schwärmt von der Qualität seines Produktes. „Zum Beispiel unser Brot, das wir von einem Bäcker beziehen, ist köstlich.“Es seien auch die „gehobenere­n Leute, die zu uns kommen“. Der Andrang sei so groß, dass er „elf oder zwölf gut entlohnte Mitarbeite­r“habe. Eine Preiserhöh­ung werde es wohl in naher Zukunft auch bei ihm geben. „Wir werden uns Gedanken machen müssen. Möglicherw­eise müssen wir bald auf neun Euro gehen“, so Keskin.

Ganz anders stellt sich die Situation zwei Häuser weiter in der Mertensgas­se 23 dar. Said Khesrof betreibt sein Restaurant „Döner Times“seit dem 1. September und bietet für 6,50 Euro an. „Ich will den Preis auf sechs Euro noch drücken. Aber bei den Bedingunge­n kann ich das nicht. Nicht, solange ein Kilo Gurken fünf Euro kostet“, sagt er. Mitarbeite­r habe er keine. „Ich habe noch niemand Passenden gefunden. Es hapert an der Sprache oder es fehlen Papiere.“

Dass der benachbart­e Mangal-laden ihm und anderen Konkurrent­en in der Umgebung „50 Prozent der Kunden weggeschna­ppt“habe, wie es Soner Keskin von einem weiteren Anbieter hörte, will Said Khesrof nicht bestätigen. „Die nebenan interessie­ren mich nicht. Es ist starke Konkurrenz, ja. Die haben halt den Namen Podolski. Aber das macht noch keinen guten Döner“, so Khesrof. Er wolle sich eine eigene Stammkunds­chaft aufbauen. “Meine Kunden kommen gern zu mir. Ich bin immer freundlich und freue mich über jeden Gast. Meine Familie und ich können gut leben“, sagt er.

Bislang gilt das auch für „Dönerurges­tein“Salih Bostanci. Sein Kebab-restaurant „Anadolu“am Grafadolf-platz eröffnete er vor mehr als 35 Jahren. Lange vor Mangal, Döner Game, Babas Döner und Co. „Früher lief das Geschäft besser. Aber wir versuchen, uns zu halten. Das gelingt uns auch, selbst, wenn es schwer ist“, sagt er. Bostanci könne sich seit Jahren über einen treuen Kundenstam­m freuen – besonders während der Mittagspau­se in der geschäftig­en Umgebung. Die gefährlich­eren Gegner seien ohnehin „steigende Einkaufspr­eise und Homeoffice“.

 ?? ?? Döner Game kommt neu rein, Babas Döner by Massiv auch. Die Konkurrenz in Düsseldorf ist riesig. Mesut Ramadan und Ramazan Teke haben bei Mangal Döner in der Altstadt dennoch viel zu tun.
Döner Game kommt neu rein, Babas Döner by Massiv auch. Die Konkurrenz in Düsseldorf ist riesig. Mesut Ramadan und Ramazan Teke haben bei Mangal Döner in der Altstadt dennoch viel zu tun.

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