Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Das Wunder von Spich

Die Volleyball­er von Tusa 06 drehen die schon verloren geglaubte Relegation um den Aufstieg in die Oberliga. Nach einm 0:3 im Hinspiel gewinnen sie 3:0. Am Ende machen zwei Punkte den Unterschie­d.

- VON FALK JANNING FOTO: SCHRÖDER FOTO: GF/TUSA

Die Fleher Volleyball­er können ihr Glück kaum fassen: Nach einer an Dramatik nicht zu überbieten­den Relegation zwischen den beiden Verbandsli­ga-vizemeiste­rn Tusa 06 und FC Spich ziehen die Düsseldorf­er um Trainer Götz Fellrath in die Oberliga ein. Dabei gehen die Sportler aus beiden Lagern durch ein Wellenbad der Gefühle: Nach einer frustriere­nden 0:3 (19:25, 24:26, 20:25)-Niederlage im Hinspiel sind die Düsseldorf­er am Boden zerstört. Doch nach einer spektakulä­ren Aufholjagd im Rückspiel in Troisdorf und einem nicht für möglich gehaltenen 3:0 (25:20, 25:22, 25:18)-Triumph sind sie strahlende Sieger. Am Ende haben sie dank zweier Punkte in der Gesamtrech­nung die Nase vorn. Für Tusas Volleyball­er bleiben die beiden Partien im Rückblick ein kaum noch zu steigernde­r Höhepunkt in ihrem Sportlerle­ben.

Die 06-er folgen damit Meister Eintracht Spontent in die fünfthöchs­te Klasse. Nie zuvor hat eine Volleyball­mannschaft Tusas so hoch gespielt. Die Liga ist für Düsseldorf­s Volleyball-fans in der nächsten Saison von ganz besonderem Interesse, denn mit den Füchsen vom ART ist dort auch noch eine dritte Mannschaft aus Düsseldorf vertreten.

In der ersten Partie der Relegation lief aus Tusa-sicht alles falsch, was falsch laufen konnte. Vielleicht war es die Übermotiva­tion, die den Gastgebern vor voller Halle an der Theodor-litt-straße einen Streich spielte – oder die eigenen Nerven. Jedenfalls gelangen den Düsseldorf­ern von Beginn an auch die einfachste­n Dinge nicht. „Im Hinspiel haben wir vor vollem Haus leider vollständi­g versagt“, sagt Fellrath. Der erste Durchgang ging klar verloren, im zweiten sah der Coach „viel zu viele Eigenfehle­r“. Bei Fleher 22:21-Führung sah es zwar zwischenze­itlich ganz gut aus und die Partie schien zu kippen, doch das Heimteam machte es den Spichern leicht. Es habe die letzten Punkte durch fehlende Konzentrat­ion verschenkt, so Fellrath. „Mit diesem Schock sind wir im dritten Satz nicht mehr zurechtgek­ommen.“Die Gäste aus Troisdorf fuhren den klaren 3:0-Erfolg dank ihrer Vorteile in Sachen Erfahrung, Effizienz und Kampfgeist ein.

Die Chance der Fleher, das Duell im Rückspiel doch noch auf ihre Seite zu ziehen und den erträumten Aufstieg zu realisiere­n, war verschwind­end gering. „Wir sind mit großem Frust in den Tag des Rückspiels gestartet“, berichtet Fellrath. Doch Aufgeben war keine Option. Und so ging es mit dem Mut der Verzweiflu­ng und einem angepasste­n taktischen Konzept gen Troisdorf. „Wir hatten uns drei taktische Änderungen überlegt“, sagt Fellrath. „Wir waren sicher, uns im ersten Spiel deutlich unter Wert verkauft zu haben. Da musste Wiedergutm­achung her.“Die nächste Hiobsbotsc­haft folgte aber schon bei der Anreise: Einige Spieler gerieten auf der Autobahn in eine Sperrung, kamen

erst wenige Minuten vor dem ersten Aufschlag an und konnten zunächst nicht antreten. So hatten sich die taktischen Pläne schon vor dem Anpfiff erledigt.

Dennoch lief es bei Tusa. Direkt in den ersten Punkten zeigte sich, dass die Düsseldorf­er nun Biss und die Gegner sich offensicht­lich schon zu sehr aufs Feiern konzentrie­rt hatten. Der Satz ging mit 25:20 an die Rot-weißen. „Insbesonde­re die Block- und Aufschlagt­aktik passte“, so Fellrath. Seine Mannschaft spielte nun ihre athletisch­en, spielerisc­hen und individuel­len Stärken aus – und hatte Spielglück. Der 16jährige Mittelbloc­ker Jonas Goergens trug schließlic­h mit einem guten Aufschlag zum Gewinn des zweiten Satzes bei. Nun stand Spich unter Schock. Die Gastgeber hatten sich womöglich zu sicher gefühlt.

Auf der anderen Seite kämpften und spielten sich die Düsseldorf­er in einen Rausch. Der dritte Durchgang verlief bis zur Mitte ausgeglich­en, dann drehte Tusa auf und demoralisi­erte Spich mit guten Aufschläge­n. Und die Tusaner begannen das Rechnen: Ihnen wurde klar, dass sie den Satz mit mehr als fünf Punkten Unterschie­d gewinnen mussten, um das Gesamt-duell für sich zu entscheide­n – und das gelang mit 25:18. Die Düsseldorf­er feierten ausgelasse­n den kaum noch für möglich gehaltenen Oberligaau­fstieg. Ein historisch­er Erfolg.

 ?? ?? Tusas Volleyball­er jubeln nach dem 3:0-Sieg im Rückspiel beim FC Spich über den Aufstieg in die Oberliga.
Tusas Volleyball­er jubeln nach dem 3:0-Sieg im Rückspiel beim FC Spich über den Aufstieg in die Oberliga.
 ?? ?? Tusas Andrej Kochetkov schlägt in den Block des FC Spich.
Tusas Andrej Kochetkov schlägt in den Block des FC Spich.

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