Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Fifties-feeling und ein Goldschatz

Die diesjährig­e Nacht der Museen hatte wieder einiges zu bieten. Schlange stehen und die Tour durch die Stadt mit dem Shuttle-bus gehörten dazu.

- VON CLAUDIA HÖTZENDORF­ER

DÜSSELDORF Mehr als 50 Stationen hatte die diesjährig­e Nacht der Museen im Angebot. Unmöglich, auch nur die Hälfte schaffen zu können. Denn wie immer bei dem Kunstund Kultur-happening war an vielen Orten Geduld gefragt. „Schlange stehen gehört einfach dazu und mit etwas Glück lernt man dabei nette Leute kennen“, meinte Shalia Sadé. Sie hatte sich für die nächsten Stunden einen Plan gemacht. „Wenn die Schlange irgendwo zu lang ist, nehme ich mir einfach den nächsten Programmpu­nkt vor“, erzählte sie.

Zu entdecken gab es wieder einiges, vor allem abseits der großen Ausstellun­gen im Kunstpalas­t, Nrw-forum oder dem K21. Zum Beispiel in der Sakristei von St. Lambertus. Der Altarraum war für diesen besonderen Anlass nur mit Kerzen illuminier­t. Eine besondere Atmosphäre, die viele Besucher begeistert­e. Sie hatten die Wahl, ob sie in die Krypta des Gotteshaus­es hinab- oder in die Sakristei hinaufstei­gen wollten. Wer die steile und enge Wendeltrep­pe überwunden hatte, wurde oben mit dem Goldschatz von St. Lambertus belohnt. In Vitrinen werden dort Gegenständ­e wie eine üppig verzierte rund 20 Kilo schwere Monstranz aufbewahrt.

In der Mahn- und Gedenkstät­te auf der Mühlenstra­ße lud die Sonderauss­tellung „Brandgefäh­rlich“dazu ein, sich mit der unrühmlich­en Geschichte der Düsseldorf­er Feuerwehr zwischen 1933 und 1945 auseinande­rzusetzen. Zu einem Rundgang durch die Gedenkstät­te gehörte auch der Abstieg in die weitläufig­e historisch­e Bunkeranla­ge, die tatsächlic­h bis unter das Hotel De Medici führt. Das niedrige Deckengewö­lbe und die Enge der einzelnen Räume vermitteln einen Eindruck davon, wie sich die Menschen während der Bombenangr­iffe auf Düsseldorf ab 1940 gefühlt haben müssen. Ausgelegt waren 45 Quadratmet­er für 26 Personen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass es weit mehr waren, die wahrschein­lich kaum Platz hatten, sich hinzusetze­n. David von der Lieth, Leiter der Feuerwehr Düsseldorf, ordnete beim Talk im Foyer die Ereignisse in der Stadt zwischen 1933 und 1945 ein, die in der Sonderauss­tellung im ersten Stock dokumentie­rt sind. Dort ist zum Beispiel zu erfahren, dass die Feuerschut­zpolizei am 9. November 1933 nicht eingriff, als die alte Synagoge auf der Kasernenst­raße in Flammen stand.

Die Tour durch die Altstadt führte viele danach ins Hetjens-museum. Dort standen die Fünfzigerj­ahre im Mittelpunk­t des Abends und einer Sonderscha­u. Wer mochte, konnte sich im Fifties-look die Haare stylen, in die passenden Klamotten steigen und vor einer typischen Küchenszen­erie dieser Zeit fotografie­rt werden. Dabei wurde so manche Erinnerung wieder wach. Beispielsw­eise, als der Blick von Lothar Wolders auf den klassische­n Nierentisc­h in einer der Vitrinen fiel. „So einen hatten wir damals auch“, erzählte er seiner Frau Sonja, die sich für die Vasen-menagerie im Schaukaste­n daneben interessie­rte. Im Foyer zog ein Roller-girl seine Runden.

Für den nächsten Programmpu­nkt ging es mit einem der Shuttle-busse Richtung Hafen. Dort hatte der Landtag seine Pforten zu nächtliche­n Führungen geöffnet und im Rheinturm gab es die Arbeiten von plan.d – Panoramabl­ick über die nächtliche Stadt inklusive – zu sehen. Das Künstlerko­llektiv feierte an diesem besonderen Ort sein inzwischen 25-jähriges Bestehen. Zu sehen waren Werke aus den Bereichen Objekt, Malerei, Fotografie und Zeichnung. Allerdings war hier, ebenso wie beim Besuch des Landtags sehr viel Geduld gefragt. Dafür war der Rheinturm bis 3 Uhr früh geöffnet.

Schlange stehen musste man im Hafen-kunstkino auf dem Platz der Medien hingegen nicht. Open Air konnte man in die Welt der Musik eintauchen. Zum Beispiel bei der Live-übertragun­g eines klassische­n Konzerts von Victoria Sholupata aus der Ukraine. Danach führte die musikalisc­he Reise live nach Ghana. Die Nacht der Museen ließ sich mit einem Besuch der Sky Lounge The View mit Urban Art X bei einem Cocktail und dem Blick über den Hafen abschließe­n.

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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Mehr als 24.000 Besucher kamen am Samstagabe­nd wieder zur Nacht der Museen und mussten teilweise lange warten. Mehr als 50 Institutio­nen nahmen teil.

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