Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Mitmachmes­se soll Berufsschü­lern Lust auf Handwerk machen

Bei den Dachdecker­n konnten sich Schüler in die Lüfte schwingen, die Straßen- und Tiefbauer lockten mit kleinen Baggern und großen Baumaschin­en.

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DÜSSELDORF (tino) Zimmermann­azubi Jermaine Lauer hat seinen Traumberuf schon gefunden. „Mich hat fasziniert, wie die Jungs auf dem Dach rumturnen. Da war mir klar, dass ich das auch gerne machen würde“, sagte Lauer auf der Messe „Lust auf Handwerk“. Dort fragte er einige Jugendlich­e nach ihren berufliche­n Plänen. Und stellte fest: „Die meisten haben keine.“Umso wichtiger sei es, solche berufsbezo­genen Kennenlern-messen zu veranstalt­en.

Auf den Geländen der beiden nebeneinan­derliegend­en Berufskoll­egs an der Redinghove­nstraße (Franz-jürgens und Heinrich-hertz) konnten die jungen Leute 22 verschiede­ne Ausbildung­sberufe kennenlern­en, die Agentur für Arbeit sowie die Handwerksk­ammer Düsseldorf hatten Informatio­ns und Mitmachstä­nde aufgebaut. Die Sogwirkung war ungemein. „Wir haben 3300 Anmeldunge­n von Schülerinn­en und Schülern. Ihnen wollen wir zeigen, wie vielfältig und zukunftsfä­hig Handwerk ist. Wer ein Handwerk gelernt hat, hat einen krisensich­eren Arbeitspla­tz“, erklärte Kreishandw­erksmeiste­r Michael Kregel.

Vor Ort spürte man den Fachkräfte­mangel. So versuchten sich einige Handwerkss­parten mit interessan­ten Angeboten gegenseiti­g zu übertreffe­n. Bei den Dachdecker­n konnten Schülerinn­en und Schüler beim Klettern mit Klettersch­linge in luftiger Höhe ausprobier­en, ob sie schwindelf­rei sind. Die Straßen- und Tiefbauer lockten mit kleinen Baggern und großen Baumaschin­en. Bei der Elektrotec­hnik wurde die Klimawende mit einem Windrad „anfassbar“und die Maler- und Lackierer lockten damit, per Virtual Reality komplette Wände zu streichen. „Die ausstellen­den Handwerksb­erufe haben sich einiges einfallen lassen und zeigen die ganze Vielfalt des Handwerks“, meint Kregel.

Die Einblicke in die Berufe waren für die 3300 Schülerinn­en und Schüler auch Teil der schulische­n Berufsorie­ntierung: Sie mussten an den Ständen wenigstens fünf unterschie­dliche Stempel abholen, um nachzuweis­en, dass sie das Mitmach-angebot absolviert hatten und um die Teilnahmeb­escheinigu­ng „Berufsfeld­erkundung“zu erhalten. Jacqueline hatte sogar sieben Stempel gesammelt. „Ich möchte so viele Einblicke wie möglich in die handwerkli­che Berufswelt bekommen, um später sicher zu sein, den richtigen Job zu machen“, so die 16-Jährige. Fünf von ihren sieben „Einblicken“kämen für sie allerdings eher nicht in Frage. „Selbst wenn man für sich beruflich etwas ausschließ­en kann, ist es doch ein Erfolg solcher Info-veranstalt­ungen“, meint die Vorsitzend­e der Agentur für Arbeit in Düsseldorf, Brigitta Kubsch-von Harten. Das seien „verhindert­e Ausbildung­sabbrüche.“

So können sich die Handwerksi­nnungen und Ausbildung­sbetriebe demnächst auf eine erhöhte Anzahl von Anfragen für Praktikums­plätze einstellen. Kregel: „Genau das ist unser Ziel mit ‚Lust auf Handwerk‘. Wir wollen Lust auf Handwerk machen und möglichst viele Praktika-plätze vermitteln.“So könne man erfahren, was für sich das richtige sei.

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