Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Ein Roman über den Sprung ins kalte Wasser
DÜSSELDORF Stephan Schäfer ist ein außergewöhnlicher Mann. Einer, der es beruflich bis nach oben geschafft hat. Als Journalist und Manager brachte er es bis zum Chef von RTL. Dann schloss er mit diesem Leben ab und schrieb einen Roman. Auch der brachte ihm Erfolg: „25 letzte Sommer“kletterte im Nu auf die „Spiegel“-bestsellerliste. Für Schäfer keine große Überraschung, denn der 49-jährige Jungliterat plant öffentliche Aktionen immer noch bis ins Detail: Für seinen Lesebesuch in der Düsseldorfer Mayerschen Buchhandlung hatte er sich mit Louis Klamroth einen überaus versierten Moderator an die Seite gestellt.
Um was geht es in dem Roman? Der Autor fasste es so zusammen: „Viele kennen das, ein Leben wie im Hamsterrad. So ergeht es auch dem Ich-erzähler. Dann begegnet er dem Kartoffelbauern Karl, der ganz anders lebt, viel ruhiger. Ich glaube, viele sehnen sich danach, jemanden zu haben, mit dem man offene Fragen besprechen kann. Einen Menschen kennenzulernen, der auf einem völlig anderen Weg glücklich ist.“Louis Klamroth ergänzte: „Natürlich kann man dem Ich-erzähler eine gewisse Ähnlichkeit mit Stephan nicht abstreiten.“
Den Beginn des Romans macht ein Sprung ins kalte Wasser. An einem einsamen See irgendwo in Deutschland. Kein besonderes Risiko für jemanden, der sein „Seepferdchen“im Haifischbecken des Literaturbetriebs bestanden hat. Dann aber die Überraschung: Ein anderer Mann zieht bereits im Wasser seine Bahnen. Er begrüßt den Erzähler als Gesinnungsfreund, lädt ihn in sein
Haus, will alles über ihn wissen. Aus einem flüchtigen Kennenlernen entwickeln sich ernste, schöne Gespräche, die über viele Stunden gehen und die Essenz des schmalen Buchs ausmachen.
Von den Schreibtischen der Exkollegen folgten prompte Reaktionen: In Schäfers Romanwelt gebe es „einfach nichts Hässliches“, alles sei „direkt instagrammable“. Es scheine, als sei der Erzähler beim Schreiben in eine andere Realität gefallen. Von diesem Schreiben erzählt der sympathische Autor in Düsseldorf: „Den Titel schleppe ich schon lange mit mir rum, wusste aber nie, wie daraus eine Geschichte werden könnte. Und einen realen Kartoffelbauern habe ich tatsächlich als Freund.“
Dann war aber plötzlich ein Verlag gefunden, und dessen Lektorin drängelte: „Bitte schnell liefern, nicht unter 200 Seiten.“Abgegeben hat Stephan Schäfer schließlich 176 Seiten: „Dafür bin ich jeden Morgen um 5 Uhr aufgestanden, habe mich meist in ein Café gesetzt und auf meinem Handy geschrieben.“Eine der möglichen Fragen aus dem Publikum beantwortete er vorab: Warum er denn keine Kartoffelbäuerin erfunden habe? Frauen seien immerhin die echten Bücherwürmer. Schäfers Antwort: „Das ist einfach so passiert. Wenn aber Frauen mein Buch kaufen, dann meist, um es ihrem Mann zu schenken.“
„Wenn Frauen mein Buch kaufen, dann meist, um es ihrem Mann zu schenken“
Stephan Schäfer
Schriftsteller