Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Der Kalkumer Bahnhof ist endgültig Geschichte
Die letzten Anlagen und Gebäude werden nun abgerissen, um Platz für die Rrx-gleise zu schaffen. 1990 hielt dort der letzte Zug.
KALKUM Am Kalkumer Bahnhof, der an der Kalkumer Schloßallee liegt, laufen zurzeit Abbrucharbeiten. Ein Mittelbahnsteig wird mit Hilfe von Baggern abgerissen, denn dort wird Platz für eine Kreuzungsbauwerk der Bahn für den RRX benötigt. Am Bahnsteig haben aber schon seit 1990 keine Züge mehr gehalten. Die Bahn hatte den Halt, der zuletzt nur noch von der Sbahn-linie 1 bedient wurde, nach der Eröffnung des nur 1,5 Kilometer entfernten Flughafen-fernbahnhofs stillgelegt. Danach waren bereits einige Gleise demontiert und Gebäude abgerissen und der Fußgängertunnel, der zum Mittelbahnsteig führte, zugeschüttet und mit Beton verfüllt worden.
Bürger und Politik hatten zuvor noch versucht mit Unterschriftensammlungen und Beschlüssen die Schließung zu verhindern. Die Bahn erklärte jedoch, der S-bahnhof sei nur bei täglich 1000 Fahrgästen wirtschaftlich. „Tatsächlich wurden aber nur 100 Kunden gezählt, darunter 30 Pendler, die übrigen direkte Anwohner aus den Häusern am Bahnhof“, schreibt Heimatforscher Bruno Bauer im Heimatjahrbuch Wittlaer von 2017. Die Bahn war zu keinen Kompromiss bereit, der letzte Zug hielt am 30. April 1990 am Kalkumer Bahnhof.
Vor einem Jahr hat der Jugendrat noch einmal einen Versuch unternommen, den Bahnhof wieder in Betrieb nehmen zu lassen. Der einstimmige Antrag, eine Reaktivierung zu prüfen, wurde aber abgelehnt, denn inzwischen müsste der S-bahnhof komplett neu geplant und gebaut werden. Und die Stadt geht nicht von einer gestiegenen Nachfrage aus. Inzwischen existieren nur noch Fragmente der alten Bahnanlage, wie einige
Schuppen und ein Überstand am ehemaligen Eingang zur Unterführung zum Mittelgleis. Diese Gebäudeteile sollen laut Bahn demnächst auch entfernt werden.
Eingerichtet worden war der Haltepunkt Kalkum 1846 von der Kölnmindener Eisenbahn-gesellschaft, die zur selben Zeit den Abschnitt Düsseldorf-duisburg in Betrieb nahm. Die Fahrt mit der Dampflok von Düsseldorf nach Duisburg dauerte damals eine Dreiviertelstunde, die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei rund 40 Kilometer die Stunde.
Die Lage des Bahnhofs war eigentlich ungünstig: keine der Ortschaft grenzte unmittelbar an. Das war damals durchaus üblich, weil ja hauptsächlich Güter transportiert wurden. „Die Station Kalkum lag mitten im Wald, etwa eine halbe Stunde Fußweg vom 700 Seelen zählenden Ort und fast eine Stunde von Kaiserswerth mit 2200 Einwohnern entfernt“, sagt Bauer.
Erst 1856 wurden Warteräume für die Fahrgäste aller vier Klassen eingerichtet, und 1900 wurde der
Bahnhof mit einer eigenen Empfangshalle deutlich aufgewertet, die nochmal gut 50 Jahre später um eine Toilettenanlage erweitert wurde. Zudem gehörte ein Güterschuppen zu der Anlage, der heute privat genutzt wird.
In den 1950er-jahren wurde die Elektrifizierung der rheinischwestfälischen Hauptstrecken, also auch des Abschnittes zwischen Düsseldorf und Duisburg geplant. Der erste offizielle elektrische Triebwagen fuhr am 1. Juni 1957 zwischen Hamm und Düsseldorf über Kalkum. Im Mai 1977 wurde die S-bahn-verbindung zwischen Duisburg und Düsseldorf (S1) aufgenommen und Kalkum blieb 13 Jahre lang S-bahn-haltepunkt.