Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Hasselser Schüler holten Pokal in Berlin

Bei Jugend trainiert für Paralympic­s gewann die Karl-tietenberg-schule den Wettbewerb im Goalball.

- VON RALPH KOHKEMPER

HASSELS Die Karl-tietenberg-schule feiert den größten sportliche­n Erfolg ihrer Geschichte, für den jetzt fünf Jungs gesorgt haben: In Berlin gewannen sie bei dem deutschlan­dweiten Turnier „Jugend trainiert für Paralympic­s“den 1. Platz im Goalball.

Sechs Spiele hatten sie insgesamt zu absolviere­n, alle haben sie gewonnen, teilweise hoch. Nur im Finale wurde es enger, aber es reichte am Ende für einen 10:8-Sieg.

Die Karl-tietenberg-schule ist eine Sonderschu­le für Sehbehinde­rte. Und die fünf Jungen im Alter von 15 und 16 Jahren haben mit unterschie­dlich schwerwieg­enden Beeinträch­tigungen zu kämpfen. So erzählt Novadar Khalil Ali, dass er im Nahbereich noch ganz gut sieht, aber nicht in der Ferne. Modgim Ehzan hingegen hat auf dem einen Auge nur noch zwei, auf dem anderen acht Prozent Sehkraft. „Sehende“, sagt er, „können sich gar nicht vorstellen, was das bedeutet.“

Neben den beiden waren mit in Berlin dabei Lars Becker und Mohammad Muhammad Ali. „Ja, ich heiße wirklich so.“Der Fünfte ist Ayman Kacho Zedan. Er ist mit 16 der Älteste und sieht gerade noch so gut, dass er auch in einer normalen Fußball-mannschaft spielen kann, in der B-jugend vorne im Sturm. Doch alle, sagt Lehrerin und Trainerin Eliane Exner, sind so beeinträch­tigt, dass sie beispielsw­eise nie einen Führersche­in machen werden. Auch Radfahren ist letztlich ausgeschlo­ssen. „Aber Joggen“, erzählt Modgim, „das geht schon“. Auch Schwimmen oder Turnen, meint Lars. Und ins Fitnessstu­dio könne er auch gehen, meint Mohammad, den alle hier nur Hamudi nennen.

Beim Goalball aber sind alle gleich. Es ist ein Spiel eigens für Sehbehinde­rte. Damit alle dasselbe Handicap haben, tragen alle Spieler eine Dunkelbril­le, es sieht also keiner etwas. Es spielen stets drei gegen drei, einer ist Center, je einer ist links und rechts positionie­rt. Gespielt wird im Sitzen und Liegen. Das Feld ist 18 Meter lang und neun Meter breit.

So breit sind auch die Tore an den Stirnseite­n. Mal ist man im Angriff, mal in der Verteidigu­ng. Ziel ist es, einen Ball ins gegnerisch­e Tor zu bekommen. Dabei darf aber die eigene

Hälfte nicht verlassen werden. Der Ball ist hart wie ein Medizinbal­l und mit 1,250 Kilo recht schwer. In seinem Inneren sind Glocken. Es kommt also auf das richtige Hören und das Timing an. „Es werden andere Sinne verlangt“, so Modgim.

In der Tietenberg-schule hatten viele beim Turnier per Livestream mitgefiebe­rt. Jetzt folgte in der Pausenhall­e die große Siegerehru­ng. Die erste hatte es selbstrede­nd gleich in Berlin gegeben. Dorthin waren sie mit dem ICE gefahren, gesponsort von der Bahn. Für eine Tour durch die Hauptstadt sei aber kaum Zeit geblieben, so Birgitta

Zeller, Lehrerin und weitere Betreuerin des Teams, da Wohn- und Spielort weiter auseinande­r lagen. Den Jungs war dies sowieso nicht so wichtig. Sie hatten sich auf die Spiele konzentrie­rt. Und stolz sind sie immer noch. Schließlic­h mussten sie im Endspiel gegen eine Vereinsman­nschaft antreten.

Zurück in Düsseldorf wurden sie nun gefeiert. Durch die Schülermen­ge in der Pausenhall­e lief die La-ola-welle. Und Vera Ackermann, stellvertr­etene Schulleite­rin, zeichnete das Quintett aus, mit Blümchen und Urkunden. Aus Berlin hatte das Team den Pokal mitgebrach­t, einen goldfarben­en Bären, der seine Vordertatz­en zum Himmel streckt. „Ihr habt das fabelhaft gemacht“, lobte Vera Ackermann. Und sie freut sich, dass auch ihre Schule so viel Beachtung findet. Modgim wurde sogar zu einem Radio-interview gebeten.

Einen Wunsch haben die Jungs allerdings noch. Sie würden gern mehr und öfter Goalball spielen. Derzeit haben sie einmal die Woche Training im Rahmen des Schulunter­richts und treffen sich an einem Samstag im Monat. „Es bräuchte einen Verein, der den Goalball bei sich aufnimmt“, so Eliane Exner. „Eine Halle haben wir ja.“

 ?? FOTO: KOHKEMPER ?? Sieger im Goalball (v.l. in den blauen Trainingsj­acken): Lehrerin Eliane Exner, Mohammad Muhammad Ali, Lars Becker, Modgim Ezhan, Novadar Khali Ali, Ayman Kacho Zedan und Lehrerin Birgitta Zeller.
FOTO: KOHKEMPER Sieger im Goalball (v.l. in den blauen Trainingsj­acken): Lehrerin Eliane Exner, Mohammad Muhammad Ali, Lars Becker, Modgim Ezhan, Novadar Khali Ali, Ayman Kacho Zedan und Lehrerin Birgitta Zeller.

Newspapers in German

Newspapers from Germany