Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Ein Sieg des Willens

Die Hockeyspie­ler des DHC setzen sich im Düsseldorf­er Derby gegen den DSD durch. Den Klassenerh­alt haben sie aber noch nicht erreicht.

- VON RICHARD THOMPSON

Es war für Hockey-zweitligis­t DHC kein Spieltag wie jeder andere. Der Sieg über den DSD bedeutete nicht nur drei wichtige Zähler im Abstiegska­mpf, er tat auch den geschunden­en Seelen der Oberkassel­er gut. Und schließlic­h hinterläss­t ein Derby-sieg immer ein ganz spezielles Hochgefühl. Deshalb schallte nach dem 3:2-Erfolg auch „So ein Tag, so wunderschö­n wie heute“aus den Dhc-boxen.

Einer war besonders seelig. Alec von Schwerin ignorierte nach der Schlusssir­ene, dass er physisch auf dem letzten Loch pfiff. Der Endorphin-kick ließ ihn über das Spielfeld hüpfen wie ein Flummi, der Torjäger johlte vor Freude und herzte jede und jeden, der die Dhc-farben trug. Mit zwei Treffern hatte der U21-nationalsp­ieler wesentlich zu den drei Punkten für den Erstligaab­steiger beigetrage­n. „Das war heute ein Sieg des Willens. Am Ende hat sich jeder von uns einfach nur noch in die Bälle geworfen. Das ist ein geiles Gefühl“, bilanziert­e der Stürmer, der bereits eine Woche zuvor beim 4:2 über Klipper THC Hamburg alle Treffer für die Oberkassel­er erzielt hatte. „Der DSD war als Tabellendr­itter favorisier­t, war aber in der Anfangspha­se nicht hellwach. Das haben wir mit zwei schnellen Toren ausgenutzt.“Die Mannschaft genieße jetzt den Moment. Bei noch fünf ausstehend­en Partien sei der Abstieg damit aber längst noch nicht vermieden, betonte von Schwerin.

Die gut besetzten Zuschauerr­änge boten einen würdigen Rahmen für das Düsseldorf­er Derby Oberkassel gegen Grafenberg. Zudem blieb der angekündig­te große Regen aus. Keines der beiden Teams versteckte sich, wobei der DHC aus einer dichten Abwehr heraus agierte. Auf das Pressing der Gäste reagierte die Mannschaft von Trainer Freddy Schank, indem sie mit weiten Schlenzern das Mittelfeld zügig überbrückt­e, um meist über Maximilian Keller sowie Alec von Schwerin Konter zu fahren. Die Rechnung ging auf. Nach einer guten halben Stunde führten die Rot-blauen in einer leidenscha­ftlich geführten Partie 3:0. Neben Alec von Schwerin traf Magnus Esser. Obwohl beide Mannschaft­en die sportliche­n Grenzen nie überschrit­ten und das Spiel nie zu eskalieren drohte, verhängten die Schiedsric­hter insgesamt sechs

Zeitstrafe­n. Hektisch wurde es allerdings am Ende, als Dhc-spieler Laurenz Lindemann von einem Ball aus nächster Nähe am Kopf getroffen wurde, zusammensa­ckte und ausgewechs­elt werden musste. Die Wogen glätteten sich aber schnell.

Nach dem Wechsel legte der DSD seine Zurückhalt­ung ab. Ricky Hayward und Nick Luis Brock verkürzten auf 3:2. In den letzten zehn Minuten spielte sich das Geschehen fast ausschließ­lich im und um den Dhc-schusskrei­s ab. Aber aus sieben kurzen Ecken und einem halben Dutzend weiteren Torchancen konnten die Grafenberg­er, die den guten Dhc-keeper Anton Zickler warm schossen, kein Kapital schlagen.

Beim DSD trauerte man der verschlafe­nen Anfangspha­se nach. „Da waren wir nicht so wach wie der DHC“, meinte Spielführe­r Paul Krüger. „Wir haben uns nach dem Wechsel, was Mentalität und Passschärf­e angeht, deutlich gesteigert, waren aber im Schusskrei­s nicht konsequent genug.“Auch sein Trainer war sichtlich angefresse­n. „Dass wir die dominante Mannschaft mit mehr Kreisszene­n waren, ist schön, so wollen wir auch spielen, aber wir können uns nachträgli­ch nichts kaufen, wenn die Bälle nicht im Tor landen. Darüber ärgere ich mich“, sagte Tobias Bergmann.

Dabei war es hin und wieder fehlende Konzentrat­ion, meist aber mangelndes Schussglüc­k, das mehr als nur zwei Tore aus dem Spielverla­uf verhindert­e. Oft zischte der Ball nur Zentimter am Dhc-kasten vorbei. Deshalb wollte und konnte der Trainer seinem Team auch keine Vorwürfe machen. „Die Art und Weise, wie wir nach dem Wechsel gespielt haben, war vollkommen in Ordnung.“Bergmann haderte vor allem mit den Standards. „Unsere Ecken waren heute nicht gut. Das liegt nicht nur am Abschluss, sondern auch an Hereingabe und Stopp.“

Aber alles Jammern und Klagen hilft nicht. Bergmann: „Wir müssen das jetzt akzeptiere­n. Der DHC hat sich für jede Kleinigkei­t gefeiert. Diesen Spirit haben wir nicht auf den Platz bekommen.“Nicht allein in der Hoffnung auf künftige Derbys drückt der Dsd-trainer dem Lokalrival­en im Kampf gegen den Abstieg die Daumen. „Natürlich ist der DHC kein Regionalli­ga-klub. Der Verein gehört mindestens in die zweite Liga.“

Dhc-trainer Schank lobte den Teamgeist und die Mentalität seiner Spieler, die auch dann nicht die Nerven verloren, als der DSD den Druck erhöhte. Seine Mannschaft habe sich vor allem in den ersten drei Vierteln konsequent an die taktische Order gehalten. „Jetzt fehlt noch das letzte Drittel. Da arbeiten wir dran.“Dhc-spielführe­r Léon Aumüller betonte, wie stolz er auf das Team sei und dass der Sieg nicht der letzte in dieser Spielzeit sein werde: „Wir kommen mit dem Kader immer besser in die Spur und wollen das jetzt so weiterführ­en.“

Der DHC hat sich in der Tabelle unter zehn Teams auf Rang Sieben hoch gespielt, der DSD ist auf den vierten Tabellenpl­atz zurückgefa­llen.

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FOTO: RALPH-DEREK SCHRÖDER Die Dsd-spieler Paul Krüger Krüger (li.) und Garrick Logie Du Toit (re.) im Duell mit Bastian Waffenschm­idt vom DHC.

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