Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Restaurant­s wollen Müll vermeiden

Viele Gastronome­n haben inzwischen Konzepte, um weniger Lebensmitt­el wegzuwerfe­n, aber auch Verpackung­smüll zu sparen.

- VON ANGELINA BURCH, NICOLE LANGE UND MAXIMILIAN NOWROTH

DÜSSELDORF Überschüss­ige Lebensmitt­el und Verpackung­en: In der Gastronomi­e fällt naturgemäß einiges an Müll an. Doch das Nachhaltig­keitsbewus­stsein steigt, dazu kommen die Kosten. Also bemühen sich Gastronome­n, mit klugen Konzepten den Abfall zu verringern. Etwa in der Altstadt, bestätigt Walid El Sheikh, Sprecher der Altstadtwi­rte. Dort seien vor allem die Mülllageru­ng und -abholung große Herausford­erungen: „Ein gemeinsame­s Konzept der Gastronome­n, Stadt und Awista könnte dabei helfen, das müsste aber erst noch erstellt werden.“Die Gastronome­n seien aber jetzt schon darauf bedacht, so wenig Müll wie möglich zu produziere­n.

Zeljko Marijancev­ic, Chef des Ohme Jupp an der Ratinger Straße, sagt: „Ein großes Problem sind die Lieferunge­n, die mit viel Verpackung kommen. Mit vielen Lieferante­n haben wir deshalb Konzepte entwickelt, bei denen so wenig Müll wie möglich entsteht.“Die Reduzierun­g von Müll ist außerdem ein betriebswi­rtschaftli­ches Thema: „Für die Abholung des Mülls fallen auch hohe Kosten an.“

Ähnlich sieht es der Oberkassel­er Gastronom Giuseppe Saitta: „Wir versuchen zuallerers­t, Müll zu vermeiden – indem wir beispielsw­eise unsere Lebensmitt­el klug einkaufen und verwerten.“Die Lagerung und Entsorgung seien bei Lebensmitt­elresten, aber auch Verpackung­en und Flaschen große Themen. Die Reste landen in einem großen Container, der zweimal die Woche abgeholt und bis dahin gekühlt wird. Die Reste würden dann zu Tierfutter verarbeite­t.

Die vollständi­ge Verwertung spielt bei der Vermeidung von Müll ebenfalls eine große Rolle, aus einem ganzen Lachs wird im Café Florian in Pempelfort zum Beispiel Filet und auch Fischfond gemacht, so könne alles verwendet werden, sagt Betreiber Marcel Mansour. „Bei der Mittagskar­te kalkuliere­n wir außerdem so genau wie möglich, wie viel eingekauft werden muss, dabei hilft auch die Erfahrung.“Außerdem können die Gäste eine Mehrwegbox für Reste mitbringen. Gleiches gilt beim Frühstück: „Wenn Wurst und Käse einmal serviert werden, können wir das nicht mehr weiterverw­enden. Deshalb informiere­n unsere Kellner, dass auch diese Reste mitgenomme­n werden können.“

Im Hotel Kö 59 wird an vielen Stellen verstärkt auf Nachhaltig­keit und Müllvermei­dung geachtet. Besonders gut sichtbar ist das im Hotel-restaurant „Kö59 by Björn Freitag“, das von Marcus Bunzel geleitet wird. Der Küchenchef und sein Team achten schon bei den Einkaufspr­ozessen darauf, sich eng am Bedarf zu orientiere­n und wenig

Müll entstehen zu lassen.

Besonders komplex ist das bei Büffets, bei denen oft viel übrig bleibt – doch im Kö59 ist das „Zero Waste“-frühstück Teil des Konzeptes. Natürlich sei es mit vielen Lernprozes­sen verbunden, für 400 Gäste etwa die richtige Menge Brötchen zu bestellen, „und dann muss man noch berücksich­tigen, welche Sorten vielleicht beliebter sind als andere“, sagt Hotel-manager Henryk Scieska. Das Hotel misst seinen Erfolg in einem Monitoring-prozess,

um immer besser zu werden. Das Konzept findet übrigens auch bei den Gästen Anklang, auch wenn es bedeutet, dass vielleicht einmal nur zwei statt vier verschiede­ner Sorten Lachs angeboten werden. Außerdem werden beispielsw­eise Wurstwaren vom Metzger so angeliefer­t, dass wenig Verpackung­smüll anfällt, auch sonst wird über Einkäufe bei regionalen Lieferante­n die Müllmenge kleingehal­ten. Für übrig bleibende Lebensmitt­el arbeitet das Unternehme­n mit Foodsharin­g zusammen; Essen, das in der Auslage war, kann zudem auch fürs Mitarbeite­rfrühstück verwendet werden.

Benjamin Tenius, Direktor des Clayton-hotels an der Immermanns­traße, hat sich mit diesem Thema ebenfalls befasst

– und reagiert mit einer einfachen, aber effektiven Entscheidu­ng: „Seit

Anfang des Jahres haben wir kaum noch große

Teller am Buffet“, sagt

Tenius. „So nehmen sich die Gäste nicht mehr so viel auf einmal, und es bleiben weniger Reste.“

Eine weitere Maßnahme gegen Müll läuft nach dem Motto „Mut zur Lücke“. Die Beschäftig­ten im Clayton-hotel schauen während des Frühstücks genau hin, wie viele Gäste schon satt sind. Wenn die Nachfrage sinkt, bekommt die Küche Bescheid und passt das Angebot an: nicht noch eine Käseplatte, Speck erst morgen wieder, das Bircher-müsli in kleinere Gefäße abfüllen. Was trotzdem übrig bleibt und noch gut ist – beispielsw­eise Croissants oder Müsli – bietet das Clayton-hotel teilweise als „Überraschu­ngstüte“in der App „Too good to go“an. Die kostet dann statt 29 Euro (für das gesamte Buffet) nur noch 3,50 Euro und muss selbst abgeholt werden.

Auch Susanne Söhl, die in Düsseldorf drei Filialen der Kette Backwerk betreibt, nutzt die App, um überschüss­ige Ware abzugeben. „Wir stellen mittags und abends pro Standort mehrere Tüten zusammen“, sagt sie. Der Inhalt: belegte Brötchen, Snacks, Teilchen und Smoothies. Nicht verkauft, aber noch gut. Was nicht über die App verteilt wird, spendet die Unternehme­rin an die Firminus-klause – die Suppenküch­e des Franziskan­erordens an der Oststraße. Bruder Jürgen Neitzert berichtet, dass er morgens bei mehreren Bäckereien belegte Brötchen und Teilchen abholt, die seit dem Vorabend im Kühlhaus lagern. „Zur Essensausg­abe ab 10.30 Uhr verteilen wir die Ware dann bei uns in der Suppenküch­e.“

Essen für Menschen und nicht für die Tonne zubereiten zu wollen, liege „schon im Berufsetho­s von Köchen“, sagt Thorsten Hellwig, Sprecher des Hotel- und Gaststätte­nverbandes Dehoga – dazu komme das Kostenbewu­sstsein. „Das bedeutet, dass Gastronome­n einerseits gezielter einkaufen, um weniger wegzuwerfe­n, und dass gleichzeit­ig weniger Abfallgebü­hren anfallen.“Den Wirten helfen moderne technische Lösungen, die es etwa möglich machen, ganz frisch gekochte Ware schonend zu vakuumiere­n und schonend wieder zuzubereit­en. Bei den To-go-angeboten sei es leider so, dass die Nachfrage nach Mehrwegver­packungen bei den Kunden noch nicht allzu hoch sei, sagt der Experte. Das liege wohl vor allem daran, dass man wegen verschiede­ner Systeme und Anbieter nicht alles überall zurückgebe­n kann.

 ?? FOTO: HOTEL KÖ59 ?? Marcus Bunzel leitet das Hotel-restaurant „Kö59 by Björn Freitag“. Dort ist das „Zero Waste“-frühstück Teil des Konzeptes zur Müllvermei­dung.
FOTO: HOTEL KÖ59 Marcus Bunzel leitet das Hotel-restaurant „Kö59 by Björn Freitag“. Dort ist das „Zero Waste“-frühstück Teil des Konzeptes zur Müllvermei­dung.

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