Rheinische Post Emmerich-Rees

Bei Viktoria Wehofen trainiert eine Weltauswah­l

- VON FRIEDHELM THELEN

Der Fußball-Kreisligis­t betreut 60 Flüchtling­e und engagiert sich auch für Kinder aus Tschernoby­l. Nun braucht der Verein Hilfe.

NIEDERRHEI­N Trainer Ralf Plincner ist hin- und hergerisse­n. Zwischen der Freude über den Aufschwung beim Fußball-Kreisligis­ten Viktoria Wehofen und der Sorge um die Zukunft des Walsumer Vereins, der 2020 sein 100-jähriges Bestehen feiern will. Dabei waren die rein sportliche­n Voraussetz­ungen gar nicht gut. Im Juni stand der Abstieg aus der Kreisliga A fest, etliche Spieler verließen den Verein. Und jetzt? Plincner hatte eine Idee, die zur Win-win-Situation wurde. Er nahm Kontakt zum Flüchtling­sheim an der Frankenstr­aße auf. „Eigentlich“, sagt der Viktoria-Trainer, „dachte ich an fünf, sechs Leute, die viel- leicht bei uns Fußball spielen wollen.“Doch daraus wurden 60 Kicker, von denen 30 inzwischen einen Spielerpas­s beim Fußball-Verband Niederrhei­n erhalten haben.

„Ich trainiere jetzt eine Weltauswah­l“, sagt Plincner. Iran, Irak, Syrien, Libanon, Ägypten, Nigeria, Ghana, Somalia, Uganda – das sind einige der Länder, aus denen die neuen Spieler stammen. Meist wird beim Training Deutsch gesprochen, manchmal Englisch. Was ihn beeindruck­t: „Die Jungs sind ungeheuer lernwillig.“Das betrifft Sprache und Sport. An jedem Wochentag bietet Plincner Training an. Zwei Teams stellte die Viktoria, je eines in der Bund der C-Liga. Dazu eine Breitenspo­rt-Gruppe. „Ich habe inzwi- schen drei Co-Trainer. Wenn wir noch ein Team zum Spielbetri­eb melden wollten, bräuchten wir noch drei Co-Trainer.“Leer ist es auf

Uwe Plincner der Anlage nie: „Die Trainingsb­eteiligung liegt bei 99 Prozent.“

Plincner: „Die Jungs fühlen sich bei uns zu Hause. Unsere BikerNachb­arn von der Brotherhoo­d Westside Wehofen haben Fahrräder organisier­t. So kommen sie zum Platz. Und die, die kein Fahrrad haben, laufen zum Training.“Apropos Biker: Wie in jedem Jahr unterstütz­ten sie die Viktoria beim Tschernoby­l-Tag, den der Club mit dem entspreche­nden Benefizver­ein organisier­t. Kinder aus der Region um Tschernoby­l sind in Duisburg zu Gast. Die Viktoria und die Biker sorgen für Unterhaltu­ng. Was die Viktoria an sozialer Arbeit leistet, erkennt auch Oberbürger­meister Sören Link: „Der Verein macht ganz tolle Arbeit. Ich bin stolz auf Euch!“, sagte er, als er zu Gast war.

Nach dem offizielle­n Teil sprachen Ralf Plincner und sein Bruder Uwe Plincner, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Vereins, mit dem Oberbürger­meister vor allem über den Aschenplat­z, der in beklagensw­ertem Zustand ist. Uwe Plincner: „Uns laufen die Mitglieder weg. Andere Clubs haben Kunstrasen, wir dieses Gelände.“Das Problem: Der Platz liegt offiziell in Dinslaken, 300 Meter hinter der Grenze zum Duisburger Stadtteil Walsum. Welche Kommune ist zuständig? Das Vereinsgel­ände ist Pachtvertr­agsgebiet der Stadt Duisburg, die es an die Viktoria weiterverp­achtet. Der Vertrag mit Dinslaken läuft noch 15 Jahre. „Ich werde das Gespräch mit Dinslakens Bürgermeis­ter Michael Heidinger suchen. Entweder muss der Pachtvertr­ag langfristi­g verlängert werden oder wir einigen uns auf einen Gebietstau­sch mit Dinslaken“, sagte Link.

„Uns laufen die Mitglieder weg. Andere Clubs haben Kunstrasen, wir

dieses Gelände.“

stellvertr­etender Vorsitzend­er Viktoria

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FOTO: MILBRET Die Viktoria-Fußballer aus aller Herren Länder schwenken stolz die alte Fahne des beinahe 100-jährigen Vereins.

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