Gebt Krause den Fair Play Preis
Interviews mit Sportlern unmittelbar nach einem Wettkampf sind oft genug Schauplätze bemühter Inhaltslosigkeit. Insofern heben sich Gesa Krauses Einlassungen nach dem für sie desaströs verkorksten WM-Finale über 3000 Meter Hindernis wohltuend ab. Mehr noch: Ihre Reaktion tut mehr für die Reputation des Sports als manch öffentlichkeitswirksam produzierte Fair-PlayGeste.
Da ist die 25-jährige Frankfurterin soeben in London in ihren Saisonhöhepunkt gestartet, da wird sie auch schon von der stürzenden Kenianerin Beatrice Chepkoech aus dem Tritt gebracht und anschließend von anderen Läuferinnen umgerannt. Das Rennen – gelaufen. Sie selbst – benommen und verletzt. Der Medaillentraum – zerplatzt. Und doch rennt Krause das Rennen zu Ende, wird sogar noch Neunte und tut anschließend etwas Außergewöhnliches: Sie vermeidet Schuldzuweisungen. Mehr noch: Krause äußert Verständnis für die Kontrahentin.
Die Deutsche macht zwar auch kein Hehl aus ihrer grenzenlosen Enttäuschung, sie lässt sich aber nicht dazu hinreißen, die Schuld beim Gegner, bei den Offiziellen, beim Wetter, beim Untergrund, beim Vollmond, beim Essen, bei den Medien oder gleich beim Universum oder höheren Mächten zu suchen. Krause sagt, Hindernislauf sei eben so.
Krauses Reaktion lässt viele erstaunt zurück. Sie bietet ein Paradebeispiel für Größe in der Niederlage, ein Paradebeispiel für Fair-Play. Fair-Play dem Sport gegenüber. Der Deutsche Olympische Sportbund und der Verband Deutscher Sportjournalisten verleihen jährlich den Fair Play Preis. Es heißt: „Mit dem Fair Play Preis des Deutschen Sports werden besonders faire und wertorientierte Gesten und Aktionen von Personen und Initiativen ausgezeichnet.“Insofern wäre es nur gerecht, ihn in diesem Jahr an Gesa Krause zu vergeben.