Frank Mill gesteht ein Doping-Vergehen
Der Ex-Fußballprofi beschreibt in seiner Biografie die Einnahme einer leistungssteigernden Tablette.
ESSEN 175 Seiten ist sie lang, die Biografie von Frank Mill. 175 Seiten Erinnerung an einen Fußball, wie er in den 80ern war, und an eine Laufbahn, wie sie in den 80ern an Rhein und Ruhr möglich war. Kernig, geradeaus, unverfälscht. Die Episode indes, mit der das Buch Schlagzeilen produziert, beschränkt sich auf zwei Seiten. 168 und 169. Es sind die Seiten, auf denen Mill, 1990 ohne Einsatz Weltmeister, einmaligen Dopingmissbrauch gesteht: Vor einem Spiel spülte er auf der Toilette mit Whisky eine Tablette herunter. Im Spiel schoss er zwei Tore.
„Ich nahm eine Pille, nahm einen Schluck und lief in dem Spiel, als könnte ich nie müde werden“, heißt es im Buch. Als es der 59-Jährige gestern im Essener Stadion an der Hafenstraße präsentiert, fügt er hinzu: „Ich hätte noch zwei Spiele im Anschluss machen können.“Mill absolvierte 387 Bundesligaspiele zwischen 1976 und 1996 für RotWeiss Essen, Borussia Mönchengladbach, Borussia Dortmund und Fortuna Düsseldorf. Er schoss 123 Bundesligatore. Doch bei welchem Verein Aufputschmittel und Hochprozentiges zum Kabineninventar gehörten, will der 59-Jährige nicht verraten. Nicht im Buch und nicht auf Nachfrage. Er sagt nur: „Bei diesem Verein stand der Whisky da immer rum.“Und dass die Einnahme solcher Tabletten damals nicht als Doping angesehen war.
Stellt sich die Frage, warum Mill es bei einem einzigen Vergehen beließ, wo er doch mit der Pille leistungsstärker war? Mill schreibt dazu, er sei noch lange nach dem Spiel aufgewühlt und dann in einem Trancezustand gewesen, in dem er beinahe seine Wohnung in Brand gesetzt habe. „Ich habe so etwas nach dieser Erfahrung nie mehr genommen“, schreibt Mill.
Seine Dopingbeichte geht über das Geständnis eines Einzelfalls nicht hinaus. Pillen und Spritzen hätten zwar zur „Grundausstattung“im Fußball gezählt, „allerdings waren die weitaus meisten Mittelchen legale Ware“, schreibt Mill. Warum schildert er dann sein Vergehen? „Weil es die Wahrheit ist, und ich immer einer war, der ehrlich ist. Heute sagt ja kein Profi mehr richtig die Wahrheit“, sagt Mill. Für wie ehrlich hält er den Umgang des Fußballs mit dem Thema Doping generell? „Heute wird es keiner mehr versuchen“, sagt Mill nur.
Nach dem Karriereende musste Mill übrigens dreimal ins Krankenhaus, um sich Magengeschwüre beseitigen zu lassen. Er vermutet, dass die Geschwüre Folgen des exzessiven Gebrauchs von Schmerzmitteln waren. Damals im kernigen Fußball. Das Buch Frank Lehmkuhl, „Frank Mill. Das Schlitzohr des deutschen Fußballs“, Verlag Die Werkstatt, 19,90 Euro.