Tuchel ist Favorit auf den Trainerposten bei Bayern
Diskutiert werden in München auch die Namen Klopp, Nagelsmann, Scholl und Gerland.
MÜNCHEN/DÜSSELDORF In unsicheren Zeiten wie diesen steht eines fest: „Wir haben keinen Zeitdruck.“Das sagt Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß, und er muss es ja wissen. Gemeinsam mit dem nicht immer auf gleicher Wellenlänge sendenden Klubchef Karl-Heinz Rummenigge sucht er den Nachfolger für den entlassenen Cheftrainer Carlo Ancelotti. Bei aller vorgeblichen Muße gibt es dafür aber ein klares Zeitfenster. „Nach der Pause von zwei Wochen wollen wir eine Lösung haben“, sagte Hoeneß dem Radiosender FFH. In besagter Pause hätte ein neuer Chef keinen erfüllten Arbeitstag, weil große Teile seines Aufgebots zu Länderspielen in Europa unterwegs sind. Bei der Bundesliga-Partie in Berlin sitzt Ancelottis nun ehemaliger Assistent Willy Sagnol als Verantwortlicher auf der Bank. Mehr als dieses eine Spiel soll Sagnols Regentschaft aber nicht andauern. Das sind die Kandidaten für eine Dauerlösung: Thomas Tuchel. Der gebürtige Schwabe wurde im Sommer von Borussia Dortmund entlassen. Anders als so manch anderer Kandidat hat er also deshalb zurzeit keine beruflichen Verpflichtungen. Er gilt als großer Taktiker und detailversessener Trainer. Das kann und wird für seine Spieler schon mal sehr anstrengend – ähnlich, wie das die Bayern mit Tuchels erklärtem Vorbild Pep Guardiola drei Jahre erleb- ten. In Dortmund scheiterte Tuchel auf keinen Fall wegen sportlicher Probleme. Im Gegenteil: Er entwickelte die Mannschaft und führte sie trotz zahlreicher Abgänge in die erweiterte Spitze in Deutschland. Sein Problem lag eher im zwischenmenschlichen Bereich. Kälte, Kompromisslosigkeit im Umgang und starke Ich-Bezogenheit wurden ihm beim DFB-Pokalsieger 2017 zum Verhängnis. Trotzdem ist er der klare Favorit aufs Trainer-Amt. Denn die Bayern brauchen nach den 15 Verwaltungsmonaten unter Ancelotti eine Spielidee und eine Weiterentwicklung gerade der jungen Spieler. Julian Nagelsmann. Für derartige Projekte scheint auch Hoffenheims Übungsleiter zu taugen. Überdies hat er jüngst ungebeten eine Liebeserklärung an den FC Bayern abgeliefert. Ein späteres Engagement in München „würde mich ein Stück glücklicher machen“, sagte er. Gegen eine Verpflichtung sprechen zwei Tatsachen: Nagelsmann steht in Hoffenheim unter Vertrag, und er ist erst 30 Jahre alt. Jürgen Klopp. Bevor der ehemalige ZDF-Fernsehtrainer der Nation von Mainz nach Dortmund ging, war er auch in München ein Thema. Hoeneß ließ sich von dem Gedanken einer Verpflichtung allerdings abbringen. Selten genug, dass so etwas mal geschieht. Klopp müsste aller- dings für sehr viel Geld aus seinem Vertrag beim FC Liverpool herausgekauft werden. Und ob Klopps Hurrastil zu den Bayern passt, ist zumindest fraglich. Mehmet Scholl/Hermann Gerland. Mehrere Boulevardzeitungen, darunter die „Bild“, bringen ein Gespann ins Gespräch. Danach sollen Mehmet Scholl und Hermann Gerland bis Saisonende die Verantwortung für die Profis tragen, ehe der Klub 2018 seinen Wunschkandidaten (Klopp?) verpflichtet. Dagegen spricht: Scholl hat als Trainer der zweiten Bayern-Mannschaft nicht gerade Welterfolge gefeiert. Und der langjährige Co-Trainer Hermann Gerland ist an Jobs mit Außenwirkung nicht interessiert.