Köln trennt sich von Jörg Schmadtke
Der im Kampf gegen den Abstieg steckende Fußball-Erstligist und sein Geschäftsführer sind sich nicht einig über die zukünftige sportliche Ausrichtung. Seit 1. Juli 2013 arbeitete der Düsseldorfer in Köln – bis zu dieser Saison sehr erfolgreich.
KÖLN Der 1. FC Köln hat auf die Krise reagiert. Der Klub trennt sich von Geschäftsführer Jörg Schmadtke. Gestern Abend erklärte der Bundesliga-Tabellenletzte in einer Mitteilung an die Medien: „Der 1. FC Köln und Jörg Schmadtke lösen den Vertrag in beiderseitigem Einvernehmen auf.“Ganz so einvernehmlich scheint der Weg zur Trennung allerdings nicht gewesen zu sein. Der Verein schreibt nämlich auch: „Der Vorstand und Schmadtke sind nach eingehender und intensiver Analyse zu unterschiedlichen Auffassungen im Hinblick auf die zukünftige sportliche Ausrichtung des Klubs gekommen.“
So endet eine über vier Jahre lange Zusammenarbeit, die bis zum Sommer von bemerkenswerten Er-
„Mit diesem Schritt möchte ich den Weg frei machen für einen
neuen Impuls“
Jörg Schamdtke folgen begleitet war. Schmadtke kam 2013 zum damaligen Zweitligisten. Die Kölner schafften die Rückkehr in die Bundesliga, behaupteten sich dort unter Trainer Peter Stöger. Und weil Schmadtke ein gutes Gefühl für sinnvolle Verstärkungen unter Berücksichtigung der vor allem anfangs angespannten wirtschaftlichen Lage bewies, wurde es von Spielzeit zu Spielzeit besser. Höhepunkt einer positiven Serie war die Qualifikation für die Europa League in der zurückliegenden Saison – der größte Erfolg des Klubs seit 25 Jahren.
Doch in dieser Saison läuft es nicht. Der Weggang des besten Torschützen der vergangenen Serie, Anthony Modeste, konnte nicht ausgeglichen werden. Drei Törchen in der Liga, drei Niederlagen in der Europa League und zuletzt ein 0:0 im Liga-Kellerduell mit Werder Bremen haben den Kölner Vorstand of- fenbar bewogen, durch die Trennung von Schmadtke ein Zeichen zu setzen. Normalerweise trifft es an dieser Stelle den Trainer, aber vor Stöger hatte sich vor allem Schmadtke gestellt.
Zu einer Stellungnahme war der Manager auf Anfrage nicht bereit. Er verwies auf die offizielle Darstellung. In der Vereinsmeldung wird er so zitiert: „Mit diesem Schritt möchte ich den Weg frei machen für einen neuen Impuls. Ich möchte mich für die vertrauensvolle Zusammenarbeit bedanken. Der Mannschaft, dem Trainerteam sowie allen Verantwortlichen wünsche ich für die bevorstehenden Aufgaben alles Gute.“Ein ehrenwertes Wort zum Abschied. Der Klub würdigt immerhin Schmadtkes Verdienste. Er habe „sehr gute Arbeit geleistet und großen Anteil daran, dass wir nach 25 Jahren die Teilnahme am Europapokal erreicht haben. Dafür sind wir dankbar“, sagt Präsident Werner Spinner. Über einen Nachfolger wurde zunächst nichts bekannt.
Schmadtke machte sich im Bundesliga-Geschäft als Torhüter von Fortuna Düsseldorf und des SC Freiburg einen Namen. Er war schon als Profi ein mündiger Staatsbürger. Der Düsseldorfer sagte seine Meinung, und er konnte seine Meinung begründen. Und sein Weg ins Management war so ungewöhnlich wie seine bunten Torwarttrikots in den 80er und 90er Jahren. Er bewarb sich auf eine Anzeige, die der damalige Zweitligist Alemannia Aachen im Fachmagazin „Kicker“geschaltet hatte. Im Unterschied zu anderen Bewerbern kam er mit einem ausgearbeiteten Konzept. Der Quereinsteiger überzeugte die Klubführung.
Aachen führte er aus wirtschaftlicher Not heraus bis ins DFB-Pokalfinale und in die Bundesliga. Als ihm ein paar geltungsbedürftige Funktionäre in die Quere kamen, ging Schmadtke. Seine nächste Station in Hannover war nicht weniger erfolgreich. Auch diesen Klub brachte er in den Europapokal. Und was das für eine Leistung war, zeigte die Zeit nach Schmadtkes Abschied. Die Niedersachsen stiegen in die Zweite Liga ab. Ob sein Abschied aus Köln als Impuls ausreicht, dem Verein ein ähnlich garstiges Schicksal zu ersparen, ist nicht heraus.
Sein Heimatverein Fortuna Düsseldorf verpasste vor vier Jahren die Möglichkeit, zumindest mal Kontakt zu Schmadtke aufzunehmen. Viele im Klub haben das bedauert. Vielleicht kommt es nun doch dazu.