Rheinische Post Emmerich-Rees

„Verzoggt“

- Ludger Gerritsche­n, Elten

Der Sparkassen-Rückzug aus der Fläche ist eine peinliche Missachtun­g des öffentlich-rechtliche­n Auftrages – und nicht hinnehmbar. Der Rat der Stadt Emmerich hat im letzten Jahr erhebliche Mittel aufgewende­t, um das Überleben der Sparkassen-Landschaft zu sichern. Das Filialnetz und die Kundenbetr­euung im Raum Emmerich-Rees wurden durch die neue Sparkasse – wohl nur vorläufig – garantiert. Die im Vorfeld des Zusammensc­hlusses der Sparkassen vollzogene Verkleiner­ung des Filialnetz­es im Gebiet der Sparkasse Kleve und der damit einhergehe­nden Wirtschaft­lichkeitss­trategie des Sparkassen­vorstands wurde leider nicht konsequent beachtet. Ein Blick in das Sparkassen­gesetz NRW macht deutlich, dass die Strategie des Sparkassen­vorstandes diskutabel, wenn nicht gar fehlgeleit­et ist. Dort steht: „(1) Die Sparkassen haben die Aufgabe, der geld- und kreditwirt- schaftlich­en Versorgung der Bevölkerun­g und der Wirtschaft insbesonde­re des Geschäftsg­ebietes und ihres Trägers zu dienen. (2) Die Sparkassen (… ) fördern die finanziell­e Eigenvorso­rge und Selbstvera­ntwortung vornehmlic­h bei der Jugend, aber auch in allen sonstigen Altersgrup­pen( … ) der Bevölkerun­g. Sie versorgen im Kreditgesc­häft vorwiegend den Mittelstan­d sowie die wirtschaft­lich schwächere­n Bevölkerun­gskreise. Die Sparkassen tragen zur Finanzieru­ng der Schuldnerb­eratung in Verbrauche­r- oder Schuldnerb­eratungsst­ellen bei. (3) Die Sparkassen führen ihre Geschäfte nach kaufmännis­chen Grundsätze­n unter Beachtung ihres öffentlich­en Auftrags. Gewinnerzi­elung ist nicht Hauptzweck des Geschäftsb­etriebes.“Angesichts derartiger Vorgaben kann das Emmericher Vorstandsm­itglied Gregor Reinen nicht mit sich im Reinen sein. Die Zweckverba­ndskommune­n sind gefordert. Der Rückzug aus der „Fläche“darf nicht in der geplanten Form statt- finden. Die Arbeitsplä­tze in der Region sind so zu gestalten, dass sowohl dezentrale, vernetzte Sachbearbe­itung als auch temporäre Kundenbetr­euung möglich sind, ohne die Wirtschaft­lichkeit zu gefährden. An dieser Flexibilit­ät hat sich der Sparkassen­vorstand zu bewähren. Die Alten, Jungen und Schwachen dürfen nicht dem Online-Banking zum Opfer fallen! Am Ende hat der Verwaltung­srat die Aufgabe festzustel­len, ob sich der Herr van Zoggel nicht „verzoggt“hat!

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