Ein großes Fest zur Reformation
Evangelische und katholische Christen feierten gemeinsam in der vollen Christuskirche
EMMERICH (HW) Als der Augustinermönch Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Schlosskirchen-Tür zu Wittenberg schlug, begann eine neue Zeit in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche. Viele Menschen freundeten sich mit seiner Lehre an, es entstand eine neue Bewegung – die Reformation. Die Freiheit des Christenmenschen stellte er immer wieder heraus, geißelte den Unsinn des Ablasshandels. „Solus Christus“– Christus allein war Richtschnur des Handelns.
Nach nun 500 Jahren Reformation leben in Deutschland je etwa 30 Prozent Christen in der katholischen und evangelischen Kirche. Dabei hat der Wunsch nach Einheit der Christen ständig zugenommen. So war es jetzt auch in Emmerich. Die Evangelische Kirchengemeinde hatte zum Reformationstag katholische und evangelische Christen zu einem Gemeindefest eingeladen. Auch die evangelischen Kirchenge- meinden Rees, Haldern, IsselburgMillingen waren willkommene Gäste. Es wurde ein echtes Fest der christlichen Gemeinden am nördlichen Niederrhein. Der Gottesdienstraum in der Christuskirche konnte die Besucher kaum fassen, alle Teilnehmer öffneten sich dem ökumenischen Gedanken.
Im Gottesdienst hatte man die Predigt auf vier Pfarrer verteilt – je zwei evangelische Pfarrer (Martin Neubauer und Anke MühlenbergKnebel) und zwei katholische Pfarrer (Bernd de Baey und Theo van Doornick). Auch Pfarrer Norbert Stephan aus Rees war unter den Anwesenden.
Während Martin Neubauer den Grundsatz Luthers „Solus Christus“in den Mittelpunkt seiner Ausführungen stellte, gingen die katholischen Geistlichen von aktuellen Szenen aus: Ein Gespräch mit Kindern am Grabe ihrer Mutter oder vom Text eines Liedes, um zum Kern ihrer Ausführungen zu kommen: Christus ist die Mitte des Glaubens und Luthers Ausspruch „Alles ist Gnade!“Pfarrerin Anke Mühlenberg-Knebel war sich sicher, dass der Mensch „Sola Fide“(Allein durch den Glauben) zur Seligkeit gelangt.
Die Feier wurde durch zeitgenössische Gesänge des Chores der Christuskirche unter Leitung von Torsten Mühlenberg musikalisch gestaltet. Ein kleines Problem ergab sich, als die Anwesenden zum Abendmahl gebeten wurde.
Da es zum wesentlichen Bestandteil eines evangelischen Gottesdienstes gehört, wollte man nicht darauf verzichten. Den anwesenden Katholiken stellte man frei, die für sie ansprechende Form zu wählen. Daraus ergab sich angesichts der großen Zahl ein Zeitproblem. Alle weiteren Termine verschob man um eine Stunde, denn auch Essen und Trinken gehört ja zu einem Gemeindefest. Daran scheiterte nichts. Ein großzügiges Büffet und andere Leckereien versorgten im Gemeindesaal die hungrigen Mägen. Bibeln zum Anschauen, Geschicklichkeitsspiele nicht nur für Kinder und Stände der anderen Kirchengemeinden boten Unterhaltung und Information pur.
Zwei Aktionen sollten nicht vergessen werden. Ein kleines Theaterstück, das eine Szene aus Luthers Leben zeigt: Luther und seine Frau Katharina von Bora. In sehr ansprechender Form erzählte dann ebenfalls im Kirchenraum Frau Schalk von Weggefährten Luthers. Die sehr interessanten Ausführungen sind um so bemerkenswerter, da sie auswendig vorgetragen wurden.