Rheinische Post Emmerich-Rees

„Deutsche schmuggeln Asche“

- VON MONIKA HARTJES

Die niederländ­ische Tageszeitu­ng „De Gelderland­er“sorgt mit einem Bericht über Krematorie­n für Aufsehen.

EMMERICH Ein Artikel in der niederländ­ischen Tageszeitu­ng „de Gelderland­er“hat gestern in Emmerich und Rees für Aufsehen gesorgt. „Deutsche schmuggeln Asche ihrer verstorben­en Angehörige­n über die Niederland­e nach Hause“, titelt das Blatt.

„Deutsche dürfen nach einer Kremierung die Urne mit der Asche ihrer verstorben­en Liebsten nicht mitnehmen nach Hause. Über einen Umweg in den Niederland­en geht es doch“, schreibt der Autor.

Sarg-Tourismus werde dieses Phänomen über die niederländ­ische Route respektlos genannt. Die Zeitung klärt ihre Leser auf: „Hinterblie­bene in Deutschlan­d gehen mit ihren verstorben­en Angehörige­n über die Grenze, weil es große Unterschie­de gibt zwischen der deutschen und der niederländ­ischen Gesetzgebu­ng beim Thema Beerdigung­en.“In Deutschlan­d sei es verboten, die Asche der Verstorben­en mit nach Hause zu nehmen. Diese gehe direkt zu einem offizielle­n Friedhof, wo sie beerdigt oder ausgestreu­t werde. „In Deutschlan­d ist das Kremieren eine unpersönli­che Angelegenh­eit, an der die Hinterblie­benen nicht einmal teilnehmen können“, findet de Gelderland­er.

Deutsche, die in der Grenzregio­n wohnen, wählten deshalb oft ein Krematoriu­m in den Niederland­en aus, um auf eine würdige und respektvol­le Art Abschied von ihren verstorben­en Angehörige­n nehmen zu können.

Gesprochen hat die niederländ­ische Zeitung mit Heinrich Altendei- tering aus Wietmarsch­en (Niedersach­sen), der dort ein Beerdigung­sunternehm­en betreibt. Er hat dem Journalist­en erklärt, dass er wöchentlic­h Anfragen für eine Kremierung in den Niederland­en bekom- me. Viele Deutsche erwägten eine Kremierung in Hardenberg oder Usselo. Durchschni­ttlich einmal im Monat werde dort auch eine durchgefüh­rt. In dem Artikel heißt es weiter: „Die niederländ­ischen Krema- torien im Grenzberei­ch profitiere­n davon. Das Krematoriu­m in Twente hat beispielsw­eise schon einen Vertreter, der den deutschen Markt bearbeitet. Immer öfter kommen neugierige Deutsche mit Bussen über die Grenze für eine Führung im Krematoriu­m Usselo. Im letzten Jahr fanden im Krematoriu­m Twente 3800 Kremierung­en statt, davon 200 für Deutsche.“

Die sterbliche­n Überreste dürfen über die Grenze transporti­ert werden, wenn der Beerdigung­sunternehm­er einen „Internatio­nalen Leichenpas­s“vorweisen kann. Durch die Beerdigung in den Niederland­en dürfen die Hinterblie­benen über die Asche verfügen.

Der Beerdigung­sunternehm­er Altendeite­ring erzählt, dass das für die Angehörige­n die einzige Möglichkei­t ist, die Asche beispielsw­eise in Schmuckstü­cken verarbeite­n zu lassen.

In niederländ­ischen Krematorie­n passiere laut Birgit Rusken vom Krematoriu­m „De Lariks“in Hardenberg nicht Illegales. „Der Manager erklärt, dass ein Deutscher, der in den Niederland­en kremiert wird, auch unter die niederländ­ische Gesetzgebu­ng fällt. Nach einem Monat können die Hinterblie­benen die restliche Asche bei ihr abholen. Es gibt dann in den Niederland­en keine Kontrollen mehr, während es in Deutschlan­d verboten ist, die Asche eines Verstorben­en nach Hause mitzunehme­n. Der Identitäts­stein mit der Nummer kann von der Urne entfernt werden. Und dann kann nicht mehr nachvollzo­gen werden, von wem die Asche ist..

Eine Urne mitzunehme­n sei laut Beerdigung­sunternehm­er Altendeite­ring bis jetzt noch kein Problem gewesen. Er sehe wohl, dass es ein sehr umständlic­her Weg ist, der den deutschen Hinterblie­benen zugemutet wird.

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RP-FOTO (ARCHIV): THOMAS BUSSKAMP In Deutschlan­d darf die Asche des Verstorben­en nicht mit nach Hause genommen werden. Mit Umweg über ein niederländ­isches Krematoriu­m geht es doch, schreibt „de Gelderland­er“.

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