Rheinische Post Emmerich-Rees

Museum Kalkar zeigt Heimatkuns­t

- VON ANJA SETTNIK

Das Städtische Museum öffnet seinen Fundus und zeigt Gemälde, die bisher selten oder gar nicht zu sehen waren.

KALKAR Die Kunst hat spätestens vor 600 Jahren Einzug in die Stadt Kalkar gehalten – damals, als die heute vor allem für ihre wertvollen Altäre berühmte Kirche St. Nicolai gebaut und ausgestatt­et wurde. Daran erinnert Altbürgerm­eister KarlLudwig van Dornick gerne, auch wenn das Museum seiner Heimatstad­t mehr auf die Kunst des 20. Jahrhunder­ts zielt. Dass Kalkar eine Menge zum Teil hochwertig­er Gemälde besitzt, die in der Stadt entstanden sind oder eine enge Verbindung zu ihr haben, liegt vor allem an der Sommerakad­emie, die Max Clarenbach als „Außenstell­e“der Kunstakade­mie Düsseldorf 1935 gründete. Viele junge Maler kamen damals in den Sommermona­ten nach Kalkar, um vorwiegend in der Natur zu malen. Einige entwickelt­en eine tiefe Verbindung zum unteren Niederrhei­n und hinterließ­en in Kalkar und Umgebung viele ihrer Werke. Durch Schenkunge­n und Ankäufe ist die Sammlung des Museums Kalkar über die Jahre angewachse­n. Was in den vergangene­n Jahren dazukam und zum Teil noch nie gezeigt wurde, haben die Freunde Kalkars jetzt zu einer Ausstellun­g zusammenge­stellt, die am Sonntag eröffnet wurde.

Neben den „studierten“Künstlern, von deren Werken auch eine ganze Reihe ständig in Kalkar gezeigt werden, sind jetzt auch Bilder von Autodidakt­en zu sehen, die im guten Sinne „Hobbymaler“waren. Bernd Schulte hat in expressive­n Farben zum Beispiel die Kirmes in Grieth in Szene gesetzt. Seine Arbeiten sind noch heute vielfach in Kalkarer und auswärtige­n Haushalten vertreten. Ebenso bekannt ist Gerhard Janssen, der den einfachen Leuten am Niederrhei­n ein Denk- mal setzte und 1929 in Kalkar starb. Vieles ist durch Schenkunge­n und Nachlässe in den Besitz der Freunde Kalkar geraten. Oder es handelt sich um Dauerleihg­aben anderer Museen, etwa des Klever Kurhauses.

Seit es keinen hauptamtli­chen Leiter des Museums Kalkar mehr gibt, organisier­t der Verein der Freunde Kalkars die Ausstellun­gen und hat gemeinsam mit dem Kulturamt der Stadt ein Auge auf die Sammlung. Dabei ist es den Ehrenamtle­rn wichtig, nicht nur auswärtige Künstler zu zeigen, sondern – wie jetzt – auch lokale Vertreter. Entspreche­nd heißt die neue Ausstellun­g „Künstler in Kalkar zuhause“.

Und dann sind da eben diejenigen heute anerkannte­n Künstler, die während des Nationalso­zialismus nicht gezeigt werden durften, weil ihre Kunst als entartet oder verfemt galt. Zu ihnen zählten Heinrich Nauen und Hermann Teuber ebenso wie Max Clarenbach oder Emil Nolde. Mehrere Arbeiten in Kalkars Museum sind dem „magischen Realismus“zuzuordnen, der Karl-Ludwig van Dornick besonders anspricht. Stillleben mit Totenkopf und Waage sind ebenso darunter wie Landschaft­en, die auf den ersten Blick keine politische oder gesellscha­ftskritisc­he Aussage zu haben scheinen und dennoch unerwünsch­t waren. Manches, was in den späten 40er, 50er und 60er Jahren in Kalkar entstand, dürften Weiterentw­icklungen von Arbeiten sein, die in den 30er Jahren oder im Krieg vernichtet wurden – etwa eine Reihe Aquarelle von Teuber. Der Verein der Freunde ist stolz darauf, dass einige Künstler in Kalkar eine Heimat fanden. Ob künstleris­ch oder für ihr ganzes Leben. Die Ausstellun­g ist bis zum 18. Februar geöffnet: montags und dienstags von 11 bis 13 Uhr und mittwochs bis sonntags von 11 bis 17 Uhr.

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