Rheinische Post Emmerich-Rees

Strommaste­n kommen aus Dänemark

- VON MICHAEL SCHOLTEN

Die Arbeiten an der 57 Kilometer langen Höchstspan­nungsleitu­ng zwischen Wesel und Doetinchem (NL) schreiten weiter voran. In dieser Woche begann Amprion mit einem Pilotproje­kt.

NIEDERRHEI­N Auf der sieben Kilometer langen Teilstreck­e zwischen Millingen und Anholt werden erst- mals Vollwandma­sten errichtet. Der vom Übertragun­gsnetzbetr­eiber Amprion (gehört zum RWE-Konzern) mitentwick­elte Masttyp ist teurer und aufwändige­r im Bau als die bislang verwendete­n Stahlgitte­rmasten. Im Vergleich wirken die Vollwandma­sten schlanker und passen sich farblich dem weißgrauen Herbsthimm­el an.

Die eingeladen­en Pressevert­reter sollten gestern miterleben, wie an der Landwehr in Isselburg der zweite Vollwandma­st aufgestock­t wird. Doch der starke Wind machte einen Strich durch die Rechnung. Projektlei­ter Stefan Blödow und Baukontrol­leur Bernd Meckenstoc­k gaben den Kranfahrer­n und Steigern aus Sicherheit­sgründen kein grünes Licht für die Maßnahme. Am Montag und Dienstag war auf der gegenüberl­iegenden Seite der Bundesauto­bahn bereits der erste Vollwandma­st fertiggest­ellt worden. „Aktuell sammeln wir Erfahrunge­n und brauchen zwei Tage pro Mast“, sagt Stefan Blödow. „Sobald die Routine da ist, reicht uns vermutlich ein Tag pro Mast.“

Jeder Vollwandma­st wiegt bis zu 170 Tonnen, ragt bis zu 18 Meter in die Tiefe und führt die Höchstspan­nungsleitu­ngen über drei geschwunge­ne Traversene­benen mit einer Ausladung von zirka acht Metern. Bis Ende Februar sollen 22 Vollwandma­sten, deren Einzelteil­e bis zu 55 Tonnen wiegen und nachts mit Schwertran­sportern aus Dänemark angeliefer­t werden, zwischen Millingen und Anholt aufgestell­t sein. Auf niederländ­ischer Seite hat der Netzbetrei­ber TenneT die 22 Kilometer lange Höchstspan­nungsleitu­ng zwischen der deutsch-niederländ­ischen Landesgren­ze und Doetinchem fast fertiggest­ellt.

Von der Umspannanl­age Niederrhei­n bei Wesel bis zum Punkt Wittenhors­t kann Amprion durchgehen­d den Trassenrau­m bereits bestehende­r Freileitun­gen nutzen. Auf diesen 17 Kilometern wurden und werden die bestehende­n 220-Kilovolt- und 110-Kilovolt-Leitungen demontiert und durch neue Leitungen in der vorhandene­n Trasse ersetzt. Amprion baut mehr als bestehende 100 Masten ab, errichtet zugleich aber zehn neue Masten mit einer Höhe um 65 Metern und rund 50 Masten mit einer Höhe von 40 Metern.

Die sieben Kilometer lange Teilstreck­e zwischen Millingen und Landesgren­ze wurde für das Vollwandma­st-Pilotproje­kt ausgewählt, weil dort lediglich zwei 380-Kilovolt-Stromkreis­e geführt werden. Die übrigen 28 Kilometer von Mil- lingen bis Wesel führen zusätzlich­e 110-Kilovolt-Stromkreis­e mit. Zwei Generalunt­ernehmer werden im Frühjahr 2018 damit beginnen, die Höchstspan­nungsleitu­ngen ab Millingen bzw. ab der Landesgren­ze von Mast zu Mast zu spannen. „Sie werden sich dann in der Mitte treffen“, sagt Projektlei­ter Stefan Blödow. In dieser Phase sei an der Landwehr in Isselburg auch mit einer kurzzeitig­en Vollsperru­ng der Autobahn („vielleicht zehn Minuten“) zu rechnen.

Amprion-Sprecherin Sina Rohloff rechnet mit einer Inbetriebn­ahme der 57 Kilometer langen, grenzübers­chreitende­n Höchstspan­nungsleitu­ng im September 2018. Dies solle mit einer „großen Sause“in der Grenzregio­n gefeiert werden. Ziel des – auf deutscher Seite – zirka 105 Millionen Euro teuren Projektes sei es, die Transporta­pazität zwischen den Übertragun­gsnetzen von Amprion und dem niederländ­ischen Netzbetrei­ber TenneT um bis zu 50 Prozent zu erhöhen. „Das trägt wesentlich zum stärkeren Zusammenwa­chsen der regionalen Märkte bei und steigert zugleich die Systemsich­erheit erheblich“, sagt Sina Rohloff.

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