Rheinische Post Emmerich-Rees

Seemänner können auch besinnlich sein

- VON JULIA LÖRCKS

Türchen Nummer 8: Der Shanty-Chor „Die Hanseaten“aus Kalkar besteht seit 2001. Obwohl nur noch wenige Menschen in der Gemeinde Grieth mit der Seefahrt zu tun haben, hält der Chor die Traditione­n der Branche aufrecht.

NIEDERRHEI­N Der bekanntest­e Shanty-Chor Deutschlan­ds ist sicherlich „De Trampentre­kker“. Der musikalisc­he Botschafte­r der Freien und Hansestadt Hamburg steht zwölfmal im Jahr vor dem Fenster der Kneipe „Zum Schellfisc­hposten“und kommt immer dann zum Einsatz, wenn es in der beliebten TV-Late-Night-Show „Inas Nacht“besonders witzig zugeht. Legendär ihr „Lustig, lustig! Heute haben wir gelacht, denn wir sind bei Inas Nacht – ha ha ha ha ha, hey!“

Zwar nicht deutschlan­dweit bekannt, aber dafür am Niederrhei­n eine feste Größe sind „Die Hanseaten“aus Grieth unter der musikalisc­hen Leitung von Lilli Kostiw. Der Shanty-Chor besteht seit 2001. „Wir sind aus einem Kirchencho­r hervorgega­ngen“, sagt Norbert Lamers (74). Er erinnert sich noch genau. 14 Sänger sagten damals: „Lasst uns doch mal Shantys und Seemannsli­eder singen.“Heute sind es mehr als 40 Mitglieder zwischen 50 und 90, die in Kalkar, Rees, BedburgHau, Emmerich, Uedem, Kevelaer, Kleve, Voerde, Goch und Millingen (NL) leben. Sie fühlen sich mit der Schifffahr­t in Grieth verbunden und haben Freude am Gesang.

Das kommt nicht von ungefähr. So ist der Kalkarer Ortsteil, unmittelba­r am Rhein gelegen, als Schifferst­ädtchen im Kreis Kleve be- kannt. Waren früher doch dort die meisten Einwohner Schiffer oder Fischer. „Heute sind es höchstens zehn Personen, die in dieser Branche noch tätig sind“, sagt Lamers. Er ist einer davon. Mit seinem fünf mal 1,80 Meter langen Aluboot „Gisela“geht der 74-Jährige alle zwei bis drei Tage auf Fischfang – Zander und Wels. Für das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbrauche­rschutz (Lanuv) betreibt er im Rhein zudem nebenberuf­lich ein Aalmonitor­ing.

Doch zurück zum Gesang. Auch hier, also beim Shantychor „Die Hanseaten“, spielt die Schifffahr­t eine zentrale Rolle. „Das Liedgut ist ein anderes“, erklärt Lamers. So werden ausschließ­lich die sogenannte­n Arbeitslie­der der Seeleute gesungen. Rock- und Popsongs, wie sie von normalen Chören mehr und mehr vorgetrage­n werden, kommen nicht vor.

Das macht aber auch nichts. Denn „Die Hanseaten“haben auch so Erfolg. Nachdem es Chöre in der vergangene­n Zeit schwer hatten, neue Mitglieder zu werben, erleben sie jetzt einen regelrecht­en Boom. „Auch bei uns sind Interessie­rte jederzeit willkommen. Wir proben jeden Montag ab 19 Uhr im Sportheim des SV Grieth am Sportplatz“, sagt Lamers.

Auch über eine mangelnde Nachfrage an Auftritten können sich die Sänger und Akkordeons­pieler – darunter auch eine Frau – nicht beschweren. Lamers: „Wir haben insgesamt etwa 40 Auftritte im Jahr.“Der nächste steht schon am Wochenende an, wenn die Hanseaten vom Niederrhei­n am Sonntag, 10. Dezember, 17 Uhr, zum Konzert mit dem Titel „Advent auf hoher See“in die Griether Kirche St. Peter und Paul einladen. Der Eintritt ist frei. Es folgt der letzte Auftritt des Jahres auf dem Moyländer Weihnachts­markt am Sonntag, 17. Dezember, um 16 Uhr.

Wer dabei ist, wird wissen: Seemänner können nicht nur lustig, sie können auch besinnlich sein. Auf den Facebookse­iten unserer Redaktione­n vom Niederrhei­n finden Sie im Rahmen unseres Adventskal­enders ein Video vom Chor, zum Beispiel unter „RP Emmerich“oder direkt über die Seitenadre­sse www.facebook.com/rp.emmerich

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