Rheinische Post Emmerich-Rees

Ein lebendiges Etwas

- VON MARKUS BALSER

Ab Sonntag zeigt das Haus im Park Bilder von Ulrike Donié und eine Installati­on der Japanerin Kiyomi Ozawa. Die beiden Künstlerin­nen haben sich schon vor Jahren zusammenge­tan. Ihre Arbeiten ergänzen sich auf interessan­te Weise.

EMMERICH Es flimmert und wuselt im Haus im Park. Fast könnte man meinen, in einen Aqua-Zoo oder eine wissenscha­ftliche Versuchsre­ihe geraten zu sein. Sind diese ins Auge stechenden, pinkfarben­en Röhren geheimnisv­olle Bewohner einer Unterwasse­rwelt oder ist es nicht vielleicht eher das Bild, das man sieht, wenn man sich Textilfase­rn durch ein Mikroskop anschaut?

Am Sonntag eröffnet die kleine Galerie im Rheinpark ihre erste Ausstellun­g des Jahres. „Austausch“heißt sie und präsentier­t Bilder von Ulrike Donié sowie eine Installati­on der Japanerin Kiyomi Ozawa.

Ulrike Donié, die gebürtig aus dem Saarland stammt und jetzt in Linz am Rhein lebt, überlässt die Interpreta­tion ihrer Bilder bewusst dem Betrachter. Allesamt unbetitelt, haben sie gemeinsam, dass sie organische Strukturen zu zeigen scheinen. Immer wieder tauchen Röhren in ihren in grellen Farben gehaltenen Bildern auf, um sie herum scheinen kleine Lebewesen zu wirbeln oder auf- und abzutausch­en.

Den Effekt des Lebendigen und der Bewegung erzielt die 56-Jährige mit der Verwendung spezieller Acrylfarbe­n, die kontrastre­ich eingesetzt werden: Grün und Pink, Blau und Rot lassen ihre Bilder besonders plastisch erscheinen. Und genau diese kontrastre­ichen, spannungsv­ollen Effekte möchte sie auch erzielen. „Mein Thema ist die Gegensätzl­ichkeit: bunt und dunkel, lebendig und tot, Dynamik und Ruhe“, erklärt sie.

Ihre Bilder entstehen dabei ohne vorgegeben­en Rahmen, ohne Konzept. Die organische­n Elemente werden spontan gesetzt. „Und dann malt sich das Bild wie von alleine weiter“, sagt sie.

Vor allem auf den Großformat­en, die im Haus im Park zu sehen sind, kommt das besonders zur Geltung. Stets glaubt man, im Zentrum ihrer Bilder ein lebendiges Etwas erkennen zu können, von da aus tastet das Auge über den Rest der Leinwand und entdeckt hie und da überrasche­nde Details.

Dass die Ausstellun­g „Austausch“heißt, hat seinen Grund: Mit der Performanc­e-Künstlerin Kiyomi Ozawa arbeitet Ulrike Donié schon seit Jahren zusammen. Ihre Kollegin lernte sie bei einem Studienauf­enthalt in Japan kennen. Seitdem vermitteln sich die Künstlerin­en wechselsei­tig Ausstellun­gen in Deutschlan­d und in Japan und lassen ihre Werke miteinande­r korrespond­ieren.

Für „Austausch“ist im Haus im Park im Obergescho­ss eine Installati­on Ozawas von Ulrike Donié aufgebaut worden. Das Besondere: Sie kann an jedem Ausstellun­gsort neu komponiert werden. Diesmal hat sich Ulrike Donié dafür entschiede­n, die Bestandtei­le der Installati­on am Boden aufzureihe­n. Die roten, nierentisc­hartigen, von Stangen durchbohrt­en Holzplatte­n wirken ebenfalls wie ein organische­r Körper. Er erscheint zwar abstrakter als die Strukturen auf den Bildern Doniés, eine Parallele in der Formenspra­che ist aber durchaus festzustel­len.

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