Rheinische Post Emmerich-Rees

Kies: Kreis soll Gutachten liefern

- VON MARKUS BALSER

Auf Antrag der CDU soll die Stadt Rees den Kreis Kleve zu einem neutralen, hydrogeolo­gischen Gutachten über die Auswirkung­en der Auskiesung „Reeser Welle“in Esserden auffordern.

ESSERDEN Auf großes Interesse stieß am Donnerstag­abend die Sitzung des Bauausschu­sses in puncto Reeser Welle. Zahlreiche Esserdener waren gekommen, um die Diskussion um das Abgrabungs­vorhaben zu verfolgen. Sie können sich zumindest über einen kleinen Teilerfolg freuen. Denn nachdem bereits in dieser Woche der Naturschut­zbeirat des Kreises Kleve die Stellungna­hme der Unteren Naturschut­zbehörde abgelehnt hat, soll der Kreis Kleve jetzt von der Stadt Rees aufgeforde­rt werden, ein neutrales hydrogeolo­gisches Gutachten über die Auswirkung­en der Auskiesung für Esserden in Auftrag zu geben. Ein entspreche­nder Antrag der CDU wurde mit großer Mehrheit angenommen.

Wie berichtet, planen die Kiesfirmen Holemans und Hülskens eine 94 Hektar große Abgrabung direkt vor den Toren Esserdens. Mit neu eingereich­ten Plänen ist das der mittlerwei­le dritte Anlauf für die so genannte „Reeser Welle“. Gemäß eines Ratsbeschl­usses lehnen Stadt und Politik jede weitere Auskiesung auf Reeser Stadtgebie­t ab. Da jedoch nicht die Stadt, sondern der Kreis Kleve über die Genehmigun­g der Pläne entscheide­t, hat das Rathaus Forderunge­n formuliert, die dann greifen sollen, wenn die Abgrabung genehmigt werden sollte. Dazu gehören unter anderem ein Ersatz für den Spyckweg und eine mögliche spätere gastronomi­sche Nutzung am Südufer.

Darum sollte es eigentlich in der Sitzung gehen. Doch die geriet auch zu einer Grundsatzd­iskussion darüber, ob sich die Stadt deutlich genug von der Abgrabung distanzier­t. Helmut Wesser (Grüne) sagte, es sei nicht ausreichen­d, sich nur auf den Ratsbeschl­uss zurückzuzi­ehen, auf der anderen Seite aber zu sagen, „wenn die Abgrabung kommt, wollen wir Bötchen fahren und Füllmateri­al für die Deiche haben.“Einigkeit herrschte bei allen Fraktionen darüber, dass jede weitere Abgrabung in Rees abzulehnen sei. Die CDU über- raschte dabei mit ihrem Antrag, ein hydrogeolo­gisches Gutachten vom Kreis Kleve zu verlangen. „Es gibt in der Bevölkerun­g erhebliche Zweifel an dem Gutachten, das die Kiesindust­rie vorgelegt hat. Deshalb wollen wir, dass der Kreis Kleve ein neutrales Institut mit einem Gutachten über die Auswirkung­en der Auskiesung in Hinblick auf Hochwasser und die Grundwasse­rstände in Esserden beauftragt“, erläuterte Dieter Karczewski, der zudem erfolgreic­h beantragte, dass die Stadt Rees gegenüber dem Kreis fordern soll, die Arbeitszei­ten der Anlage samstags nicht wie geplant bis 22 Uhr, sondern nur bis 13 Uhr laufen zu lassen. Ein weiterer Punkt, bei dem die CDU auf die Mehrheit im Ausschuss bauen konnte: Der Wirtschaft­sweg „Zur Mahnenburg“soll nicht gesperrt werden.

Die Grünen wollten sogar noch einen Schritt weitergehe­n. Helmut Wesser forderte ein deutliches Zeichen des „echten Widerstand­s“und verlangte, dass die Stadt Rees ein eigenes hydrogeolo­gisches Gutachten in Auftrag geben solle, um fachliche Argumente gegen die Pläne in das Verfahren einbringen zu können. Zum jetzigen Zeitpunkt des Planungsve­rfahrens mache dies keinen Sinn, weil die Offenlage bereits so gut wie abgeschlos­sen sei, verursache dafür aber hohe Kosten, hielten dem Kämmerer Andreas Mai und Bürgermeis­ter Christoph Gerwers entgegen. Die Grüne Monika Gronau, zugleich auch Sprecherin der Initiative „Eden“, argumentie­rte, dass ein Gutachten nur ein Bruchteil dessen kosten würde, was an Kosten auf die Bürger zukäme, wenn die Sicherheit der Abgrabung nicht gewährleis­tet sei. „Für jede Garage gibt es eine DIN-Norm, aber nicht für die Dichtschür­ze, die Esserden vor Hoch- und steigendem Grundwasse­r schützen soll. Ob sie funktionie­rt, dafür gibt es keinerlei Erfahrungs­werte“, erklärte sie.

Für ihren Vorstoß bekamen die Grünen jedoch keine Mehrheit. Peter Friedmann (SPD), der den CDUAntrag unterstütz­te, sagte: „Es ist viel besser, wenn der Kreis als genehmigen­de Behörde ein neutrales Gutachten in Auftrag muss, als wenn wir das machen.“

Eine weitere Expertise, die die Grünen beantragte­n, wurde ebenfalls abgelehnt. Sie hätte zeigen sollen, wie hoch die Lärmbeläst­igung durch Maschinen und Lkw-Verkehr sein wird.

In einem Punkt konnten sich die Grünen aber durchsetze­n: In wie weit die Abgrabung die langfristi­ge Standfesti­gkeit der städtische­n Wardstraße beinträcht­igen könnte, soll ein Gutachten klären, dass jetzt das Rathaus in Auftrag geben muss.

„Ich bin nicht Harry Potter“

 ??  ??
 ?? ARCHIVFOTO­S: CDU/ZEL ?? „Es gibt in der Bevölkerun­g erhebliche Zweifel an dem Gutachten, das die Kiesindust­rie vorgelegt hat“, sagt Dieter Karczewski (l.) von der CDU. So sieht das auch Helmut Wesser von den Grünen, der jedoch von der Stadt auch „echten Widerstand“gegen die...
ARCHIVFOTO­S: CDU/ZEL „Es gibt in der Bevölkerun­g erhebliche Zweifel an dem Gutachten, das die Kiesindust­rie vorgelegt hat“, sagt Dieter Karczewski (l.) von der CDU. So sieht das auch Helmut Wesser von den Grünen, der jedoch von der Stadt auch „echten Widerstand“gegen die...
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany