Am Pranger
KLEVE verhältnis und Vereinnahmung. Ich hoffe, alle Priester lernen aus dem Fall und sind für Jugendliche und deren Probleme da, ohne ihnen die eigenen aufzubürden. Für den betroffenen Priester und Jugendlichen tut es mir sehr leid, dass nun alles teils Intime so in die Öffentlichkeit gezerrt wird. Ich hoffe, sie finden auch Schutz und Wahrung ihrer Würde als Privatperson. Kein Mensch ist perfekt, und auch ein Priester kann fehlen. „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein“, sagte Jesus nur, als die Menge von ihm verlangte, eine Sünderin zu steinigen. Aufarbeitung, evtl. Therapie, Reue und Änderung des Verhaltens ist jedem Beteiligten zu wünschen, aber bei Gott steht auch jedem Umkehrwilligen Barmherzigkeit zu und die Chance, aus Fehlern zu lernen und es in Zukunft besser zu machen. Zu „Hab’ dich unendlich doll lieb“(RP vom 20. Januar): Jeder verantwortungsbewusste Leser wird sich die Frage nach dem Sinn und der Absicht Ihres ungewöhnlich langen Berichts über das Fehlverhalten eines möglicherweise psychisch gestörten Priesters in Kleve stellen. Natürlich muss man über die Behandlung dieses Falles durch das Bistum Münster kontrovers diskutieren. Auch über das Fehlverhalten des Priesters darf niemand den Mantel des Schweigens decken; ganz offensichtlich ein Fall für eine notwendige psychologische Behandlung. Dass aber mit dieser sehr detaillierten Berichterstattung zugleich auch die Persönlichkeitsrechte des minderjährigen Jugendlichen massiv beschädigt worden sind, ist ein Ärgernis! Ob von Ihnen gewollt oder nicht, der Jugendliche steht jetzt auch am Pranger. Denn spätestens nach diesem Bericht im überregionalen Teil weiß nun jeder in Kleve und am Niederrhein, was da los ist. Insbesondere wie intensiv der Kontakt zwischen dem Priester und dem Jugendlichen war. Leitartikel Nordrhein-Westfalen