Indiskretionen
Zu „Hab’ dich unendlich doll lieb“(RP vom 20. Januar): Wäre es in der Berichterstattung über den Pfarrer aus Kleve auch eine Nummer kleiner, mit einer sachlicheren Überschrift und etwas weniger Details gegangen? Gewiss wären die Leser trotzdem „angemessen“und solide informiert gewesen. Ich nehme mal an, dass es nach diesen vielen unsäglichen Indiskretionen für den betroffenen Jugendlichen jetzt noch schwerer ist, sich in Schule und Gemeinde unter Gleichaltrigen zu bewegen. Ich stelle es mir auch trostlos für die Trauernden großer Beerdigungen in der Klever Gemeinde vor, nun landesweit lesen zu müssen, wie sehr sie dem Pfarrer zur Last gefallen sind. Gleichermaßen ist es für die erwähnte Frau bestimmt nicht gerade toll, so unangenehme Einzelheiten aus der Presse zu erfahren. Auch an die Angehörigen des Pfarrers sollte man ruhig mal einen Gedanken verwenden, bevor man solche verzichtbaren Indiskretionen veröffentlicht. Ich habe die RP abonniert und nicht die Zeitung mit den vier Großbuchstaben! Ich kann wohl in der Berichterstattung über ein sehr ernstes Thema und eine wirklich schlimme Situation etwas mehr Seriosität und Rücksichtnahme allen – vor allem unfreiwillig – Beteiligten gegenüber erwarten! Zu „Die Einsamkeit des Priesters“(RP vom 23. Januar): Es klingt an, dass zölibatärverpflichtete Männer der Gefahr einer unangemessenen Intimität verstärkt ausgesetzt sind. Daher sei eine Verehelichung sinnvoller. Jedoch fehlt ein wichtiger Hinweis: Bei evangelischen Pfarrern gibt es diese Möglichkeit. Man könnte daher erwarten, dort wäre ein treues und stabiles harmonisches Eheleben gang und gäbe. Wie man weiß, machen hier die Scheidungsquoten selbst vor dem Bischofsamt nicht halt. Ohne Probleme scheint zölibatfrei nicht zu sein.