Deutschlands Kuratorin für die Kunstbiennale von 2019
LEIPZIG (RP/dpa) Anderthalb Jahre vor der nächsten Kunstbiennale von Venedig wurde die Kuratorin für den deutschen Beitrag gekürt. Franciska Zólyom (44), die in Ungarn geborene Direktorin der Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig, wird das Konzept entwickeln, sie hat damit eine der international exponiertesten Aufgaben im Kunstbetrieb inne. „Es ist eine sehr große und anhaltende Freude“, sagt die Kunsthistorikerin. Sie empfinde die Berufung als Wertschätzung ihrer Arbeit in Leipzig. Auf die Aufgabe bereitet sie sich ab sofort vor. „Die Ausstellung der Biennale wird für Menschen aus aller Welt gemacht“, sagt sie und denkt laut nach: „Was will ich diesen Menschen zeigen?“
Noch ist es zu früh für Namen von Künstlern, die sie berufen will. Im Frühjahr solle das Konzept stehen, sagt sie. Trotzdem habe sie gleich in der ersten Sekunde nach ihrer Ernennung losgelegt. „Ich hatte wirklich das Gefühl, fünf Ideen pro Minute zu entwickeln. Ich schreibe sie auf und schaue immer wieder in dieses Heft.“Demnächst werde sie den deutschen Pavillon in Venedig besuchen. „Der Ort wird entscheidend sein, welche Gespräche ich mit welchen Künstlern anfange.“
Ob für sie auch die Instrumentalisierung des Pavillons in der Nazi- Zeit Thema sein wird? „Ich glaube schon, dass sich Geschichte in Gebäude einschreibt. Das kann man nicht negieren“, sagt Zólyom. „Aber mich interessiert Geschichte aus der Gegenwart heraus. Mit Blick auf damals und heute interessiert mich, wie man eine solche Zerstörung verhindern kann.“
Wie deutsch wird der von ihr kuratierte Beitrag auf der Biennale?
Zólyom überlegt kurz. Sie lebe und arbeite in Deutschland, antwortet sie. Aber: Die Kunstszene sei international. „Ich denke über Identität weniger im Sinne von Herkunft nach. Vielmehr ist die Qualität der Beziehungen, die Menschen und Länder miteinander eingehen, ausschlaggebend dafür, welches Bild sie von sich zeichnen.“