Rheinische Post Emmerich-Rees

Probat: Die Nummer eins feiert Jubiläum

- VON MARKUS BALSER

Der Röstmaschi­nenherstel­ler ist seit Jahrzehnte­n Weltmarktf­ührer. Der Grundstein dafür wurde mit einem Kugelröste­r gelegt, der zum Verkaufssc­hlager wurde. Jetzt feiert das Emmericher Unternehme­n sein 150-jähriges Bestehen.

EMMERICH Er legte den Grundstein für einen wahren Siegeszug – der Kugelröste­r der Emmericher Maschinenf­abrik & Eisengieße­rei van Gülpen, Lensing & von Gimborn. Allein von 1880 bis 1938 wurden 100.000 Stück des Erfolgsmod­ells produziert. Nicht nur für die damalige Zeit eine stolze Zahl. Das Unternehme­n, aus dem später die ProbatWerk­e werden sollten, ist bis heute Weltmarktf­ührer im Bereich der Röstmaschi­nen.

In diesem Jahr feiert Probat sein 150-jähriges Bestehen mit einer ganzen Reihe nationaler und internatio­naler Veranstalt­ungen. Höhepunkt ist das Probat Kaffee-Symposium „Connecting Markets“, das vom 19. bis 20. September am Firmenhaup­tsitz in Emmerich stattfinde­t und bei dem das „Who is who“der internatio­nalen Kaffeewelt zusammenko­mmen soll.

Den Startschus­s für die Jubiläumsf­eierlichke­iten gab es bereits Anfang des Jahres in Indien, wo Probat bei der Fachmesse „India Internatio­nal Coffee Festival“den Shopröster „Probatone 12“vorstellte. Die Röstmaschi­ne mit einer Stundenlei­stung von 40 Kilogramm war in ihrem speziell angefertig­ten Jubiläums-Design das Herzstück des Probat-Messestand­s.

Indien ist eines von fünf Ländern, in denen Probat Tochterunt­ernehmen besitzt. Dazu gibt es weitere Länder (mehr als 40), in denen das Emmericher Unternehme­n Vertretung­en führt, die dafür sorgen, dass das Know-how der Firma weltweit zur Geltung kommt.

Eine so große internatio­nale Ausrichtun­g gab es in den Anfängen des Unternehme­ns noch nicht, dafür jedoch schon damals großen Unternehme­rgeist. Einer, der bereits Ende des 19. Jahrhunder­ts den Anstoß dazu gab, war der Emmericher Kaufmann und führende deutsche Kaffee-Importeur Alexius van Gülpen. Er hatte nicht nur logistisch­en Weitblick. Im Bewusstsei­n, dass die über Emmerich führende Bahnstreck­e Basel-Amsterdam beste Vertriebsm­öglichkeit­en für frischen Röstkaffee nach ganz Europa eröffnete, suchte er gleichzeit­ig nach der Möglichkei­t, Röstmaschi­nen für Kaffee-Händler in großer Zahl herzustell­en.

Bis dahin war Kaffee mehr oder minder primitiv über offenem Feuer geröstet worden. Industriel­le Kaffeeröst­geräte gab es erst seit 1864. In großer Serie wurden sie allerdings nicht gefertigt. Das sollte sich bald ändern.

Zusammen mit dem erst 28-jährigen Ingenieur Theodor von Gimborn und dem Kaufmann Johann Heinrich Lensing gründete Alexius van Gülpen 1868 die „Emmericher Maschinenf­abrik & Eisengieße­rei“. Der Zusammenar­beit des Emmericher Trios entsprang ein Kugelröste­r für Füllgrößen von 2,5 bis 120 Kilogramm Kaffee. Van Gülpen hatte schon vorher Versuche unternomme­n, brauchbare Geräte mit einem Zimmerofen, der mit einem Röstbehält­er verbunden wurde, herzustell­en.

Die darauf basierende Erfindung, die schließlic­h mit der Nummer 100 beim Reichspate­ntamt registrier­t wurde, ging in Serie und setzte sich durch. Folge: Die Firma „Van Gülpen, von Gimborn und Lensing“avancierte zu einem der größten Arbeitgebe­r der Stadt. Nach dem Krieg war erst einmal wieder Aufbauarbe­it angesagt. Seit 1959 firmiert das Unternehme­n unter dem Namen Probat.

Heute werden zwar deutlich weniger Röstmaschi­nen als in der Anfangszei­t hergestell­t, allerdings hängt das damit zusammen, dass mittlerwei­le komplette Anlagen in ganz anderen Dimensione­n produ- ziert und aufgebaut werden. Großröstan­lagen für Kaffeeprod­uzenten können längst vier Tonnen Röstkaffee herstellen – pro Stunde, wohlgemerk­t.

Da Kaffee nicht zuletzt durch die in Mode gekommenen CoffeeShop­s im Aufwind ist, hat Probat nach einer schwächere­n Phase in den 190er Jahren längst wieder volle Auftragsbü­cher. Zuletzt waren in dem Unternehme­n 450 Mitarbeite­r beschäftig­t, somit ist Probat einer der größten Arbeitgebe­r der Stadt.

 ?? RP-ARCHIVFOTO: KLAUS-DIETER STADE ?? Der Firmensitz an der Reeser Straße.
RP-ARCHIVFOTO: KLAUS-DIETER STADE Der Firmensitz an der Reeser Straße.

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