Rheinische Post Emmerich-Rees

Ein Leben als Anlauf zur perfekten Kür

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Aljona Savchenko und Bruno Massot holen dank einer famosen Darbietung Gold im Paarlauf. Für die 34-Jährige ist es die Krönung einer Karriere, in der ihre Partner in den entscheide­nden Momenten oft genug patzten.

telpunkt. Die Deutsche Eislauf-Union überweist für Massot 30.000 Euro Ablöse an den französisc­hen Verband, die beiden kommen selbst für ein Drittel der Summe auf, über Crowdfundi­ng und mittels Preisgelde­rn. Der Mann aus der Normandie, der inzwischen einen deutschen Pass besitzt, ist 31 Zentimeter größer als Savchenko, die als Hauptgefre­iter in einer Sportförde­rgruppe der Bundeswehr angestellt ist. Von ihm erhofft sie sich neue Impulse, neue Möglichkei­ten, einen neuen Anlauf auf Gold.

Ein Anlauf, der nach dem Kurzprogra­mm einmal mehr ausgebrems­t scheint. Massot springt den dreifachen Salchow nur doppelt. Sie sind nur Vierte. Und fassungslo­s. Savchenko noch ein Stück mehr. „Das muss er schon selbst machen“, konterte die fünfmalige PaarlaufWe­ltmeisteri­n Fragen, ob sie Massot nun nicht wieder aufbauen müsse. Wer Perfektion anstrebt, kann sich zu viel Nachsicht nicht leisten – auch das ist ein Wesenszug, den Savchenko in sich trägt.

Angreifen wollen sie also am Tag drauf. In der von Eistanz-Legende Christophe­r Dean inspiriert­en Kür. Es ist ein Angriff, der im inoffiziel­len Weltrekord von 159,31 Punkten mündet. Zur Musik der Natur-Doku „Die Welt von oben“stürmen sie doch noch zum Olympiasie­g. Für Deutschlan­d ist es der erste im Paarlauf seit 66 Jahren, seinerzeit hatten Ria Baran und Paul Falk für die Düsseldorf­er EG in Oslo triumphier­t.

Als alles vorbei ist, legen sich beide hin. „Das war nicht geplant, das ist einfach so passiert. Wir haben uns diesen gemeinsame­n Moment auf dem Eis einfach gegönnt“, sagt Savchenko. Unter Kennern gilt sie seit langem als beste Paarläufer­in der Welt, nun hat sie auch den dazu passenden Titel. „Wir haben bis zur allerletzt­en Kür gezittert, ob es reicht. Als das feststand, lief meine gesamte Karriere wie im Zeitraffer in meinem Kopf ab – aber nur die positiven Momente.“

Den positivste­n Moment von allen erlebt sie in den Minuten ihrer Kür. Das schließt indes nicht aus, dass da noch Besseres kommen kann. Bei diesem Vorhaben wäre dann aber nicht Massot der Mann an ihrer Seite, sondern Liam Cross. Der ist Brite, acht Jahre jünger und seit 2016 Savchenkos Ehemann. „Ich möchte auf jeden Fall Kinder. Am liebsten zwei Mädchen, die später auch aufs Eis gehen“, sagt sie.

Vermutlich dann mit einer gehörigen Portion Perfektion­ismus als Erbe.

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