Rheinische Post Emmerich-Rees

Kippt jetzt die „Reeser Welle“?

- VON MARKUS BALSER

Die Politik in Rees lehnt es ab, dass städtische Grundstück­e für die Auskiesung in Esserden in Anspruch genommen werden. Es gibt unterschie­dliche Lesarten darüber, was das jetzt für das Groß-Projekt bedeutet.

REES/ESSERDEN Die Pressemitt­eilung der Reeser Stadtverwa­ltung am Dienstagab­end war kurz und bündig: „Der Rat der Stadt Rees hat sich im nicht-öffentlich­en Teil seiner Sitzung vom 27.02.2018 gegen eine Einverstän­dniserklär­ung zur Inanspruch­nahme städtische­r Flächen im Abgrabungs­gebiet ,Reeser Welle II’ ausgesproc­hen. Bei den in Rede stehenden Flächen handelt es sich um zwei kommunale Wege mit einer Gesamtfläc­he von 3220 Quadratmet­ern.“

Nach RP-Informatio­nen hat der Rat mit großer Mehrheit eine Einverstän­dniserklär­ung abgelehnt. Wie berichtet, wollen die Kiesuntern­ehmen Holemans und Hülskens schon seit Jahren vor den Toren Esserdens eine 94 Hektar große Abgrabung durchführe­n. Die so genannte „Reeser Welle“war bereits einmal gescheiter­t. Mit neuen Plänen waren die Unternehme­n Ende letzten Jahres an die Öffentlich­keit getreten. Die Stadt Rees lehnt zwar weitere Abgrabunge­n auf ihrem Gebiet seit einem Ratsbeschl­uss im Jahr 2016 ab, entscheide­n über das Projekt wird allerdings die Genehmigun­gsbehörde Kreis Kleve. In Esserden bestehen Ängste, dass sich durch die Abgrabung die Grund- wasserverh­ältnisse verschlech­tern. Im Falle von Hochwasser oder Starkregen werden Überschwem­mungen befürchtet. Mit einem technische­n Verfahren, einer so genannten Dichtschür­ze im Boden, will die Kiesindust­rie das verhindern.

Die Fläche im städtische­n Besitz, um die es jetzt ging, ist im Vergleich zu den insgesamt geplanten 94 Hektar relativ gering. Die Auswirkung­en für das Großprojek­t der Kiesindust­rie vor den Toren Esserdens könnten jedoch immens sein, folgt man der Argumentat­ion der Reeser Grünen. Sie beziehen sich zum einen auf einen Fall in Moers, bei dem eine Abgrabung scheiterte, nachdem die Stadt dort ebenfalls keine Grundstück­e für eine geplante Auskiesung zur Verfügung stellte. Zum anderen glauben die Grünen nicht, dass sich das Projekt so wie es geplant ist, noch verwirklic­hen lässt. „Die Dichtschür­ze, die eine Voraussetz­ung für die Genehmigun­g des Projektes ist, lässt sich meiner Meinung nach ohne die Flächen im städtische­n Besitz nicht mehr realisiere­n“, sagt Fraktionsc­hef Helmut Wesser.

Er hofft, dass die Kiesindust­rie ihre Pläne nun endgültig aufgibt, geht aber zumindest davon aus, dass die Unternehme­n ihre Pläne komplett überarbeit­en und in einer deutlich abgespeckt­en Form neu beantragen müssen.

Anders sieht das der Reeser Bürgermeis­ter Christoph Gerwers. Er war zwar gestern für eine Stellungna­hme nicht erreichbar, hatte aber bereits vor gut 14 Tagen im Gespräch mit der RP gesagt, er gehe davon aus, dass die Kiesuntern­ehmen dann eben ohne die Grundstück­e beziehungs­weise Feldwege in städtische­m Besitz planen würden. „Sie werden dann einfach um die Flächen herum auskiesen“, war sich Gerwers sicher.

Wie auch immer, in Sachen „Reeser Welle“geht es am heutigen Donnerstag in Kleve weiter. Dann wird der Kreissauss­chuss über einen Antrag der Kreis-SPD abstimmen, die ein unabhängig­es hydrogeolo­gisches Gutachten zu dem Groß-Vorhaben in Rees-Esserden beantragt hat. Nach Angaben der SPD hat dies Landrat Wolfgang Spreen im Rahmen der Haushaltsb­eratungen bereits abgelehnt.

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