Kippt jetzt die „Reeser Welle“?
Die Politik in Rees lehnt es ab, dass städtische Grundstücke für die Auskiesung in Esserden in Anspruch genommen werden. Es gibt unterschiedliche Lesarten darüber, was das jetzt für das Groß-Projekt bedeutet.
REES/ESSERDEN Die Pressemitteilung der Reeser Stadtverwaltung am Dienstagabend war kurz und bündig: „Der Rat der Stadt Rees hat sich im nicht-öffentlichen Teil seiner Sitzung vom 27.02.2018 gegen eine Einverständniserklärung zur Inanspruchnahme städtischer Flächen im Abgrabungsgebiet ,Reeser Welle II’ ausgesprochen. Bei den in Rede stehenden Flächen handelt es sich um zwei kommunale Wege mit einer Gesamtfläche von 3220 Quadratmetern.“
Nach RP-Informationen hat der Rat mit großer Mehrheit eine Einverständniserklärung abgelehnt. Wie berichtet, wollen die Kiesunternehmen Holemans und Hülskens schon seit Jahren vor den Toren Esserdens eine 94 Hektar große Abgrabung durchführen. Die so genannte „Reeser Welle“war bereits einmal gescheitert. Mit neuen Plänen waren die Unternehmen Ende letzten Jahres an die Öffentlichkeit getreten. Die Stadt Rees lehnt zwar weitere Abgrabungen auf ihrem Gebiet seit einem Ratsbeschluss im Jahr 2016 ab, entscheiden über das Projekt wird allerdings die Genehmigungsbehörde Kreis Kleve. In Esserden bestehen Ängste, dass sich durch die Abgrabung die Grund- wasserverhältnisse verschlechtern. Im Falle von Hochwasser oder Starkregen werden Überschwemmungen befürchtet. Mit einem technischen Verfahren, einer so genannten Dichtschürze im Boden, will die Kiesindustrie das verhindern.
Die Fläche im städtischen Besitz, um die es jetzt ging, ist im Vergleich zu den insgesamt geplanten 94 Hektar relativ gering. Die Auswirkungen für das Großprojekt der Kiesindustrie vor den Toren Esserdens könnten jedoch immens sein, folgt man der Argumentation der Reeser Grünen. Sie beziehen sich zum einen auf einen Fall in Moers, bei dem eine Abgrabung scheiterte, nachdem die Stadt dort ebenfalls keine Grundstücke für eine geplante Auskiesung zur Verfügung stellte. Zum anderen glauben die Grünen nicht, dass sich das Projekt so wie es geplant ist, noch verwirklichen lässt. „Die Dichtschürze, die eine Voraussetzung für die Genehmigung des Projektes ist, lässt sich meiner Meinung nach ohne die Flächen im städtischen Besitz nicht mehr realisieren“, sagt Fraktionschef Helmut Wesser.
Er hofft, dass die Kiesindustrie ihre Pläne nun endgültig aufgibt, geht aber zumindest davon aus, dass die Unternehmen ihre Pläne komplett überarbeiten und in einer deutlich abgespeckten Form neu beantragen müssen.
Anders sieht das der Reeser Bürgermeister Christoph Gerwers. Er war zwar gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar, hatte aber bereits vor gut 14 Tagen im Gespräch mit der RP gesagt, er gehe davon aus, dass die Kiesunternehmen dann eben ohne die Grundstücke beziehungsweise Feldwege in städtischem Besitz planen würden. „Sie werden dann einfach um die Flächen herum auskiesen“, war sich Gerwers sicher.
Wie auch immer, in Sachen „Reeser Welle“geht es am heutigen Donnerstag in Kleve weiter. Dann wird der Kreissausschuss über einen Antrag der Kreis-SPD abstimmen, die ein unabhängiges hydrogeologisches Gutachten zu dem Groß-Vorhaben in Rees-Esserden beantragt hat. Nach Angaben der SPD hat dies Landrat Wolfgang Spreen im Rahmen der Haushaltsberatungen bereits abgelehnt.