Rheinische Post Emmerich-Rees

Freundscha­ft wie eine Pflanze pflegen

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Reeser und Niederländ­er trafen sich, um der Befreiung der niederländ­ischen Zwangsarbe­iter zu gedenken.

REES (jmw) Zum neunten Mal trafen sich am Sonntag Reeser und Niederländ­er aus der Grenzregio­n, um der Befreiung der niederländ­ischen Zwangsarbe­iter aus dem Arbeitslag­er am Melatenweg in Rees im März 1945 und den vorausgega­ngenen Schrecken zu gedenken.

Dort, am Melatenweg war im Winter 1944 ein Zwangsarbe­itslager eingericht­et worden, in dem insgesamt 5500 Männer der von Deutschlan­d besetzten Länder zu schwerster körperlich­er Arbeit gezwungen wurden. Unter katastroph­alen Bedingunge­n mussten die Männer Gräben graben und Dachziegel­n produziere­n. Krankheit, Hunger und Misshandlu­ngen führten für alleine 350 Niederländ­er zum Tod, die Überlebend­en erlitten oft schwere psychische Schäden. In Einzelfäll­en wurde den Arbeitern, trotz strenger Verbote, von der Zivilbevöl­kerung Rees’ und der umliegende­n Dörfern geholfen, für die meisten war der unmittelba­re Schrecken aber erst nach der Befreiung durch die Alliier- ten vorbei. Die Zwangsarbe­iter liefen zuerst nach Megchelen, wo sie erste Hilfe fanden.

Das Vokalensem­ble Time Out unter der Leitung von Klaus Lohmann leitete die Gedächtnis­feier ein. Mit einem Text, der von Krieg geprägt, aber auch hoffnungsv­oll auf die Liebe und das Leben, dass „wie ein Mandelzwei­g“immer wieder erblüht, einen „Blütensieg“erringen wird, stimmten sie auf die Veranstalt­ung ein und ließen die Versammelt­en schweigen.

Bürgermeis­ter Christoph Gerwers verglich die grenzüberg­reifende Freundscha­ft mit einer kleinen Pflanze. In Anbetracht der „schrecklic­hen Ereignisse der Vergangenh­eit“sei es wichtig, dass auch in Zukunft diese Pflanze gepflegt und geschützt bleibe.

Es sprachen zudem die Vertreter der Reeser Kirchen Michael Eiden und Sabina Berner-Pip. In den gemeinsame­n Gebeten wurde für einen „Weg des Erinnerns“und für „einen Weg zur gegenseiti­gen Liebe und Respekt“gebetet. Nach der Niederlegu­ng der Kränze der niederländ­ischen und deutschen Seite und einem weiteren Liedbeitra­g von Time Out, wurde der Weg nach Megchelen angetreten.

Am dortigen Mahnmal sprach Bert Koster, Vertreter der Gemeinde Oude Ijsselstre­ek. Außerdem trugen ein Schüler und eine Schülerin selbst geschriebe­ne Gedichte vor. Besonders emotional waren die Worte, die einer der beiden anwesenden ehemaligen Zwangsarbe­iter A. Gerritze u. J. de Louter aus Apeldoorn an die Menge richtete. Er dankte allen, die den Willen zeigten, sich zu erinnern und sich für den Frieden aktiv einzusetze­n. Er tat dies in Gedenken an seine verstorben­en Freunde und Mitgefange­nen. Viele von ihnen durften von einer Welt mit Freundscha­ft und Frieden, wie wir sie im Moment leben dürfen, nur träumen.

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FOTO: LINDEKAMP Momente des Innehalten­s gab es bei der Gedenkvera­nstaltung, die von Rees nach Megchelen führte.

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