Frankfurt wirft Schalke aus dem Pokal
Nach dem 1:0-Halbfinalsieg trifft Eintracht-Trainer Niko Kovac im Finale von Berlin auf seinen neuen Klub FC Bayern.
GELSENKIRCHEN Dass die Fußballprofis des FC Schalke 04 nicht durch tollen Kombinationsfußball auf Platz zwei der Bundesliga und ins DFB-Pokalhalbfinale gekommen sind, wusste man vor dem gestrigen Abend. Dass Eintracht Frankfurt, Schalkes Herausforderer, vor allem Zweikampfstärke auszeichnet, ebenfalls. Doch statt den Höhenflug nach dem 2:0-Derbysieg gegen Borussia Dortmund im Pokal fortzusetzen, stutzten die Frankfurter den Überfliegern von Trainer Domenico Tedesco die Flügel. Frankfurt setzte sich in einem mauen Spiel 1:0 (0:0) durch und trifft am 19. Mai in Berlin auf den FC Bayern München – den künftigen Klub von Eintracht-Trainer Niko Kovac.
Im Malocher-Stil gestalteten die Spieler den Kampf um den Finaleinzug. Vor allem auf zwei Akteuren lag in der ausverkauften Schalker Arena der Fokus: Leon Goretzka, der im Sommer aus Schalke zum FC Bayern wechselt, spielte unter den Augen seines zukünftigen Trainers Kovac. Der Frankfurter Coach wiederum hatte Kevin Prince Boateng in die Startelf berufen. Mit einem Pfeifkonzert begrüßten ihn die Schalker Fans, denn Boateng war 2015 beurlaubt worden und hatte den Klub daraufhin im Streit verlassen. Den zweiten höhnischen Beifall erntete er in der 43. Minute, als er verletzt vom Platz humpelte.
Ausgerechnet Boateng aber hatte die erste Chance einer sonst schwachen ersten Halbzeit eingeleitet. Nach sechs Minuten näherte sich Frankfurt erstmals dem Schalker Tor. Boateng legte einen weiten Ball auf den Frankfurter Luka Jovic ab. Dessen Abschluss parierte SchalkeKeeper Ralf Fährmann. Fußballoptimisten würden die erste Hälfte der Partie als „kampfbetont“bezeichnen. Die meisten Ballaktionen spiel- ten sich im Mittelfeld ab, die Chance aus der sechsten Minute blieb die vorerst letzte. Das Team von Tedesco konnte sich keine Torchance erspielen, obwohl es gegenüber dem BVB-Spiel auf nur einer Position verändert war: Yevhen Konoplyanka nahm auf der Bank Platz, Marko Pjaca rückte in die Elf. Er blieb so blass wie der Rest der Schalker. Erst in der 32. Minute gab es die erste Offensivaktion: Nach einer Flanke von Goretzka rollte Caligiuris Schuss knapp am Pfosten vorbei. Bei der folgenden Ecke kam Guido Burg- staller zum Kopfball. Doch Frankfurts Torwart klärte stark.
Unentwegt gestikulierten die Trainer Tedesco (32) und Kovac (46) an den Rändern ihrer Coaching-Zonen, holten Spieler für taktische Instruktionen heran. Tedescos Ärgernis war die Art und Weise, wie seine Truppe auftrat. Er schlug immer wieder vor Wut in die Luft, breitete mehrfach die Arme aus, als wollte er fragen: „Was macht ihr da eigentlich?“
In der zweiten Halbzeit reagierte Tedesco früh, brachte Konoplyanka für Pjaca, der nur 38 Prozent seiner Zweikämpfe gewann und eine Fehlpassquote von 50 Prozent hatte. Schalke gewann zwar fortan mehr Bälle im Mittelfeld, konnte das aber nicht in Tormöglichkeiten ummünzen. Frankfurt legte Kompaktheit und Zweikampfhärte an den Tag. Schalke eher Ideenlosigkeit.
Die beste Schalker Chance vergab Burgstaller nach einer guten Einzelaktion. Dann drehte Frankfurt auf: Jovic stieg nach einer Ecke am ersten Pfosten hoch – und traf per Hacke ins lange Eck. Sein Traumtor weckte Schalke auf. Zwei Minuten danach zappelte der Ball im Netz. Das 1:1? Nein, denn Burgstaller hatte im Abseits gestanden. Es reichte nicht mehr für S04, denn ein weiterer Treffer durch Franco Di Santo wurde wegen angeblichen Handspiels aberkannt (90.+4). Da half auch eine umstrittene Rote Karte gegen den eben eingewechselten Frankfurter Gelson Fernandes nichts mehr. Seit dem Pokalsieg 2011 gab es keine Finaltour mehr aus Gelsenkirchen nach Berlin. So wird es zumindest bis 2019 bleiben.