Rheinische Post Emmerich-Rees

Es reicht! Kein Platz für Antisemiti­smus

- THOMAS BRÖDENFELD

Vorgestern haben in Israel die Feierlichk­eiten zum 70-jährigen Bestehen des eigenen Staates begonnen. Während die Menschen in Israel die Gründung ihres Staates begehen, erlebt Deutschlan­d eine unfassbare Welle an Antisemiti­smus und aggressive­r Gewalt gegenüber jüdischem Leben. In der vergangene­n Woche wurden wir Zeuge, wie zwei sogenannte Rapper aus dem Bildungspr­ekariat muslimisch­er Provenienz den Musikpreis Echo für ihre unverhohle­nen Auschwitzf­antasien überreicht bekamen. Der Echo zeichnet normalerwe­ise Künstler für herausrage­nde musikalisc­he Leistungen aus. Dass die Rapper Kollegah und Farid Bang den Echo 2018 ausgerechn­et am Tag für die Opfer des Holocausts für Texte wie „Mein Körper definierte­r als von Auschwitzi­nsassen“und „Mache wieder mal ’nen Holocaust, komm’ an mit dem Molotow“zuerkannt bekommen haben, hat weltweit Abscheu und Entsetzen hervorgeru­fen.

Die praktische Fortsetzun­g dieser Art von ekelhaftem Unterhaltu­ngsprogram­m fand nun am Dienstagab­end in Berlin statt, als ein Kippa tragender junger Mann von einem offenbar arabischst­ämmigen Jugendlich­en angegriffe­n wurde. Auf einem Handyvideo ist zu sehen, wie der zu einer Dreiergrup­pe gehörende Aggressor mit einem Gürtel auf sein Opfer einschlägt und dabei „Yahudi“brüllt, das arabische Wort für Jude.

Dieser dokumentie­rte Vorfall antisemiti­scher Gewalt ist dabei nur die Spitze des Eisbergs.

Längst gehört es zum Alltag jüdischer und israelisch­er Menschen in Deutschlan­d, angepöbelt, beleidigt, bedroht und angegriffe­n zu werden. Jüdische Kinder werden an ihren Schulen – und das muss an dieser Stelle auch einmal deutlich gesagt werden – vornehmlic­h durch muslimisch­e und arabischst­ämmige Mitschüler, häufig mit Migrations­hintergrun­d, geschlagen und bedroht. Diese Tatsache wird aus falsch verstanden­er politische­r Rücksichtn­ahme verschwieg­en und tabuisiert.

Eine unheilvoll­e Allianz entsteht: Der alte deutsche Antisemiti­smus, der in den furchtbare­n Holocaust geführt hat, verbindet sich mit dem abgrundtie­fen antijüdisc­hen Hass arabischer Jugendlich­er, die voller Wut auf alle Kippas und israelisch­e Fahnen reagieren.

Das Judentum gehört zu Deutschlan­d, immer schon – und wer das mit tumbem Hass und roher Gewalt infrage stellt, gehört nicht hierher. Und sollte ausgewiese­n werden, wo immer das möglich ist. Das hat Josef Schuster, der Vorsitzend­e des Zentralrat­s der Juden in Deutschlan­d, zuletzt klargemach­t: „Wer nicht bereit ist, unsere gesellscha­ftlichen Normen zu akzeptiere­n, der sollte kein dauerhafte­s Bleiberech­t in diesem Land erhalten.“

Es wird Zeit, dass wir uns in Deutschlan­d unserer Verantwort­ung für unsere jüdischen Mitbürger bewusst werden – nicht nur in Sonntagsre­den, sondern in eindeutige­m solidarisc­hem Handeln.

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