Überfall auf die deutsche Botschaft
Der Überfall begann am Mittag: Am 24. April 1975 stürmten sechs Mitglieder der Rote Armee Fraktion (RAF) die deutsche Botschaft in Stockholm. Ihr Ziel: Sie wollten inhaftierte RAF-Angehörige freipressen, darunter Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof. Das Kommando hatte sich nach Holger Meins benannt, der im November 1974 nach einem Hungerstreik in der Haft gestorben war. Die Terroristen stürmten die Botschaft, nahmen zwölf Geiseln und verschanzten sich im Obergeschoss. Weil die schwedische Polizei nicht wie gefordert die untere Etage geräumt hatte, begingen sie ihren ersten Mord: Sie erschossen den Militärattaché Andreas von Mirbach und stießen ihn die Treppe hinunter. Trotz der Schreckensnachrichten aus Schweden machte der Krisenstab unter Bundeskanzler Helmut Schmidt deutlich, dass man nicht auf die Forderungen der Terroristen eingehen würde. Ein weiteres Botschaftsmitglied starb am späten Abend: Die Täter erschossen den Wirtschaftsreferenten Heinz Hillegaarts. Erst gegen Mitternacht endete die Geiselnahme überraschend. Vermutlich hatte einer der Terroristen versehentlich den zuvor gelegten Sprengsatz gezündet. Alle Anwesenden, Geiseln und Geiselnehmer, wurden bei der Explosion verletzt. Zwei der Täter starben an den Folgen. Die vier überlebenden Täter wurden 1977 zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt.