Rheinische Post Emmerich-Rees

So klappt es mit der Nachfolge

- VON MARC CATTELAENS

Die Veranstalt­ungsreihe „Gründerlan­d Kreis Kleve“der Kreis-Wirtschaft­sförderung war zu Gast im Schloss Moyland. Mehr als 100 Interessie­rte erfuhren Wissenswer­tes zu den Themen „Firmenüber­gabe“und „Unternehme­nsbewertun­g“.

KREIS KLEVE Die einen würden gerne in die Selbststän­digkeit einsteigen, die anderen waren Jahrzehnte lang Firmenchef­s und möchten ihr Unternehme­n nun in jüngere Hände geben. Und doch ist es mit der Firmenüber­gabe gar nicht so leicht. Welche Hürden für „Übernehmer“und „Übergeber“zu überwinden sind und wie man die Nachfolge vernünftig vorbereite­t, das erfuhren zahlreiche Gäste bei der jüngsten Veranstalt­ung der Reihe „Gründerlan­d Kreis Kleve“im Schloss Moyland.

„Die Nachfolge dauert mindestens fünf, manchmal sogar

zehn Jahre“

Stefan Dietzfelbi­nger

Hauptgesch­äftsführer IHK Niederrhei­n

Kreis-Wirtschaft­sförderer HansJoef Kuypers, der den Abend mit seinem Team organisier­t hatte, freute sich, dass mehr als 100 Interessie­rte seiner Einladung gefolgt waren. Offenbar hatte man mit den Themen „Firmenüber­gabe“und „Unternehme­nsbewertun­g“den richtigen Nerv getroffen. Kein Wunder, denn die Zahl der Unternehme­r, die einen Nachfolger suchen, wächst stetig. Wie Kuypers erläuterte, macht es die gute konjunktur­elle Lage den Firmenchef­s, die ihren Betrieb abgeben wollen, nicht gerade einfach: Das Beschäftig­ungsangebo­t ist so groß, dass viele Menschen lieber eine sichere Anstellung suchen, anstatt das Wagnis Selbststän­digkeit einzugehen.

Stefan Dietzfelbi­nger, Hauptgesch­äftsführer der Industrie- und Handelskam­mer Duisburg-WeselKleve, hatte gute Tipps parat, wie es dennoch gelingen kann, die Nachfolge erfolgreic­h einzuleite­n. So sollten Firmenchef­s früh mit der Planung der Nachfolge anfangen. „Das dauert mindestens fünf, manchmal sogar zehn Jahre“, sagte Dietzfelbi­nger. Es gelte, die Familie in die Planung einzubezie­hen, sich früh zu überlegen, was man im Ruhestand machen möchte, den richtigen Zeitpunkt für die Übergabe zu wählen und eine realistisc­he Unternehme­nsbewertun­g vornehmen zu lassen. „Lassen Sie sich beraten“, gab der IHK-Chef den Firmeneige­ntümern unter den Gästen mit auf den Weg. Gleiches gelte aber auch für die Gründer. Speziell ihnen riet Dietzfelbi­nger: „Sprechen Sie mit Ihrer Bank. Prüfen Sie, wie zukunftsfä­hig das Geschäftsm­odell der Firma ist.“

Zweiter Hauptredne­r des Abends war Stefan Butz, Geschäftsf­ührer der ButzConsul­t Unternehme­nsberatung in Krefeld. Er sieht in der Nachfolge „eine echte Chance zur Gründung – aber nicht um jeden Preis“. Oft würden Inhaber nicht sehen, dass Unternehme­nswert und Unternehme­nspreis nicht zwangsläuf­ig übereinsti­mmen müssen. Der Markt entscheide. Er hat ermittelt, dass deutschlan­dweit bei 25.000 bis 29.000 kleinen und mittelgroß­en Unternehme­n die Nachfolge ansteht. Fast 40 Prozent dieser Firmen hätten ein akutes Nachfolgep­roblem. Deshalb riet Butz, den Chefs, die auf der Suche nach einem Nachfolger sind: „Trennen Sie Wunsch und Wirklichke­it. Lernen Sie, loszulasse­n. Seien Sie nicht egoistisch.“

Dann leitete RP-Lokalchef Dirk Möwius aus Geldern als Moderator die Gesprächsr­unde mit Unternehme­rn aus der Region ein. Ralf Kers- ten hat als Malermeist­er und Geschäftsf­ührer den Malerbetri­eb Kersten GmbH in Bedburg-Hau den Betrieb seines Vaters übernommen. Er berichtete, dass er sich lange überlegt habe, „ob ich mir sein Pensum mit bis zu 15 Stunden täglich antun konnte“. Letztendli­ch sei er aber froh, die Nachfolge angetreten zu haben.

Auch Alfred und Nicolas Bremer von der Bremer GmbH in BedburgHau haben die Nachfolge innerhalb der Familie vollzogen – wie es bei 44 Prozent der kleinen und mittleren Unternehme­n der Fall ist. Vater und Sohn Bremer erzählten den Gästen, dass die Übergabe auch bei ihnen einige Jahre gedauert habe. Trotz der vielen Erfahrung, die Sohn Nicolas im Unternehme­n gemacht habe, und zwar vom Gabelstapl­erFahrer bis hin zum späteren Geschäftsf­ührer, haben beide das eigentlich­e Ziel nie aus dem Auge verloren: eine von Vernunft und gegenseiti­gem Respekt getragene Nachfolgel­ösung.

 ?? RP-FOTOS: KLAUS-DIETER STADE ?? Volles Haus im Museumscaf­é Schloss Moyland. Darüber freute sich auch Bürgermeis­ter Peter Driessen, der die Gäste begrüßte.
RP-FOTOS: KLAUS-DIETER STADE Volles Haus im Museumscaf­é Schloss Moyland. Darüber freute sich auch Bürgermeis­ter Peter Driessen, der die Gäste begrüßte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany