Las Vegas: das kleine Eishockey-Märchen aus der Wüste
LAS VEGAS (dpa) Mit einem Schwert durchtrennte ein goldener Ritter einen Jet. Unmöglich? Nicht in Las Vegas. Mit einer großen Lasershow auf dem Eis empfingen die EishockeyCracks der Golden Knights die Winnipeg Jets zum dritten NHL-Finalspiel in der Western Conference. Noch spektakulärer sind allerdings die Leistungen des Teams aus der Wüste Nevadas. 2:1 führen die Golden Knights – zwei Siege fehlen noch zum Einzug ins Stanley-CupEndspiel. So oder so ist die Premie- ren-Saison der schaft historisch.
Einen Rekord nach dem anderen räumen die Golden Knights als sogenanntes Expansion-Team, als neugegründete Mannschaft, ab. Mit 51 Siegen in der regulären Saison pulverisierten sie beispielsweise die Bestmarke der Florida Panthers (33). „Es ist für die Liga vielleicht die beste Story in der jüngeren Vergangenheit“, nannte es das US-Magazin „Forbes“. Auch der übertragende TV-Sender NBC freut sich über bes-
31. NHL-Mann- te Einschaltquoten. „Die Nation ist fasziniert von der unglaublichen Geschichte der Golden Knights“, erklärte Sam Flood, leitender Produzent bei NBC.
Dabei existierte das Team im vergangenen Sommer noch gar nicht. General-Manager George McPhee und Trainer Gerard Gallant wählten im Draft vor Saisonbeginn von jedem der 30 NHL-Teams einen Spieler aus. Keine Stars, sondern Profis aus der zweiten oder dritten Reihe. „Niemand hätte damals gedacht, dass wir da sind, wo wir jetzt sind“, sagte Keeper Marc-André Fleury nach dem 4:2-Sieg im Spiel drei der Best-of-Seven-Serie gegen die Jets.
Torhüter Fleury, genannt „Flower“, ist Sinnbild des Überraschungsteams. In Pittsburgh verlor er seinen Stammplatz, in Las Vegas blüht der 33-Jährige auf. „Mit Flower im Tor hast du immer die Chance zu gewinnen“, sagte Team-Kollege James Neal. „Ich bin so stolz, ein Teil dieser Gruppe zu sein“, schwärmte Fleury nach dem zwei- ten Erfolg im Finale der Western Conference. Vor der Saison glaubte kein Experte, dass die Knights überhaupt an den Play-offs schnuppern können. Selbst nach der guten regulären Spielzeit war die EishockeyWelt noch skeptisch. „Es ist unmöglich, dass sie am Ende der Saison besser sind als wir“, sagte LA-KingsStar Drew Doughty vor der ersten Play-off-Runde. Doughtys Kalifornier wurden von den Golden Knights mit 4:0 im Schnelldurchgang in den Urlaub befördert.