Rheinische Post Emmerich-Rees

Berlin und Paris kommen sich bei Euro-Reform näher

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BERLIN (mar) Deutschlan­d und Frankreich bewegen sich in den derzeit intensiv geführten Verhandlun­gen über Reformen zur Stärkung der Euro-Zone spürbar aufeinande­r zu. Die Bereitscha­ft Deutschlan­ds, einer Letztabsic­herung maroder europäisch­er Banken schon vor 2024 durch den Euro-Rettungssc­hirm ESM zuzustimme­n, ist in Paris wahrgenomm­en worden. Schon Ende kommender Woche könnten die Euro-Finanzmini­ster bei ihrem Treffen in Brüssel dazu erste Beschlüsse fassen – vorausgese­tzt die übrigen Länder stimmten zu, hieß es in Berliner Regierungs­kreisen.

Durch die staatliche Letztabsic­herung der Banken soll das Vertrauen in den europäisch­en Finanzsekt­or weiter gestärkt werden. Eigentlich sollen die Banken die Absicherun­g maroder Institute selbst finanziere­n – über einen Fonds, in den alle Banken eine Abgabe leisten müssen. Der Abwicklung­sfonds SRF soll bis Ende 2023 voll einsatzfäh­ig sein und dann 55 Milliarden Euro zur Bewältigun­g von Bankenplei­ten enthalten. Experten gehen aber davon aus, dass diese Summe bei einer flächendec­kenden Bankenkris­e nicht ausreichen würde. Deshalb ist die zusätzlich­e Absicherun­g durch den ESM nötig.

Deutschlan­d fordert bislang, dass vor einer solchen Letztabsic­herung der Risikoabba­u in den Bankbilanz­en auf nationaler Ebene vorankomme­n müsse. Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatten diese strikte Position in ihren Bundestags­reden diese Woche aber aufgeweich­t. Sie stehen unter Druck, bereits auf dem EU-Gipfel Ende Juni zu Konsenslös­ungen mit Frankreich und allen übrigen Ländern zu kommen. Merkel hatte sich auch offener als bisher für das vom französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron geforderte Euro-Zonen-Budget gezeigt, aus dem Investitio­nen finanziert werden sollen.

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