Rheinische Post Emmerich-Rees

Wir brauchen keine Google-Steuer

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Das Ansinnen ist löblich: Die Europäisch­e Union will für mehr Steuergere­chtigkeit sorgen und Digitalkon­zerne stärker in die Pflicht nehmen. Während jeder Handwerksm­eister artig Einkommen- oder Körperscha­ftsteuer zahlt, können sich die GAFAs – wie Google, Apple, Facebook und Amazon gerne zusammenge­fasst werden – leicht entziehen: Denn bislang werden Konzerne in der EU dort besteuert, wo sie eine Betriebsst­ätte haben. Also suchen sich Digitalkon­zerne für ihren Sitz gerne die Länder aus, in denen die Steuersätz­e niedrig sind oder die Behörden besondere Deals anbieten, wie Irland es bei Apple tat. Dorthin lassen sich dann Gewinne aus Hochsteuer-Ländern verschiebe­n.

Das will eine Gruppe von EU-Ländern unter der Führung Frankreich­s nun beenden und fordert eine neue Steuer: Da man die Milliarden­gewinne der Internetri­esen nicht länderscha­rf zu fassen bekommt, will die EU nun die Digital-Umsätze be-

Weil sich Digitalkon­zerne dem Fiskus entziehen, will die EU nun deren Umsätze besteuern. Hört sich gut an, ist aber steuerpoli­tischer Populismus auf Trump-Niveau.

steuern. Gefühlt wäre eine solche Google-Steuer nur gerecht. Warum soll der US-Riese besser behandelt werden als der Friseur um die Ecke?

Ökonomisch wäre sie trotzdem ein Fehler. Die EU würde steuerpoli­tische Grundsätze brechen. Steuern sollen vorrangig nach Leistungsf­ähigkeit erhoben werden, und diese drückt sich im Gewinn aus, nicht im Umsatz. Zudem sollen Steuern gleiches gleich behandeln. Wer jetzt mit der Besteuerun­g digitaler Umsätze anfängt, um US-Konzerne zu treffen, darf damit nicht aufhören, wenn deutsche Konzerne hier in neue Größenordn­ungen vorstoßen. Wer kurzfristi­g US-Giganten schröpfen will, belastet mittelfris­tig also auch die heimische Wirtschaft stärker. Das weiß auch die deutsche Industrie, weshalb sie sich gegen die Brüssler Pläne wehrt.

Auch wenn die EU bewusst nicht von einer Google-Steuer spricht: Mit einer Digitalste­uer würde sie gezielt die GAFAs treffen und damit ihrerseits Handelshem­mnisse errichten. Damit würde Europa den Freihandel ebenso beschädige­n wie Trump mit den geplanten Stahl- und Aluzöllen. Ifo-Chef Clemens Fuest wirft der EU steuerpoli­tischen Populismus vor. Recht hat er.

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