Rheinische Post Emmerich-Rees

Gericht macht Vorgaben für Diesel-Fahrverbot­e

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Das Bundesverw­altungsger­icht präzisiert das Urteil aus dem Februar. Die Union fordert von Autokonzer­nen Diesel-Nachrüstun­gen.

DÜSSELDORF/BERLIN (lai/mar/dpa) Im Kampf gegen zu schmutzige Luft können Städte einzelne Straßen für ältere Diesel sperren – Fahrverbot­e für größere Innenstadt­bereiche sind aber nicht so leicht möglich. Das geht aus der schriftlic­hen Begründung des Bundesverw­altungsger­ichts hervor, das Verbote schon grundsätzl­ich für zulässig erklärt hatte. Knapp drei Monate nach den Urteilen erläutern die Richter nun näher ihre zentrale Anforderun­g, dass Beschränku­ngen „verhältnis- mäßig“sein müssen. Als bundesweit erste Stadt könnte Hamburg noch im Mai Sperrungen für zwei Straßen verhängen. Die Begründung war mit Spannung erwartet worden. Zwar beziehen sich die höchstrich­terlichen Entscheidu­ngen konkret auf Fälle in Stuttgart und Düsseldorf. Sie haben aber Signalwirk­ung, welche Spielräume es für Eingriffe zum Gesundheit­sschutz von Anwohnern gibt.

Die Bezirksreg­ierung Düsseldorf teilte auf Anfrage mit, man sei „froh, dass die schriftlic­he Urteilsbeg­ründung des Bundesverw­altungsger­ichts Leipzig nun vorliegt und für Klarheit sorgen wird“. Die Behörde will die Begründung nun prüfen und die Vorgaben in die Fortschrei­bung der Luftreinha­ltepläne einarbeite­n. Zuletzt hatte die Landesbehö­rde angekündig­t, dass DieselFahr­verbote bis 2020 nicht kommen sollten. Dafür muss die Bezirksreg­ierung aber Alternativ­en finden. Der neue Luftreinha­lteplan sollte schon vorliegen, war aber mehrfach wegen des Rechtsstre­its verschoben worden. Wie lange es bis zur Fertigstel­lung dauert, konnte die Bezirksreg­ierung noch nicht sagen. Düsseldorf­s Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) ist ein Gegner von Diesel-Fahrverbot­en. Nach der Urteilsver­kündung im Februar hatte er bekräftigt, dass Fahrverbot­e die Kommunen vor „eine praktisch unlösbare Aufgabe stellen würden, da sie nur mit extremem Aufwand umgesetzt und praktisch nicht vollstreck­t werden könnten“. Man warte nun auf die Pläne der Bezirksreg­ierung, hieß es gestern aus dem Rathaus.

In der Union wird der Ruf nach einer Hardware-Nachrüstun­g älterer Dieselfahr­zeuge auf Kosten der Autoherste­ller lauter. Die SPD hatte den Druck auf die Hersteller erhöht, den betroffene­n Dieselfahr­ern Hardware-Nachrüstun­gen anzubieten. „Die hohe Stickoxid-Belastung in den Städten muss effektiver reduziert werden“, sagte die umweltpoli­tische Sprecherin der Unionsfrak­tion im Bundestag, Marie-Luise Dött (CDU), unserer Redaktion. Rechtlich sei eine verpflicht­ende Nachrüstun­g durch die Hersteller zwar nicht durchsetzb­ar. „Doch die Autoherste­ller könnten eine Menge zur Verbesseru­ng ihres ramponiert­en Images tun, wenn sie den betroffene­n Diesel-Kunden die technische Hardware-Nachrüstun­g freiwillig anbieten würden“, sagte Dött. Die Autoindust­rie stehe im Dieselskan­dal sehr schlecht da: „Das Vertrauen der Verbrauche­r in die Autoindust­rie ist gestört.“

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