Rheinische Post Emmerich-Rees

Bergretter in der Wagenburg

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Ich frage mich, was wohl im Kopf von Sohni Wernicke und seinen Getreuen vorgegange­n sein mag, als an diesem denkwürdig­en Samstag der Eltener Ortsvorste­her Albert Jansen auf dem Eltenberg von seinem Fahrrad stieg und erklärte, er würde doch auch gerne im Stanislaus­kolleg zuhören, wenn es dort beim Krisengipf­el mit der Bundesund Landespoli­tik um die Betuwe in Elten geht.

Sie erinnern sich: Das war vor einer Woche der letzte Versuch der Bürgerinit­iative „Rettet den Eltenberg“, doch noch die eigenen Pläne für Elten durchzuset­zen. Nämlich die Variante von Johannes ten Brink, über die seit Jahren geredet wird.

Eingeladen worden war Jansen zu diesem Treffen nicht. Ein Zufall? Natürlich nicht. Albert Jansen tat das einzig Richtige an diesem Tag: Er ging trotzdem hin und machte so deutlich, wie klein kariert die Bürgerinit­iative

Es gibt Begriffe, die sind positiv besetzt. So wie Umweltschü­tzer, Vegetarier oder Gleichstel­lungsbeauf­tragte. Dass das aber nicht immer nette Menschen sein müssen, geht in der Debatte gelegentli­ch unter. Und dass „Bergretter“nicht immer die offensten aller Menschen in Elten sind, wissen wir seit dieser Woche auch.

handelt, wenn sie den Ortsvorste­her nicht einlädt. Denn nach der Gemeindeor­dnung in NordrheinW­estfalen wird er vom Rat gewählt, um die Belange seines Dorfes oder Stadtteile­s zu vertreten. Es wäre also eine Selbstvers­tändlichke­it gewesen, ihn auch zuzulassen.

Weil aber die Bergretter ihre Nähe zum Eltener SPD-Ortsverein nicht leugnen können und der seit Jahren amtierende Ortsvorste­her ein CDUMann ist, der kaum zu schlagen ist, es sei denn mit den Bahnplänen für die Betuwe in Elten, wollten Wernicke und Co. das Pulver für den Wahlkampf in 2020 vermutlich schön trocken halten.

Ob das Kalkül aufgeht? Ein Leser hat uns vor wenigen Tagen die Abschrift eines Briefes geschickt, der an den Bürgermeis­ter gegangen ist. Darin beklagt sich der Mann, dass die Pläne der Bürgerinit­iative ihm und seinen Nachbarn eher schaden als nutzen. Und abgesproch­en sei die Sache mit ihnen auch nicht ge- wesen. Der Mann hat vielleicht Glück. Auch wenn die Bürgerinit­iative Optimismus verbreitet, scheint sie ihr Ziel doch nicht erreicht zu haben. Die Planungen werden wohl nicht mehr neu aufgerollt.

Seit gestern Nachmittag deutet sich nämlich an, dass es wohl kaum zu einer kompletten Übernahme der BI-Pläne für Elten kommt (siehe Artikel auf dieser Seite). Der zuständige Parlamenta­rische Staatssekr­etär jedenfalls hat sich zurückhalt­end geäußert, geht aus einer gemeinsame­n Pressemitt­eilung aller fünf am Krisengipf­el beteiligte­n Bundestags­abgeordnet­en hervor.

Mit dem Schreiben ist zumindest Klarheit hergestell­t, ob der Gipfel ein Durchbruch war oder nicht. Denn die Presse war eben so wenig zugelassen wie der Ortsvorste­her. Nur ein Foto vorher war erlaubt. Fragen an die Teilnehmer in einer Pressekonf­erenz später nicht. So sollte vielleicht nur Feingesieb­tes an die Öffentlich­keit gelangen.

Es passt ins Bild, dass die Bürgerinit­iative erst vor wenigen Tagen dem verdutzten Bürgermeis­ter ihr mehrere Jahre altes Gutachten in die Hand drückte, in dem angeblich nachgewies­en wurde, dass die eigene Variante deutliche Vorteile gegenüber der der Bahn hat. Man habe keine Argumente vor einer möglichen gerichtlic­hen Auseinande­rsetzung mit der Bahn verraten wollen, lautete die Begründung.

Steht also auch die Emmericher Stadtverwa­ltung auf der falschen Seite?

Das alles erweckt den Eindruck, als hätten sich die „Bergretter“längst in eine Wagenburg-Mentalität geflüchtet. In der wird die Welt ganz einfach unterschie­den: Drinnen sind die Guten, draußen ist die Welt feindlich.

Kennt man ja auch aus Hollywood-Filmen. Im Elten-Western gibt es allerdings einen Unterschie­d: Hier sitzen die „Roten“in der Wagenburg.

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